Meine erste echte Begegnung mit den Schriften von Mary Baker Eddy war als Teenagerin. Ich hatte so viel Furcht – sodass ich nicht schlafen, an meinen Seminaren teilnehmen oder Hausaufgaben machen konnte. Auf der Suche nach Hilfe fing ich an, Mrs. Eddys Hauptwerk, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, ernsthafter zu lesen. Ich weiß noch, wie ich mir beim Lesen sagte: „Endlich versteht mich jemand!“ Und an anderer Stelle: „Ja – genau das bereitet mir Schwierigkeiten.“ Oder: „Wieso ist mir das noch nie aufgefallen?“ Und: „OK, das kann ich.“ Ich las Wissenschaft und Gesundheit in einer Woche durch und fand Frieden darin. Durch ein besseres Verständnis von Gott verschwand die Angst, und ich war fähig, mich wieder meinem Studium zu widmen.
Andere, die ich kenne und die vielfältige Heilungen erlebt haben, während sie Mrs. Eddys Schriften zusammen mit der Bibel lasen, sagen ebenfalls, dass sie diese Bücher wie Freunde betrachten. Wir forschen darin nach Antworten. Wir wenden uns um Hilfe an sie, wenn wir uns nicht wohl fühlen. Durch sie erlangen wir Heilung und Antworten, die so mitfühlend sind und unsere wahre Natur als Gottes Kinder bestätigen, dass sich selbst Berichtigungen und Forderungen wie Unterstützung anfühlen.
Daher überrascht es nicht, wenn wir neugierig auf die Verfasserin von Wissenschaft und Gesundheit selbst werden und nach Artikeln oder Biografien über sie Ausschau halten.
Wie bei allen berühmten Menschen sind mehrere Biografien über Mrs. Eddy auf dem Markt – einige werden in den Leseräumen der Christlichen Wissenschaft verkauft, andere nicht. Nicht alle weisen dieselben Informationen auf. Einige enthalten Erinnerungen von ihren Schülerinnen und Schülern und Personen ihres Haushalts. Andere enthalten ausführliche historische Angaben. Einige haben eine sehr spirituelle Sichtweise. Andere sind im Grunde nur persönliche Angriffe. Mrs. Eddy hat zu Lebzeiten ihre Dankbarkeit für eine korrekte Darstellung ausgedrückt. Sie hat auch falsche Angaben korrigiert; einige dieser Korrekturen sind in ihren veröffentlichten Schriften enthalten.
Wie können wir erkennen, was korrekt ist und was nicht? Mrs. Eddys Kirche hat von Anfang an großen Wert darauf gelegt, dass historische Berichte über Mrs. Eddy der Wahrheit entsprechen. Sie hat ihre Korrespondenz und Papiere sowie sekundäre Materialien von Menschen, die sie kannten, gesammelt, bewahrt und katalogisiert. Diese Unterlagen sind nicht geheim, sondern können erforscht werden. Mehrere Biografinnen und Biografen haben in diesem Archiv geforscht und die darin enthaltenen wertvollen Informationen verwendet. Außerdem kann man konkrete Fragen an die Mary Baker Eddy Bibliothek senden, um Antworten zu erhalten oder Missverständnisse auszuräumen. Und einige Biografien sind in englischer Sprache auf JSH-Online verfügbar.
Diese Ressourcen formen einen wertvollen Überblick über die Opfer, das Durchhaltevermögen und den Mut in ihrem Leben und stellen es in einen Kontext der Kultur ihrer Zeit. Und sie weisen auf den Bedarf hin, mehr als nur eine persönliche Geschichte zu haben, um ihre Rolle als Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft zu verstehen.
Dieses tiefere Verständnis wird in einer Antwort auf den Brief eines Geistlichen deutlich. Dieser Geistliche hatte sie schriftlich um eine persönliche Besprechung gebeten. Er wollte aus erster Hand von ihr lernen. Sie antwortete, dass er am meisten aus ihren Schriften lernen würde, und schrieb: „Johannes fand den Christus, die Wahrheit, in dem Wort, das Gott ist. Wir suchen den geheiligten Offenbarer in seinen Schriften, und dort finden wir ihn. Wer mich in der Person sucht oder irgendwo anders als in meinen Schriften, verliert mich, statt mich zu finden“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes, S. 119–120). (Allerdings hat sie vor und nach diesem Brief gelegentlich Interviews gegeben, wenn sie der Meinung war, dass dies angemessen oder notwendig war.)
