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Vor Zwölf Jahren hatte ich die...

Aus der Mai 1992-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Vor Zwölf Jahren hatte ich die Gelegenheit, in einem Männergefängnis in Kalifornien die sehr lohnende Arbeit als Geistliche zu tun. Als ich eines Abends darauf wartete, in die Kapelle gebracht zu werden, sagte der Sicherheitsbeamte zu mir: „Warum nehmen Sie sich die Zeit, um hierher zu kommen? Diese Männer sind es nicht wert.“ Ich betete kurz und antwortete ihm dann: „Wenn Sie einen bösen Traum, einen Alptraum, hätten, wären Sie dann nicht dankbar, wenn jemand Sie schüttelte und Sie aus dem Traum zu wecken versuchte?“ Dieses Gespräch erinnerte mich an einen „Alptraum“, in dem ich mich ungefähr acht Jahre lang befand.

Ich bin seit vierzig Jahren im Transportgeschäft tätig. Mein Vater hatte in einem Transportunternehmen gearbeitet, und so wuchs ich darin auf. Ich hatte schon immer den Wunsch gehabt, mich auf die Beförderung von besonderen Frachten wie Kränen, Planierraupen und dergleichen zu spezialisieren. Als ich genügend Erfahrung gesammelt hatte, um in diesem Bereich eine Stelle zu bekommen, war ich überrascht, was von einem gefordert wurde. Wir arbeiteten manchmal den ganzen Tag und fuhren dann in derselben Nacht eine Fracht von Süd- nach Nordkalifornien, eine Fahrt von gut zehn Stunden. So ging es manchmal eine ganze Woche lang.

Ich hatte Schwierigkeiten, wach zu bleiben, und eines Nachts fragte ich einen Kollegen, was er tat, um nicht einzuschlafen. Er nahm Tabletten dagegen, und er bot mir welche an. Ich lehnte sie ab, aber als ich Nacht für Nacht gegen den Schlaf ankämpfte, bat ich ihn um einige. Die erste, die ich nahm, hielt mich wach und munter. Ich fand die Tabletten großartig und fragte mich, warum ich sie vorher zurückgewiesen hatte. Ich sah nichts Verkehrtes darin, sie zu nehmen.

Die Wochen vergingen, und ich nahm immer mehr Tabletten. Wenn ich mich zu Bett legte, konnte ich nicht schlafen, und ich nahm mehr Tabletten, um den nächsten Tag zu überstehen. Selbst wenn ich an Wochenenden zu Hause war, war mein Körper so müde, und ich war so brummig, daß ich immer wieder zu ihnen griff; ich hatte das Gefühl, daß mir nichts anderes Kraft gab als diese Tabletten.

Meine Frau versuchte jahrelang, mich wachzurütteln, und bot mir Hilfe durch die Christliche Wissenschaft an, aber ich beschimpfte sie nur. Nach mehreren Jahren eröffnete sie mir schließlich, daß sie es nicht mehr ertragen könne. Sie zog in eine andere Stadt und nahm eine Arbeit an. Sie versicherte mir jedoch, daß sie immer daran festhalten werde, was über mich als Kind Gottes wahr ist. Ich entsinne mich noch, daß ich damals dachte: Endlich werde ich mir nicht mehr dieses christlich-wissenschaftliche Gerede anhören müssen.

Ich lebte so weiter wie bisher, aber nach einer Weile konnte ich mich überhaupt nicht mehr ausstehen. Mir ging auf, daß ich viel verloren hatte. Ich versuchte, die Tabletten aufzugeben. Zu der Zeit nahm ich täglich 25 bis 30 Tabletten. Meist wußte ich nicht einmal, was und wieviel ich einnahm. Zwei Ärzte verschrieben sie mir, und außerdem kaufte ich noch welche auf dem Schwarzmarkt. Ich konnte mit eigener Willenskraft nicht aufhören, und das bedrückte mich sehr.

An einem Sonntagmorgen hörte ich im Radio eine Sendung über die Christliche Wissenschaft. Sie enthielt Berichte über Heilungen, die durch die Christliche Wissenschaft bewirkt worden waren. Eine junge Frau schilderte, wie sie von derselben Abhängigkeit, unter der auch ich litt, geheilt wurde. Ich hatte geglaubt, ich sei der einzige mit diesem Problem, aber ihre Abhängigkeit war genauso ernst gewesen wie meine. Als ich ihr zuhörte, erfüllte mich Mut und Hoffnung.

