Wer Radio hört, Zeitung liest, fernsieht, das Internet verwendet oder Unterhaltungen im Geschäft oder Café mithört, mag versucht sein, das Fragezeichen aus dem Titel dieses Artikels zu entfernen und durch ein Ausrufungszeichen zu ersetzen. Überall scheinen Angst und Stress zu herrschen, und es gibt viele Urheber – Terrorismus, die Erwerbstätigkeit, Gesundheitsprobleme, Finanzen, Beziehungen, Furcht vor dem Unbekannten, Zeitmangel, unzulängliches Selbstbewusstsein und die unzähligen Änderungen, die täglich auf uns zukommen.
Jeder mag andere Ursachen für Stress und Furcht sehen, doch die Auswirkungen scheinen ähnlich zu sein. Viele Ärzte sind sich einig, dass Stress in mindestens 80 Prozent der Krankheiten ihrer Patienten eine Rolle spielen kann. Das Zentrum für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten der USA schätzt beispielsweise, dass bis zu 90 Prozent aller Besuche beim Arzt auf stressbedingte Krankheiten zurückzuführen sind („Stress can ravage the body, unless the mind says no“ [Stress kann den Körper vereinnahmen, sofern der Kopf nicht nein sagt], Kathleen Fackelmann, USA Today, 22. März 2005).
Vor einiger Zeit hörte ich einen Politiker sagen: „Wenn man nicht mit irgendeiner Angst lebt, dann lebt man realitätsfern.“ In solch einer Realität möchte ich eher nicht leben. Doch ich bin sicher, dass wir den Stress und die Angst des Alltags senken möchten. Und wie schaffen wir das?
Der Apostel Paulus zeigt uns einen guten Anfangspunkt: „Sorgt euch um nichts, sondern in allen Anliegen lasst eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne bewahren in Christus Jesus!“ (Philipper 4:6, 7). Paulus beginnt mit einer Anweisung; er sagt uns, wie wir dieser Anweisung gehorchen, und erklärt schließlich die Belohnung für diesen Gehorsam. Sein Gegenmittel gegen Angst ist Gebet. Sich um nichts zu sorgen ist möglich, wenn man über alles betet!
Und wie zeigt Gebet Wirkung? Nun, es ändert unser Denken – die Art und Weise, wie wir über Dinge denken und sie wahrnehmen. Stress und Furcht entstehen aus Verwirrung oder Sorge über Sachen, die außerhalb unserer Kontrolle zu sein scheinen. Stress entsteht außerdem aus Angst oder Unsicherheit über die Zukunft und wenn wir uns unfähig fühlen, alles zu schaffen, was uns aufgetragen wurde. Wirksames Gebet bewegt das Denken von Unkenntnis oder Zweifel zu Wissen und Vertrauen. Mary Baker Eddy beschrieb Gebet folgendermaßen: „Es macht neue und wissenschaftliche Entdeckungen von Gott, von Seiner Güte und Macht. Klarer, als wir dies zuvor erkannten, zeigt es uns, was wir schon haben und sind; vor allem aber zeigt es uns, was Gott ist“ (Nein und Ja, S. 39).
Das Gebet geistigen Lauschens und geistiger Entdeckung offenbart Gottes Natur und Macht. Es macht uns bewusst, wie diese Macht in unserem Leben wirkt. Und es schafft Vertrauen – nicht in unsere eigenen Mittel, sondern in die Mittel Gottes. Dieses Vertrauen bringt die Erkenntnis mit sich, dass Gott keinen Mangel an Ressourcen und keine Verwirrung kennen kann. Vielmehr offenbart eine Kenntnis von Gott Seine unbegrenzten Ressourcen – die inspirierten Ideen, die wir ständig brauchen – und wie man sie nutzt. „Es ist unsere Unwissenheit über Gott, das göttliche Prinzip, die offensichtliche Disharmonie hervorbringt, und das richtige Verständnis von Ihm stellt die Harmonie wieder her“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 390).
