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Wir können nicht aus dem Guten vertrieben werden

Aus der Juli 2020-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 28. März 2022 im Internet.


Laut UN-Flüchtlingskommissariat gab es im Juni 2021 82,4 Mio. Vertriebene aufgrund von Gewalt, entweder als Flüchtlinge im Ausland oder innerhalb der Grenzen ihres eigenen Landes (https://www.unhcr.org/dach/de).

Diese Zahlen sind dort, wo ich lebe, ein wachsendes Problem. Seit einigen Wochen und Monaten werden Menschen in meinem Gastland Äthiopien durch einen eskalierenden Bürgerkrieg intern vertrieben, und einige fliehen in die Nachbarländer. Die Größenordnung dieses Problems und das, was ich in den Nachrichten und von den Menschen in meinem Umfeld hörte, war zu einer großen Belastung für mich geworden.

Besorgniserregende Nachrichten veranlassen mich immer zu beten. Doch wie betet man wirksam, wenn ein Problem so umfangreich, ja scheinbar kolossal ist? Eines Tages kam mir laut und deutlich eine Antwort in Form dieser Worte über Gott aus Lied Nr. 136 im Liederbuch der Christlichen Wissenschaft: „Du wendest mir Dein Antlitz zu, Dein Friede geht mit mir“ (Violet Hay, Orig. und Übers. ©CSBD). Gott hatte mir diese Antwort gegeben, die mir half, nicht nur bezüglich meiner eigenen Gefühle von Vertreibung zu beten, sondern auch über das Weltproblem als solches.

Einige Monate zuvor hatten mich dieselben Worte getröstet, als ich wegen einer tiefen Traurigkeit betete. Ich hatte einige Monate an einem Ort verbracht, den ich sehr liebe, umgeben von Natur in den Bergen, an Flüssen und Wäldern, und wusste, dass ich nun in die laute, überfüllte Stadt zurückkehren musste, in der ich das restliche Jahr lebe. Es würde mindestens ein Jahr dauern, bevor ich wiederkommen konnte, und ich wäre sehr gern geblieben. Dieses Hin und Her ging jetzt schon über 20 Jahre. Ich fragte mich, ob ich jemals den Frieden der Berge, wo ich am liebsten bin, nicht mehr würde verlassen müssen und diese ständig wiederkehrende Trauer hinter mir lassen könne.

Diese Erfahrung lässt sich keineswegs mit der Bedrängnis vergleichen, in der sich so viele derzeit befinden; ich verliere bei meiner Abreise weder mein Zuhause, meine Besitztümer noch mein Einkommen. Dennoch hatte ich ein Verlustgefühl. Ich bat Gott um Frieden und um Freiheit von der Furcht und Unsicherheit hinsichtlich dessen, was mir in dem Jahr bis zu meiner Rückkehr bevorstand.

Ich wollte nicht nur von der Traurigkeit geheilt werden, sondern auch von der Unzufriedenheit, an einem Ort zu leben, an dem ich nicht sein wollte. Ich bin schon sehr oft umgezogen und habe an schwierigen und unangenehmen Orten gelebt, aber auch an einigen hübschen und wundervollen. Wo ich auch bin, versuche ich immer zu demonstrieren, dass es „ein großer Gewinn [ist], wenn man gottesfürchtig und bescheiden ist“ (1. Timotheus 6:6). Doch manchmal habe ich mich von diesem Ziel sehr weit entfernt gefühlt. Ich wollte so gerne an jedem Wohnort Frieden und nicht Unsicherheit empfinden.

Als ich früh am Morgen in meinem geliebten Espenhain betete, flossen mir Engelsbotschaften von Gott zu, die mein Denken erhoben. Ich erkannte, dass das, was mich bewegte, nicht Unzufriedenheit mit einem physischen Ort war, sondern eine Fehleinschätzung bzw. ein Missverständnis über meinen Vater-Mutter-Gott und meine Beziehung zu Ihm. Ich betete darum, ein geistigeres Konzept von meinem „Platz“ zu erlangen und die Gewissheit zu fühlen, dass ich meinen Lieblingsort in Gott nie wirklich verlasse, wenn ich in die große, weite Welt ausziehe. Gott ist kein körperliches oder physisches Wesen, sondern göttlicher Geist, der niemals auf einen Ort beschränkt werden oder „an“ einem Platz sein kann. Ferner bin ich die Manifestation bzw. Widerspiegelung des Geistes, daher bin ich geistig. Ich kann Geist also nie „verlassen“. Geist ist nicht auf einen geografischen Ort beschränkt. Geist ist überall, denn Gott ist allgegenwärtig. Wo immer wir sind, da ist Geist. Wir leben in und durch Geist.