Später rief ich meine Frau an und erzählte ihr, was ich in der Radiosendung gehört hatte. Ich fragte sie, ob sie nicht zu mir zurückkehren würde, und ich versicherte ihr, daß ich bereit sei, mein Problem mit Hilfe der Christlichen Wissenschaft auszuarbeiten. Sie willigte ein. Während der nächsten Monate betete sie mit mir. Ich hatte die Arbeitsstelle gewechselt und kam am frühen Nachmittag nach Hause. Ich nahm dann gewöhnlich die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy und das Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft und studierte die Bibellektion jener Woche. Wenn ich so meiner Frau gegenüber am Küchentisch saß, rauchte ich beim Lesen gewöhnlich Zigaretten. Drei bis vier Wochen vergingen, und eines Nachmittags zündete ich mir beim Lesen der Lektion wieder eine Zigarette an. Sie schmeckte scheußlich. Ich drückte sie aus, und seitdem habe ich nie mehr das Bedürfnis gehabt zu rauchen. Diese Heilung gab mir Hoffnung und spornte mich an, das Studium der Christlichen Wissenschaft fortzusetzen.

Unsere Tochter hatte mir eine Paperbackausgabe von Wissenschaft und Gesundheit gegeben, die ich bei mir im Lastwagen hatte. Die erste Seite des Kapitels „Gebet“ beginnt mit den Worten: „Das Gebet, das die Sünder umwandelt und die Kranken heilt, ist ein absoluter Glaube, daß bei Gott alle Dinge möglich sind — ein geistiges Verständnis von Ihm, eine selbstlose Liebe.“ Ich verstand nicht alles, was ich las, aber ich dachte viel nach über absoluten Glauben und selbstlose Liebe, und meine Überzeugung wuchs, daß bei Gott alle Dinge möglich sind. Ich hielt auch an folgenden Versen aus den Sprüchen fest: „Verlaß dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlaß dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.“

Ich konnte noch nicht ohne Tabletten auskommen, aber ich nahm weniger. Ich weiß, daß ich Angst hatte, sie aufzugeben. Als ich aber weiter die Christliche Wissenschaft studierte, spürte ich die Grundlage des Christus, der Wahrheit, unter mir, und bald war ich imstande, die Tabletten endgültig aufzugeben. Zum erstenmal in acht Jahren fühlte ich mich frei.

Meine Freude war groß, denn mir wurde klar, daß ich von einem Alptraum wachgerüttelt worden war. Aber ich mußte noch mehr lernen. Ich war zwar tief dankbar, aus dieser Abhängigkeit aufgeweckt worden zu sein, doch ich schämte mich sehr, daß ich solch einer Schwäche überhaupt erst verfallen war. Ich war immer sehr stolz auf meine Stärke gewesen, und diese Situation hatte mich kleingeschlagen. Es war, als sei nach der Heilung von Abhängigkeit eine Narbe zurückgeblieben.

Dann hielt eines Tages ein Vers aus der Bibellektion meine Aufmerksamkeit gefangen: „Bemühe dich darum, dich vor Gott zu erweisen als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen braucht, weil er das Wort der Wahrheit recht austeilt“ (2. Timotheus — nach der englischen King-JamesBibel). Ich erkannte klar, daß es meine Aufgabe war, Gott zu gefallen, und nicht den Menschen. Auch folgende Verse aus dem Prediger waren hilfreich: „Ich merkte, daß alles, was Gott tut, das besteht für ewig; man kann nichts dazutun noch wegtun. Das alles tut Gott, daß man sich vor ihm fürchten soll. Was geschieht, das ist schon längst gewesen, und was sein wird, ist auch schon längst gewesen; und Gott holt wieder hervor, was vergangen ist.“ In diesem Augenblick erblickte ich Gottes vollkommene Schöpfung. Ich verstand, daß nichts zu dieser Schöpfung hinzugefügt noch von ihr fortgenommen werden kann und daß der Mensch nur in der Gegenwart leben kann. Das Gestern gehört Gott ebenso wie das Morgen.

Ich bin tief dankbar für die Christliche Wissenschaft und für meine liebe Frau. Durch ihr Anwenden dieser Wissenschaft bin ich aus dem Traum erweckt worden. Auch bin ich der Frau dankbar, die in der Radiosendung von ihrer Heilung berichtete. Seit meiner Heilung habe ich Klassenunterricht in der Christlichen Wissenschaft gehabt, und ich bin Erster Leser in einer Zweigkirche Christi, Wissenschafter, gewesen. Ich habe auch viele andere Heilungen erlebt. Ich bin sehr dankbar!


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