Gott regiert das Leben von allem, was Er erschaffen hat, und Er liebt Seine eigene Schöpfung. Gebet ändert diese Tatsachen nicht, es macht sie nicht wirklicher als sie bereits sind. Es passt unser Denken der geistigen Sichtweise der Dinge an und fördert ein klares Verständnis von dem zutage, was immer wahr war und wahr bleibt. Dann sind diese Tatsachen der geistigen Existenz zu erkennen. Gottes allmächtige Kraft zum Guten wird zu einer wahrgenommenen Macht in unserem Leben und nimmt dem modernen Alltag den Druck. Indem wir folgender Anweisung folgen: „Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand“ (Sprüche 3:5), erlangen wir Frieden und Sicherheit.
Die Bibel bietet viele Beispiele von Menschen, die durch ihr Verständnis und Gottvertrauen beschützt und angstfrei leben konnten. Die Geschichte von Daniel in der Löwengrube sagt beispielsweise nichts darüber, dass Daniel über die Situation gestresst war (siehe Daniel 6). Er hörte, dass er nur den König um etwas bitten durfte, und falls sich zeigen sollte, dass er Gott anbetete, würde er den Löwen zum Fraß vorgeworfen. Doch Daniel ging heim, öffnete die Fenster und betete dreimal am Tag, „lobte und dankte seinem Gott, wie er es bisher zu tun pflegte“ (Vers 11).
Daniel vertraute Gott so vollständig, dass er keine Angst hatte und sich weigerte, seine Gebete zu ändern. Als er beim Beten ertappt und in die Löwengrube geworfen wurde, war nur König Darius besorgt. Doch selbst seine Angst wirkte sich nicht auf Daniel aus. Als Darius am Morgen nach Daniel schaute, rief er ihn „mit kläglicher Stimme“, und Daniel antwortete: „Mein Gott hat seinen Engel gesandt, der den Löwen den Rachen zugehalten hat, sodass sie mir kein Leid getan haben; denn vor ihm bin ich unschuldig erfunden“ (Verse 20–23).
Daniels Beispiel zeigt uns, dass das Gebet zu Gott uns beschützen und aus den Klauen der Angst befreien kann. Wir alle werden irgendwann mit „Löwen“ konfrontiert: Angst, die unseren Frieden verzehren kann, Gefühle von Unzulänglichkeit, die unsere Harmonie zu zerstören drohen, Sorge, die sich in Beziehungen frisst. Doch demütiges, beharrliches, gehorsames Gebet offenbart Gottes Gegenwart in unserem Leben. Und diese Gegenwart – die Manifestation des Christus – verschließt den Löwen den Rachen.
In Wissenschaft und Gesundheit wird der Christus definiert als „die göttliche Offenbarwerdung Gottes, die zum Fleisch kommt, um den fleischgewordenen Irrtum zu zerstören“ (S. 583). Jesus demonstrierte immer wieder die Macht des Christus, Furcht zu zerstören. Ob es um die Angst der Jünger in einem Sturm ging oder um Eltern, die über den Tod ihrer Tochter verzweifelt waren, Jesu Verständnis von der Macht des Christus wandelte die Situation um und bewirkte Frieden und Heilung. Jesus bewies, dass die Macht des Christus mehr als ausreicht, um jeden Zustand zu heilen.
Frieden ist natürlich und Angst ist unnatürlich. Wann immer Jesus betete, wurde Angst zerstört. Und die oberste Priorität in der Praxis des geistigen Heilens ist, Furcht zu zerstören: „Die christlich-wissenschaftliche Praxis beginnt mit Christi Grundton der Harmonie: ‚Fürchtet euch nicht!‘“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 410). Eine Seite weiter schrieb Mary Baker Eddy: „Wenn es dir gelingt, die Furcht vollständig zu beseitigen, ist dein Patient geheilt“ (S. 411–412). Warum? Weil Furcht eine falsche Wahrnehmung von Gottes Schöpfung ist, eine irrige Denkweise über unsere Sicht von uns selbst. Wenn diese falsche Wahrnehmung durch Gebet zerstört ist, herrscht Harmonie. Sorge verschwindet.
