Eine Bekannte bat mich, einem Angehörigen beim Umzug zu helfen. Ich sagte gerne zu, und wir mieteten einen Umzugslaster. Wir mussten mehrere Fahrten zwischen dem alten und dem neuen Haus machen, und so dauerte es am Ende den ganzen Tag.
Am folgenden Tag sollte ich in der Mittwoch-Zeugnisversammlung meiner Kirche (eines Zweigs der Ersten Kirche Christi, Wissenschaftler, in Boston) Ordner sein. Doch als ich an jenem Morgen aufwachte, war mein Rücken ganz steif, und ich hatte Schwierigkeiten, aus dem Bett zu kommen. Ich dachte daran, um Vertretung zu bitten, fand aber am Ende, dass ich abends an meinem vereinbarten Posten sein sollte.
Mir kam eine vertraute Stelle aus dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, in den Sinn: „Was auch immer deine Pflicht ist, kannst du tun, ohne dir zu schaden“ (Mary Baker Eddy, S. 385). Die Randüberschrift für diesen Absatz lautet: „Auf ehrliche anstrengende Arbeit steht keine Strafe.“ Ich fand immer, dass diese Tatsache auf jede Aktivität zutrifft, die wir tun. Doch als der Tag voranging, fiel es mir zunehmend schwer, vom Sitzen aufzustehen.
Am Abend fuhr ich früh zur Kirche und setzte mich auf die letzte Bank, wo man beim Ordnerdienst sitzt, um die ganze Gemeinde sehen zu können. Wenn jemand aufsteht, um ein Zeugnis zu geben, ist es die Aufgabe des Ordners, ein Mikrofon zu bringen, damit alle das Zeugnis gut hören können.
Ich fing an, vor dem Gottesdienst das Aufstehen aus der Bank zu üben. Ich rutschte von der Bank auf ein Knie und stand dann so auf. Ich hoffte, dass während des Gottesdienstes niemand sehen würde, wie ich aufstand.
Und dann kam mir plötzlich der Gedankte: „Was soll denn das?“ Mir wurde bewusst, dass diese Herangehensweise nicht meinem Verständnis der Christlichen Wissenschaft entsprach. Statt den irrigen Glauben zurückzuweisen, dass ich materiell bin und leiden kann, unterstützte ich ihn noch. Wenn wir diesem Irrtum Legitimität in unserem Denken einräumen, erleben wir, wie sich seine schlechten Auswirkungen am Körper manifestieren.
Ich saß einen Augenblick still da. In meinem Studium der Bibel und von Wissenschaft und Gesundheit habe ich gelernt, dass jeder von uns wahrhaft geistig ist, das Bild und Gleichnis Gottes. Und „Gottes Sein ist Unendlichkeit, Freiheit, Harmonie und grenzenlose Seligkeit“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 481). Also argumentierte ich, dass ich als Gottes Ebenbild Unendlichkeit, Freiheit, Harmonie und grenzenlose Seligkeit widerspiegele. Und wenn wir anderen helfen oder zu Diensten sind, sind wir gottähnlich, und kein materielles sogenanntes Gesetz des Leidens konnte mich davon abhalten, den Geist der Wahrheit und Liebe zum Ausdruck zu bringen, den Christus Jesus demonstriert hat.
Die Zeugnisversammlung begann. Als der erste Zeugnisgeber aufstand, stand auch ich auf, völlig frei von Schmerzen oder Unbehagen. Und meine Freiheit dauert an. Eine Woche später bin ich selbst aufgestanden und habe mit überwältigender Dankbarkeit für diese Heilung ein Zeugnis gegeben.
Martin Vesely
San Jose, Kalifornien, Vereinigte Staaten
