Eines Tages versuchte eine Christliche Wissenschaftlerin zweimal, eine bestimmte Telefonnummer zu wählen, und beide Male hörte sie kein Rufzeichen. Sie schloss daraus, dass das Gerät nicht in Ordnung war, und teilte ihre Feststellung einer Mitarbeiterin mit, die den Hörer aufnahm und sagte: „Dein Telefon ist völlig in Ordnung.“ Als die Wissenschaftlerin es das dritte Mal versuchte und immer noch nichts hörte, war sie bestürzt, sagte aber nichts zu ihrer Mitarbeiterin. Sobald sie allein war, rief sie eine Praktikerin der Christlichen Wissenschaft an und lauschte mit dem anderen Ohr.
Die Praktikerin las ihr einige Auszüge aus einem Artikel in einer der christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften vor, aus denen im Wesentlichen hervorging, dass es das lauschende Ohr ist, das Ohr, das auf die geistigen Wahrheitsgedanken eingestellt ist, das da hört. Die Praktikerin erinnerte sie auch daran, dass die Christliche Wissenschaft uns klarmacht, dass Ohren das geistige Verständnis betreffen.
Als die Christliche Wissenschaftlerin das Verlangen hegte, geistig zu hören, und auf Gottes heilende Botschaften lauschte, wurde ihr Gehör normal, und es ist so geblieben.
Die geistige Wahrheit, die in diesem besonderen Fall Heilung herbeiführte, lässt sich ganz allgemein anwenden. Mary Baker Eddy schreibt in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Gemüt allein besitzt alle Fähigkeiten, alles Wahrnehmungs- und Begriffsvermögen“ (S. 488). Und auf Seite 162 in demselben Buch schreibt sie: „Die unzerstörbaren Fähigkeiten des Geistes bestehen ohne die Bedingungen der Materie und auch ohne die falschen Anschauungen, die mit einer sogenannten materiellen Existenz verbunden sind.“
Alle Fähigkeiten des Menschen sind daher geistig, weil sie vom Gemüt, Geist, herrühren und immerdar vollkommen funktionieren. Denken, Gedächtnis, Sehen, Hören sind nicht von organischer oder struktureller Materie abhängig. Alle Fähigkeiten werden von dem all-sehenden, all-wissenden, unendlichen Gemüt, dem ewigen Leben, im Menschen zum Ausdruck gebracht. Der Mensch kann daher nicht geistige Trägheit, Verwirrung, Vergesslichkeit, unvollkommenes Sehvermögen oder unvollkommenes Gehör zum Ausdruck bringen. Je klarer unser Verständnis ist und je vorbehaltsloser wir diese Wahrheit anerkennen, desto stärker ist unsere gegenwärtige Wahrnehmungsfähigkeit.
Die Herrlichkeit und der Strahlenglanz der Seele erleuchten einen jeden und geben uns einen klaren Blick. Da Sehen völlig geistig ist, kann es durch die Materie weder gefördert werden noch behindert sein. Die Menschen erwarten, im Jenseits uneingeschränkt zu sehen und zu hören. Warum also nicht die vollkommenen Eigenschaften des Gemüts hier und jetzt demonstrieren? Anzuerkennen, dass der Himmel nicht ein weit entfernter Ort ist, sondern das Reich Gottes in uns, beschleunigt die äußere Kundwerdung der Vollkommenheit. Die Vergegenwärtigung der unaufhörlichen Gegenwart des all-sehenden Gemüts, Gottes, befähigt uns, vollkommenes Sehen zu demonstrieren.
Das Verständnis, dass der wirkliche Ton durch die Sinne der Seele vermittelt wird, ist eine wirkliche Hilfe für das Gehör.
Durch die Erkenntnis, dass der Mensch die Intelligenz des Gemüts in all ihren verschiedenartigen Kundwerdungen widerspiegelt, können die Menschen unbegrenzte Fähigkeiten ausdrücken, und es erschließen sich ihnen ungeahnte Möglichkeiten.
Eigenwille, Aufsässigkeit oder Eigensinn mögen die Wurzel der Verminderung unserer Fähigkeiten sein. Aufsässigkeit, ob ausgedrückt oder latent, ist Widerstand gegen geistige Wahrheit oder geistige Gesetze. Ist es das nicht, was Gott gemeint haben muss, als er zu Hesekiel sagte: „Du Menschenkind, du wohnst mitten unter einem widerspenstigen Haus, das zwar Augen hat, womit sie sehen könnten, aber sie wollen nicht sehen, und Ohren hat, womit sie hören könnten, aber sie wollen nicht hören, sondern es ist ein widerspenstiges Haus“ (12:2)?
Taube Ohren mögen nicht hören wollen, aus Furcht, bekehrt zu werden. Schwache Augen mögen die geistige Idee nicht sehen wollen, aus Furcht, etwas Materielles zu verlieren. Ein schwaches und vergessliches Bewusstsein mag sich nicht erinnern wollen, aus Furcht, wiedergeboren zu werden und die Freude am Materiellen zu verlieren.
Es genügt nicht zu versuchen, geistig zu sehen und zu hören. Wir müssen aufrichtig danach verlangen, geistig zu sehen und zu hören; wir müssen danach verlangen, die Materialität hinter uns zu lassen. Die Sinne werden nicht durch beständigen Gebrauch oder mit dem Verstreichen der Zeit abgenutzt, sondern durch materielles Denken. Es ist offenkundig, dass Selbstunterschätzung und die Annahme von Alter, viel mehr als das Alter selbst, häufig die Sehkraft eines Menschen beeinträchtigen.
Gott ist die all-sehende, all-wissende Intelligenz. Jesus sagte: „Der Sohn kann nichts aus sich selber tun, sondern was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut in gleicher Weise auch der Sohn“ (Johannes 5:19). Der vollkommene Gott tut alles – Er allein weiß und sieht, und der Mensch spiegelt beides wider. In dem Verhältnis, wie wir begreifen, was mit dem vollkommenen Gott und Seiner vollkommenen Idee, dem Menschen, gemeint ist, wird unser Seh- und Hörvermögen, unser Gedächtnis oder irgendeine unserer anderen Fähigkeiten nicht behindert oder mangelhaft werden.
Das Lied Nr. 144 im Liederbuch der Christlichen Wissenschaft drückt es sehr gut aus, wie die unsterblichen Fähigkeiten demonstriert werden können. Die zwei ersten Verse lauten:
In Gottes Liebe leben wir
und wachsen und gedeihn;
der Menschen Augen sehen nur
den trügerischen Schein.
Der ird’sche Sinn, der muss vergehn,
denn er erkennet nicht
die Wunder des Allmächtigen
in ihrem wahren Licht.
