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Original im Internet

EDITORIAL

Liebe: Unser Weg aus der Entfremdung

Aus der Juli 2020-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 25. Oktober 2021 im Internet.


Es gibt kaum etwas Schöneres als eine wiederhergestellte Freundschaft oder eine überwundene Entfremdung.

Zerbrochene Beziehungen und Entfremdung sind allzu üblich. Trauer und Wut über Meinungsverschiedenheiten können bewirken, dass wir uns aus einer Freundschaft, einer Organisation oder einer Kirche zurückziehen möchten. Entfremdung kann gerechtfertigt erscheinen, wenn wir meinen, dass jemand uns Unrecht getan hat.

Die christliche Lehre gestattet uns jedoch nicht, in dieser Sackgasse der Unzufriedenheit und Absonderung zu verbleiben, egal wie gerechtfertigt das zu sein scheint. Christus Jesus legte uns nahe, Gott, die göttliche Liebe, so tief und rein zu lieben, dass wir den Menschen in unserer Umgebung ganz natürlich Liebe zeigen. Entfremdung hat keinen Platz in unserem Herzen, denn sie hat keinen Platz in Gott.

Wir meinen vielleicht, dass unsere Fähigkeit zu lieben begrenzt ist und dass diese Fähigkeit versagen kann, wenn wir unter Stress stehen. Die geistige Tatsache ist jedoch, dass wir keine Persönlichkeiten sind, die Liebe tanken müssen, bevor sie welche weitergeben können. Gott ist jedem von uns als dem geistigen Ebenbild der Liebe in inniger, unendlicher Liebe zugetan. Wir sind die Widerspiegelung Gottes, liebenswert und liebevoll, ganz und gar fähig, die alles umgebende Liebe, Gott, auszudrücken.

Diese geistige Wirklichkeit trifft hier und jetzt zu. Wir können zu dieser Erkenntnis kommen und die warme Anerkennung der Liebe für uns alle fühlen – unsere sogenannten Feinde eingeschlossen – und, wie Jesus sagte, denen Gutes tun, die uns hassen (siehe Matthäus 5:44). Und er erklärte, warum solch eine Liebe natürlich für uns ist: „Damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel seid; denn er lässt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten und lässt es regnen über die Gerechten und die Ungerechten“ (Matthäus 5:45).

Der liebevolle Vater, mit dem Jesus so vertraut war, könnte gar nicht anders als unparteiisch gerecht zu den Bösen und den Guten sein. Doch diese Gerechtigkeit ist anders als die Urteile, die wir darüber treffen, wer in einem Streit Recht hat und wer nicht. Gottes Gerechtigkeit ist göttlicher Schutz, der leugnet, dass das Böse Gegenwart oder Macht hat.

Diese Lehren Jesu zu befolgen entschuldigt nicht schlechtes Verhalten und befreit auch niemanden davon, sich zu ändern, sondern wandelt das um, was in unserer Verantwortung liegt – unser Denken. Unsere Sichtweise von anderen mit dem in Übereinstimmung bringen, was Gott über sie weiß, heilt seelisches Leid zusammen mit dem Verlangen, jemanden für unsere Pein zu bestrafen.

Die Christliche Wissenschaft erklärt ferner, dass „Feinde“ durch sterbliche Sichtweisen geschaffen werden. Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, nannte diese Art von Gedanken sterbliches Gemüt. Das sterbliche Gemüt kann die Frau und den Mann, die Gott erschaffen hat und die laut der Bibel zusammen den Menschen ausmachen (siehe Markus 10:6), nicht wahrnehmen, also verrennt es sich in Konflikte, gespaltene Beziehungen und Missverständnisse – die uns alle zu Entfremdung drängen. Da das sterbliche Gemüt weder das wahre Gemüt, Gott, noch unsere wirkliche geistige Individualität ist, können wir die aufgewühlten Emotionen, die es uns aufdrängt, zurückweisen.

Mrs. Eddy schrieb: „Kannst du einen Feind sehen, es sei denn du formst ihn zuerst in deinem Denken und schaust dann auf den Gegenstand deines eigenen Begriffes? Was ist es, das dich kränkt? Kann denn Hohes oder Tiefes, oder irgendeine andere Kreatur dich scheiden von der Liebe, die das allgegenwärtige Gute ist – die unendlich segnet, einen und alle?“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 8).