Der 139. Psalm erklärt: „Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht? Stiege ich zum Himmel hinauf, bist du da. Bettete ich mich ins Totenreich, sieh, auch dort bist du. Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, dann würde mich doch deine Hand dort führen und deine Rechte mich halten“ (Vers 7–10).

Ich verstand sehr klar, dass wir so untrennbar von Geist sind, wie Sonnenstrahlen von der Sonne. Wir sind immer eins mit Gott, dem Guten. Wie auf Stichwort zeigte sich die Sonne über der Bergkuppe, und ich sah einen wunderschönen Sonnenstrahl direkt von der Sonne ausgehen. Ich verstand, dass ich das Gute meines Lieblingsorts nicht hinter mir ließ, denn das Gute ist weder persönlich, noch ist es auf einen bestimmten Ort beschränkt. Gott ist gut; somit ist das Gute überall. Gott, das Gute, begleitet mich, und ich begleite das Gute, denn wir sind ein und dasselbe. Ich war so dankbar, das zu wissen! Es verlieh mir einen tiefen inneren Frieden, den ich mitnahm und von dem ich in den seitdem vergangenen Monaten gezehrt habe.

Als wir nach Äthiopien zurückkehrten, zeigte sich, dass ich auf solche Engelsbotschaften lauschen musste. In jener Zeit, als ich bezüglich der alarmierenden Zahlen der Vertriebenen in aller Welt betete, mussten meine Familie und ich unser Haus evakuieren, da der Bürgerkrieg in Äthiopien eskalierte. Wir wussten nicht, wie lange wir fort sein würden und was in unserer Abwesenheit passieren würde. Die Situation war unbeständig, und eine Armee bewegte sich auf die Stadt zu. Wir gingen in ein Nachbarland, wo wir uns zwei Monate aufhalten mussten, bevor die Lage sicher genug für unsere Rückkehr war.

Wir verbrachten die Zeit bei Freunden, und ich lernte mehr darüber, was es bedeutet, niemals außerhalb von Geist, von Gott, dem Guten, zu sein. Wenn ich heute zurückblicke, kann ich sehen, dass die göttliche Liebe uns einen Tisch in der Wüste bereitet hat, so wie sie dies für Mose und die Israeliten in biblischen Zeiten getan hatte, und das, was eine schwierige Zeit hätte sein können, war eine gesegnete Zeit, in der wir Beweise von der Fürsorge und dem Trost des Geistes erlebt haben. Und als wir zu unserem Haus zurückkehrten, war alles in Ordnung; die Stadt war trotz der düsteren Vorhersagen unberührt geblieben.

Obwohl diese Erfahrung nur ein winziger Einblick in das ist, was Vertriebene einzeln und als Familie zu überstehen haben, habe ich dadurch das tiefere Verlangen, jeden Tag für alle Flüchtlinge, Asylsuchenden und Vertriebenen in Äthiopien und weltweit zu beten, die ihr Heim, ihre Familie und ihren Lebensunterhalt verloren haben. Ich weiß, dass sie in demselben Geist leben, wie ich. Ich bete darum zu sehen, dass alle Menschen unter dem Schutz und in der Fürsorge dieses göttlichen Geistes so geborgen sind, wie meine Familie und ich es waren. Wir alle leben an dem Platz, wo Gott ist. Diesen Platz können wir nie verlassen – er ist unser dauerhaftes Zuhause, wo wir immer versorgt und sicher sind.

Eine Stelle in Jesaja 45, die die ganze Welt so wunderschön in die Geborgenheit und Verheißung von Rettung durch die göttliche Liebe einschließt, erklärt: „Lass sich versammeln und miteinander herbeikommen die Entkommenen der Nationen ... Wendet euch zu mir, dann werdet ihr gerettet, aller Welt Enden; denn ich bin Gott, und sonst keiner“ (Verse 20, 22).

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