Jesus sagte nie, dass wir in einem Reich der Furcht leben, sondern: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch“ (Lukas 17:21). Wenn Furcht versucht, Harmonie zu stören, garantiert die Erkenntnis vom Reich Gottes das Ende dieser Störung. Dieses Reich zeigt sich uns als die vollkommene Garantie der göttlichen Liebe, der Schönheit der Seele und als normale Funktion des Geistes.
Es gibt viele Möglichkeiten zu beten. Eine für mich bewährte Möglichkeit ist das, was ich „Sabbat-Augenblicke“ nenne – die Augenblicke, in denen ich mitten in einer schwierigen Situation innehalte und erkenne, dass Gott hier bei mir ist. Er hilft mir, beschützt, führt und heilt mich. Ob ich mit Wut, Furcht, ungerechter Behandlung oder sogar körperlicher Krankheit konfrontiert bin, diese kurze Erkenntnis, dass Gott bei mir ist, bewirkt Heilung. Sie schafft Ruhe, Gelassenheit und Zuversicht. Sabbat-Augenblicke sind jederzeit und überall möglich. Selbst in einer Telefonzelle fern von zu Hause.
Als ich während des Vietnamkriegs Soldat war, hatte ich Heimaturlaub, bevor ich zur Offiziersschule kam. Ich verletzte mir den Fuß am rostigen Metall meines alten VWs, als ich vom Strand nach Hause fuhr. Ich dachte nicht weiter daran, doch nach ein paar Wochen an der Offiziersschule humpelte ich sichtlich. Die Ferse war geschwollen und nun zeigten sich auch an anderen Stellen des Körpers Schwellungen. Ein Offizier stellte mich wegen des Humpelns zur Rede. Ich erwiderte, es sei alles in Ordnung, doch er sagte, wenn ich am folgenden Tag immer noch humpelte, müsse ich mich im Krankenhaus melden.
Das Offizierstraining war sehr stressig, und der Gedanke, ins Krankenhaus zu müssen, erhöhte den Druck noch mehr, denn das hieß, das Training zu verlassen und zwei oder drei Monate zu warten, bevor ich fortfahren könnte.
An dem Abend hatte ich einen Sabbat-Augenblick. Ich rief von einer Telefonzelle aus eine Praktikerin der Christlichen Wissenschaft an. Diese Frau war seit vielen Jahren Praktikerin, und meine Familie hatte die Macht ihrer Gebete viele Male erlebt. Ich erinnere mich heute nicht mehr, was sie zu mir sagte, doch ich weiß noch, wie ich die Telefonzelle mit einem klaren Bewusstsein von Gottes Gegenwart und der Überzeugung verließ, dass alles in Ordnung war. Diese Überzeugung verließ mich auch in der Nacht nicht. Die Schwellung löste sich auf, und am folgenden Morgen meldete ich mich ohne Humpeln zum Dienst. Ich konnte mein Training pünktlich abschließen.
Dieser Sabbat-Augenblick begleitete mich durch meinen restlichen Militärdienst. Aufgrund dieser Heilung vertraute ich Gott mein Wohl konsequenter an, und mein Vertrauen wurde immer wieder belohnt.
Es ist nicht nötig, sich mit Angst oder Sorge „abzufinden“. Gebet zeigt Wirkung. Wenn wir die Dinge durch die geistige Linse des Gebets betrachten, ändert sich unsere Sichtweise. Gebet überwindet Beschränkungen, schafft Klarheit und löst Konflikte auf. Jeder unharmonische Zustand, der uns Sorge bereitet, kann durch das Verständnis aufgehoben werden, dass ein guter und liebevoller Gott absolut alles unter Kontrolle hat – und dass Gottes friedvolles Reich bereits inwendig in uns ist.