Der Wert, jemanden in dessen Lehren zu suchen, zeigt sich in einem biblischen Bericht von Christus Jesus und seinen Jüngern auf dem Weg nach Jerusalem. Es wurden Boten vorangeschickt, um einen Aufenthalt von Jesus und seinen Jüngern in einem samaritischen Dorf vorzubereiten. Die Samariter und die Juden standen seit Jahrhunderten im Konflikt miteinander. Als die Dorfbewohner hörten, dass Jesus auf dem Weg nach Jerusalem war, ließen sie ihn nicht ein. Die Bibel berichtet: „Als das aber seine Jünger Jakobus und Johannes sahen, sagten sie: ‚Herr, wenn du willst, sagen wir, dass Feuer vom Himmel herabfällt und sie vernichtet, wie es Elia auch tat.‘ Er aber wandte sich um, tadelte sie und sprach: ‚Ihr wisst nicht, welches Geistes Kinder ihr seid. Denn der Menschensohn ist nicht gekommen, um die Seelen der Menschen zu vernichten, sondern zu erretten.‘ Und sie gingen in ein anderes Dorf“ (Lukas 9:54–56).
Die Jünger glaubten Jesus zu kennen. Immerhin lebten sie ja mit ihm zusammen. Sie dachten, dass sie seinen Namen und seine Stellung verteidigten. Doch in Wirklichkeit schlugen sie etwas vor, das seinen Lehren und seiner Mission völlig entgegenstand. Um ihn zu verstehen und ihm wirklich zu helfen, mussten sie seine Lehren besser erfassen.
Und dann war da Paulus, ein bemerkenswerter Nachfolger Christi Jesu, ein unermüdlicher und wortgewandter Jünger. Er hat die Botschaft des Christentums über eine große Region verbreitet, christliches Heilen praktiziert, geholfen, Kirchen zu gründen, und über viele Themen geschrieben. Und er wurde häufig missverstanden und verfolgt, worüber Mrs. Eddy schreibt: „Die Schmähung der Motive und der Religion des Paulus verbarg den Charakter des Apostels, durch den er seiner großen Aufgabe gewachsen war. ... Paulus falsch zu verstehen hieß, die göttliche Idee, die er lehrte, nicht zu kennen“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 560). Paulus korrekt zu verstehen und die göttliche Idee, die er lehrte, zu begreifen, gingen Hand in Hand.
Mary Baker Eddy korrekt zu verstehen, geht Hand in Hand damit, die Christliche Wissenschaft zu verstehen. Mrs. Eddy erwähnt in ihrem Buch Rückblick und Einblick, das ausführliche biografische Angaben enthält, dass „rein geschichtliche Begebenheiten“ bedeutungslos sind, „sofern sie nicht die Ethik der Wahrheit veranschaulichen“. Und wenn „die geistigen Schlussfolgerungen von ihren Prämissen getrennt [werden], so geht der Zusammenhang verloren, und die Beweisführung, samt ihren berechtigten Schlussfolgerungen, wird entsprechend unklar“ (S. 21–22).
Mrs. Eddys Lehren sind der Zusammenhang, das Bindeglied, das den geistigen Kontext und die geistigen Verbindungen bereitstellt, die für ein Verständnis ihrer Person vonnöten sind. Ihre Lehren der Wissenschaft des Christentums erklären, warum eine Frau des 19. Jahrhunderts im ländlichen Neuengland kein umfassendes Theologiestudium brauchte, um die Tiefen Gottes in der Bibel zu verstehen und christliches Heilen, das im frühen Christentum größtenteils verlorengegangen war, zu praktizieren (und dies andere zu lehren).
Es ist interessant, dass Mrs. Eddy im Handbuch der Mutterkirche fordert, jeder öffentliche Vortrag über die Christliche Wissenschaft, den eine Zweigkirche abhält, solle „die Tatsachen in Bezug auf [ihr] Leben ... bezeugen“ (S. 93). Warum sind diese Tatsachen so wichtig?
Ein Grund findet sich vielleicht in einigen der Heilungszeugnisse in den Zeitschriften der Christlichen Wissenschaft, die von einem ursprünglichen Zögern berichten, die Christliche Wissenschaft zu erforschen, da die Zeugnisgeber persönliche Angriffe auf und Missverständnisse über Mrs. Eddy gehört hatten. Diese Personen waren froh, dass jene Sichtweisen korrigiert wurden, und die Berichtigung fühlte sich wie ein Teil der Heilung an, die sie erlebten.