Die belasteten Beziehungen der Welt werden nicht durch eine personenbezogene Liebe wiederhergestellt, sondern durch selbstlose Liebe, die direkt von Gott kommt. Selbstvergessen liebevoll zu sein, ist das Gegenteil davon, sich in Verletzung oder Enttäuschung zu verstricken. Reine Zuneigung ist nicht nachtragend. Ehrlichkeit mit uns selbst stoppt den Drang, vorschnelle Urteile über andere zu treffen. Diese Gnade geistiger Liebe macht menschlichen Stolz, Betrug und Hass weniger mächtig und wirklich für uns.

Eine innere Stimme, die sagt: „Ich möchte diese Entfremdung und Verletzung nicht aufgeben“ ist in Wirklichkeit die Opposition gegen die moralische Umwandlung, die der Christus von uns fordert. Die klarsichtige, selbstlose Liebe, die sich in Jesu Leben zeigt und der wir mit gottgegebener Fähigkeit folgen können, überwindet diesen Widerstand – den Antichrist oder das, was in der Christlichen Wissenschaft als tierischer Magnetismus bezeichnet wird.

Die Zerstörung des tierischen Magnetismus liegt in dem Wissen, dass er nicht wirklich ist, denn seine Existenz wird vom göttlichen Prinzip, Gott, nicht unterstützt. Es mag gute Gründe für Betroffenheit über Zwistigkeiten und Fehlverhalten mit großer oder kleiner Reichweite geben, doch sie sind und bleiben nicht die geistig-wissenschaftliche Wahrheit über die Situation. Konsequente metaphysische Arbeit – einschließlich des Gebets für unsere Feinde und uns selbst – berichtigt das Unrecht, das wir erleiden, indem sie unsere menschliche Sichtweise von Freunden, Angehörigen und Kollegen auf das göttliche Verständnis der wahren Identität eines jeden als unendlichem Ausdruck von Liebe verlegt. Das kann erhebliche Auswirkungen haben.

Es gab eine Zeit, in der ich jemandem in meiner Kirche einige Entscheidungen verübelte, die ich ablehnte. Jahrelang mied ich jeglichen Kontakt zu dieser Person. Doch während dieser Zeit wuchs meine Liebe zu Gott und der Kirche – einschließlich ihrer Mitglieder.

Und schließlich sagte ich mir: „Ich habe genug Liebe, um mit Menschen zu arbeiten, deren Meinung ich vielleicht nicht teile.“ Als ich aktiver in der Kirche mitarbeitete, konnte ich den Kontakt zu dieser Person nicht mehr vermeiden. In einer bestimmten Woche musste ich mehrere E-Mails an diesen einstigen Feind schreiben, und ich schrieb sie mit so viel Liebe wie möglich. Wie aus heiterem Himmel wurde mir in der Antwort auf eine dieser E-Mails genau der geistige Wahrheitsgedanke mitgeteilt, der nötig war, um meinen Kummer über einige Arbeitsprobleme zu überwinden. Diese Person wusste, was ich brauchte, und gab es mir bereitwillig. Ich schrieb mit Dankbarkeit und echter Freundschaft zurück. Und diese Freundschaft besteht fort.

Wir betrachten uns selbst als vollkommen im Recht und einen anderen als vollkommen im Unrecht. Das ist genau das Gegenteil von dem, was wissenschaftlich wahr und in der Christlichen Wissenschaft beweisbar ist. Gott, das Gute, ist im Recht. Unrecht wird berichtigt, wenn unser eigenes Denken mit Liebe, dem göttlichen Prinzip, übereinstimmt. Das Gute, das wir praktizieren, verbindet die Menschheit gleichbleibend mit der Harmonie der Liebe.

Nichts kann uns davon abhalten, uns der großen Macht und Wärme der Liebe zu fügen. Gott ist genau hier und schenkt uns Integrität, Ehrlichkeit und Mitgefühl. Jeder ist Teil einer selbstlosen Liebe, die zulässt, dass die unendliche Liebe, nämlich Gott, unsere Beziehungen wiederherstellt und uns von Entfremdung befreit.

Susan Stark
Geschäftsführende Redakteurin

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