In meiner Arbeit als Praktikerin der Christlichen Wissenschaft habe ich festgestellt, dass Hilfesuchende oft meinen, das Heilen in der Christlichen Wissenschaft sei einfach zu groß für sie – sie wüssten nicht genug oder seien nicht gut genug –, und sich mutlos fühlen. Ich kann das verstehen, doch es ist wundervoll zu sehen, wie sehr ihnen geholfen ist, wenn man ihnen liebevoll erklärt, dass das Heilen in der Christlichen Wissenschaft nichts ist, was das menschliche Gemüt meistern muss – für Gott ist das Heilen nicht zu groß. Denn es geht darum, Gott in ihnen das vollbringen zu lassen, was das ihnen zugehörige ursprüngliche Gute offenbart, und das zu heilen, was der Heilung bedarf.
Das Gebet des Herrn, das Jesus seinen Nachfolgern gab (siehe Matthäus 6:9–13), enthält diese Bitte: „Unser tägliches Brot gibt uns heute.“ Es ist sehr tröstlich zu erkennen, dass Gott uns unabhängig davon, wie viel oder wenig wir von der Lehre der Christlichen Wissenschaft wissen, das für heute benötigte Verständnis geben wird, wenn wir auf Ihn schauen, statt alles selbst machen zu wollen. Lied Nr. 195 im Liederbuch der Christlichen Wissenschaft drückt es so aus: „Nicht, was ich bin, o Herr, doch was Du bist“ (Horatius Bonar, Übersetzung © CSBD).
Als ich anfing, die Christliche Wissenschaft zu studieren, dachte ich nicht daran, wie vollkommen ich sein musste; ich wollte nur die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy lesen, um mehr über Gott und Seine Schöpfung zu erfahren. Ich dachte kritisch nach, deshalb war ich keineswegs bereit, das Gelesene einfach blind anzunehmen. Doch ich war empfänglich für die Bücher, und wann immer ich sie sprechen ließ, erhielt ich eine geistige Erkenntnis, die mich den Tag über begleitete. Und Heilungen kamen ebenfalls. Ich war einfach glücklich, die gute Nachricht von der Vollkommenheit Gottes und des Menschen als Gottes geistiger Widerspiegelung zu hören. In Wissenschaft und Gesundheit heißt es: „Das christusgleiche Verständnis vom wissenschaftlichen Sein und vom göttlichen Heilen umfasst als Grundlage des Denkens und der Demonstration ein vollkommenes Prinzip und eine vollkommene Idee – einen vollkommenen Gott und einen vollkommenen Menschen“ (S. 259).
Wenn man die Christliche Wissenschaft längere Zeit studiert hat, vergisst man vielleicht manchmal beim Lesen und Beten, dass man nur die Sorge um sich selbst beiseitelegen und Gott die Versorgung überlassen muss. Wir vergessen, dass das Wort Gottes in der Bibel und in Wissenschaft und Gesundheit Sein lebendiges Wort ist – und dass wir darauf vertrauen können, dass Er uns das Verständnis gibt, das wir heute brauchen.
Als Christus Jesus mit seiner Mission begann, erklärte er, dass die Zeit für Heilung gekommen sei – dass Gott heute hier ist, um in uns zu wirken und uns zu zeigen, wie wir die Wahrheit des christlichen Evangeliums leben können. Er sagte: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe gekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium“ (Markus 1:15).
Unsere Identität als Gottes vollkommene, geistige Widerspiegelung ist ewiglich im göttlichen Gemüt verankert; wir können uns ihm heute und jeden Tag ein wenig anpassen und ergeben. Es hängt nicht von menschlichem Willen oder Können ab; das Ziel ist, uns von Gott zeigen zu lassen, was wir als Seine Widerspiegelung wirklich sind, und es unmittelbar als wahr anzunehmen – der göttlichen Liebe zu gestatten, uns heute ein wenig mehr zu unserer vollkommenen, gottähnlichen Identität zu erwecken, ihre umwandelnde Macht in uns anzuwenden und unser Denken und Handeln zu erneuern.
Wir können in unserem täglichen Leben zuversichtlich Jesu Auftrag befolgen, das Evangelium der ganzen Schöpfung zu predigen (siehe Markus 16:15). Predigen kann viele Formen annehmen. Doch die wichtigste Form – ein Predigen, das so heilt wie Jesus dies tat –, kommt im Schutz unseres eigenen Bewusstseins, wo wir still die Wahrheit des vollkommenen Gottes und vollkommenen Menschen für uns und andere anerkennen, wertschätzen und bestätigen.
Mit Bezug auf Jesu Aufforderung weist Wissenschaft und Gesundheit die Leser an, „die Wahrheit zu jeder Form des Irrtums“ zu sprechen (S. 418). Irrtum ist jeder Gedanke, jedes Wort und jede Handlung, die Gott oder uns als Gottes Schöpfung unähnlich sind. Der Irrtum manifestiert sich als vielerlei Sünden und Krankheiten und im Tod, doch da der Irrtum unwahr ist, hat er keine Realität und somit keine Macht. Er hat kein Gemüt, denn es gibt nur ein Gemüt, das göttliche, das der Mensch widerspiegelt.
Wenn wir nur dem göttlichen Gemüt eine Einflussnahme gestatten, können wir dem Irrtum den Zugang verwehren, egal welche Form er annimmt. Dieses Gebet, das die Vollkommenheit Gottes und des Menschen bestätigt, ist eine machtvolle Form des Predigens. Es beweist, dass göttliche Wahrheit, Gott (der allen Raum erfüllt), genau da ist, wo sich der Irrtum breitmachen will – dass Irrtum Dunkelheit ist, die im Licht verschwindet. Damit verschwindet das scheinbare Mysterium – und die Schwierigkeit – der Demonstration von Gottes heilender Macht aus unserem Tag. Und es zeigt, dass Sie und ich keine fortgeschrittene Ausbildung im geistigen Verständnis brauchen, um unser Leben und das anderer mit Heilung zu füllen.
Wenn wir heute studieren und beten, können wir unser Herz für die Erleuchtung von unserem allgegenwärtigen und allliebenden Gott öffnen. Auf diese Weise lernen wir heute etwas Neues, wie ich immer wieder feststelle, und selbst wenn es sich nur wie ein kleiner Fortschritt für unser geistiges Verständnis anfühlt, reicht es für heute aus. Wir können hinein in den Tag, unsere „Welt“, gehen und die Macht der göttlichen Wahrheit und Liebe, die Heilung bewirkt, widerspiegeln, indem wir das lieben und dem treu sind, was wir schon von Gott wissen, und indem wir uns selbst und andere lieben und uns selbst und anderen treu sind, wie Gott uns gemacht hat und liebt.
Diese Ideen gebe ich mit Freuden an andere weiter. Und es macht mich glücklich, wenn jemand sagt: „Das kann ich tun“ – und Heilung erlebt. Dieselbe Hoffnung habe ich auch für Sie.
Barbara Vining
Chefredakteurin
    