Das böse Gift und der Hass, die in einigen der Angriffe auf Mrs. Eddy zum Ausdruck kamen, sind manchmal überraschend. Doch Christus Jesus sprach in seiner Bergpredigt über die Verfolgung seiner Nachfolger, als er sagte: „Glückselig sind, die um Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. Glückselig seid ihr, wenn sie euch um meinetwillen verleumden und verfolgen und allerlei Übles über euch behaupten, indem sie lügen. Seid fröhlich und getrost; denn es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Denn genauso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch gelebt haben“ (Matthäus 5:10–12).
In Mrs. Eddys Fall waren die Angriffe aufgrund der Untrennbarkeit von ihren Lehren nicht nur persönlicher Natur, sondern zielten auch darauf ab, die Christliche Wissenschaft zu diskreditieren. Einige Angriffe haben versucht, die Christliche Wissenschaft mit einer abtrünnigen menschlichen Persönlichkeit in Verbindung zu bringen, um zu leugnen, dass sie eine göttliche Offenbarung ist. Verschiedene Kritiker scheinen den wesentlichen Punkt zu verstehen, dass es einen göttlichen Ursprung und göttliche Autorität erfordert, damit die Christliche Wissenschaft so heilen kann, wie sie es tut. Doch ihnen geht der damit verbundene Punkt verloren – von dem Mrs. Eddy ständig und insistierend spricht –, dass nicht sie, sondern Gott diesen göttlichen Ursprung geschaffen hat.
Obwohl viele Menschen aufgrund der großen Entdeckung und ihrer Opfer, um diese Entdeckung an die Welt weiterzugeben, ganz natürlich eine tiefe Liebe und Dankbarkeit für Mrs. Eddy haben, vergöttern Christliche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Mrs. Eddy nicht und sehen sie auch nicht als eine Christus-Figur. Missverständnisse über Mrs. Eddy als einen Christus machten ihr zu Lebzeiten Sorgen. Und sie berichtigte solche Missverständnisse mehrmals.
Als der New York Herald sie beispielsweise fragte, ob sie sich selbst als einen zweiten Christus betrachtete, sandte sie eine schriftliche Erwiderung ein, in der sie u. a. sagte: „Schon die Frage schockiert mich.“
Einige Zeilen später erklärte sie: „Von mir in irgendeiner Weise als von einem Christus zu denken oder zu sprechen ist gotteslästerlich. Eine solche Erklärung wäre nicht nur falsch, sondern auch das absolute Gegenteil der Christlichen Wissenschaft und sähe eher nach Heidentum aus als nach meinen Lehren“ (Kanzel und Presse, S. 74, 75). Sie betrachtete sich als eine Nachfolgerin Christi Jesu und wies die Christlichen Wissenschaftler an: „[F]olgt eurer Führerin nur insoweit, als sie Christus folgt“ (Botschaft an Die Mutterkirche für 1901, S. 34).
In einer Erwiderung an einen Kritiker erklärte sie einst: „Meine Beziehung zu diesem Jahrhundert ist die einer christlichen Entdeckerin, Gründerin und Führerin“ (Verschiedenes, S. 302). Diese Begriffe werden von Christlichen Wissenschaftlern auch weiterhin verwendet: Sie ist die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, die Gründerin der Kirche Christi, Wissenschaftler, und die Führerin der Bewegung der Christlichen Wissenschaft. Doch was auf den ersten Blick rein organisatorisch bzw. offensichtlich erscheint, ist tief und substanziell. Zum Beispiel fühlte es sich für Mrs. Eddy folgendermaßen an, ihre Bücher zu schreiben: „Die Werke, die ich über die Christliche Wissenschaft geschrieben habe, enthalten absolute Wahrheit, und sie auszusprechen war für mich eine Notwendigkeit ... Ich schrieb unter einem höheren Befehl, und wer kann sich zurückhalten, das wiederzugeben, was Gott eingibt?“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 311).
Ein vollständiges Verständnis von Mrs. Eddy und ihrer einzigartigen Stellung in der Christlichen Wissenschaft und im Christentum entsteht vielleicht erst nach und nach. Doch immer wenn wir uns wieder hinsetzen, um eines ihrer Bücher zu lesen, verstehen wir die Verfasserin ein wenig besser und fangen an, die göttliche Autorität zu erkennen, die ihre Botschaft veranlasst hat. Die darin enthaltene offenbarende Wahrheit fühlt sich vertraut an. Und in diesem Licht nicken wir und sagen uns: „Das ändert alles!“ Oder: „Hm, wieder die Aufforderung zu lieben.“ Oder: „Ich bin also nicht allein.“ Oder: „Jetzt weiß ich, was ich tun muss.“
    