Ich habe im Laufe der Jahre viel Inspiration aus den verschiedenen Biografien über Mary Baker Eddy erlangt. Jede vermittelt andere Erkenntnisse darüber, wie Mrs. Eddy ihre Praxis der Christlichen Wissenschaft gelebt und Heilungen vollbracht hat. Diese schriftlichen Schätze enthalten Anleitungen zum geistigen Heilen, die auch wir befolgen können.
Ein bestimmter Rückblick auf Mrs. Eddys Leben war mir vor mehreren Jahren eine besondere Hilfe. Ich war bei einer Organisation beschäftigt, deren Mitglieder oft ins Büro kamen. Wenn eine besondere Frau vorbeikam, beschwerte sie sich immer über alle und alles. Ich fürchtete ihre Besuche. Sobald ich sah, wie sie auf unser Gebäude zuging, wappnete ich mich innerlich auf ihren Schwall von Kritik.
An einem Tag regte mich die negative Einstellung dieser Frau so auf, dass ich vor mich hin schimpfte, als ich mehrere Häuserblocks entlangging, um eine Besorgung zu machen. Sie hatte mir meine Freude genommen – dachte ich jedenfalls.
Im tiefsten Innern wusste ich aus meiner intensiven Beschäftigung mit Jesu Lehren und der Christlichen Wissenschaft, dass es richtig war, meinen Nächsten zu lieben und Vergebung zu üben. Doch ich wies diese Idee ab, obwohl sie mir immer wieder kam. Ich argumentierte: Wieso soll ich mir die Mühe machen, diese Frau zu lieben und ihr zu vergeben, wenn sie diejenige ist, die diese liebevollen Aspekte des korrekten Verhaltens lernen muss? Wäre es nicht angemessener, wenn sie an sich arbeiten würde?
Dann kam ich an einen Fußgängerüberweg. Während ich wartete, dass grün wurde, sah ich die sehr liebevolle Beziehung zwischen einer Mutter und ihrem kleinen Sohn, die ebenfalls am Fußgängerüberweg standen. Der niedliche kleine Junge hatte eine deutliche Behinderung, und das betrübte mich. Aber die Liebe der Mutter und die zärtliche Beziehung der beiden war so schön, dass ich mich erhoben fühlte.
Als die Ampel grün wurde und ich über die Straße ging, kam der Wunsch in mir auf, diesen wertvollen kleinen Jungen heilen zu können. Wenn ich doch nur Mary Baker Eddys hohes Verständnis hätte! Dann fiel mir ein, dass Mrs. Eddy einen Jungen von einer Behinderung geheilt hatte, während er am Strand auf seine Mutter wartete. Als seine Mutter, die kurz etwas geholt hatte, wiederkam, sah sie, wie ihr Sohn geheilt zusammen mit Mrs. Eddy den Strand entlang ging (siehe Mary Baker Eddy: Christliche Heilerin, Erweiterte Ausgabe, Yvonne Caché von Fettweis und Robert Townsend Warneck, S. 66–67).
Dann begriff ich – natürlich! Das ist der Grund, warum ich meine Feinde lieben und darum beten muss, vergeben zu können: Es ist diese selbstlose, reine und beständige Liebe, die einen zu heilen befähigt. Diese klare Erkenntnis löste die Verärgerung auf, die ich empfunden hatte, und ersetzte sie durch ein höheres Verständnis dessen, was es bedeutet, meinen Nächsten zu lieben.
Sofort fühlte ich mehr Leichtigkeit im Herzen, als ich meine Besorgung machte. Als ich die Frau, die mich vorher so verärgert hatte, kurz darauf wiedersah, hatte sich meine Haltung ihr gegenüber völlig gewandelt. Ich behandelte sie spontan sehr freundlich, und sie erwiderte die Freundlichkeit. Wir umarmten einander sogar unerwartet! Von da an war unser Austausch angenehm und unbeschwert. Ich konnte fühlen, dass etwas von dieser so wichtigen geistigen Liebe mein Herz gesegnet hatte.
Berichte über Mary Baker Eddys Leben enthalten viele wundervolle Beispiele dafür, wie wir als Heilerinnen und Heiler vorangehen können. Sie ging schwierige Umstände mit dem völligen Vertrauen an Gott und unerschütterlicher christlicher Liebe an. Sie hat die Wissenschaft von Jesu Heilungen und Lehren für uns praktisch dargestellt, damit wir ebenfalls Gesundheit und Harmonie demonstrieren können.
Was für ein Privileg es ist, diese Biografien über Mrs. Eddy als Fenster in ihr Leben und ihre Praxis der Lehren Christi zu haben – damit wir ein umfassenderes Verständnis der Christlichen Wissenschaft erlangen!
Yvonne Renoult
