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Original im Internet

Nicht meine Aufgabe

Aus dem Herold der Christlichen Wissenschaft. Online veröffentlicht am 13. August 2020


Einer meiner Lieblings-Podcasts enthält ein Segment mit der Bezeichnung „Nicht meine Aufgabe“. Der Gastgeber lädt Experten ein, um ihnen Fragen zu stellen, die nicht das Geringste mit ihrem Fachgebiet zu tun haben. Wenn die Antworten falsch sind, ist es lustig und nicht schlimm, denn es war ja gar nicht ihre Aufgabe, die Antworten zu wissen. 

Wie lässt sich das auf Gebet übertragen? Gebet hilft uns zwischen dem zu unterscheiden, was unsere Aufgabe ist und was nicht. Wenn wir mit geistigem Wachstum ringen, geht es häufig darum, dass wir etwas angehen, was nicht unsere Aufgabe ist. 

Vor ein paar Jahren war ich zum Beispiel spät abends auf und dachte über eine Entscheidung für eines meiner Kinder nach. Ich wollte unbedingt die richtige und verantwortungsbewusste Wahl treffen, denn von dieser Entscheidung schien seine Zukunft abzuhängen. Mein Gebet entstammte dem tiefen Wunsch, die richtige Antwort zu erkennen. 

Doch als ich plötzlich merkte, dass ich ein bestimmtes Ergebnis im Auge hatte, trat ich mental einen Schritt zurück. Ich schrieb in mein Tagebuch: „Es ist nicht meine Aufgabe, ...“ gefolgt von einer Liste von Dingen wie besorgt sein, grübeln, überanalysieren, das Ergebnis steuern oder mich für den Erfolg (oder Misserfolg) eines anderen verantwortlich fühlen. Danach dachte ich: „Und was ist meine Aufgabe?“, und schrieb eine neue Liste: weise reagieren, lauschen, vertrauen, geduldig sein und mir des gegenwärtigen Guten als Grundlage für zukünftiges Gutes sicher sein.

Die Christliche Wissenschaft sagt, dass Gebet uns mit der Wissenschaft des Seins in Einklang bringt (siehe Mary Baker Eddy, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 2). Statt Hoffnung auf ein bestimmtes späteres Ergebnis zum Ausdruck zu bringen, strebt dieses Gebet an zu erkennen, was bereits geistig vorhanden ist, selbst wenn wir es noch nicht völlig erkennen. 

Klarheit über diese geistige Gegenwart entstammt dem Verständnis der grundsätzlichen Wahrheit über unser Dasein. Und doch dringt Gebet vielfach nicht tief genug vor, um diese Wahrheit zu erkennen. Wenn wir uns vornehmlich auf ein bestimmtes Ergebnis konzentrieren, versuchen wir, Gebet als Mittel zum Zweck zu benutzen. Doch wenn wir der Lehre von Christus Jesus folgen, bringt Gebet die gottähnliche Natur eines jeden von uns ans Licht. Das richtet uns an der Harmonie unseres wahren Seins aus. Und die Wirkung ist ein klares Verständnis der richtigen Richtung, selbst wenn wir das Ergebnis noch nicht kennen.

Von dieser Sichtweise aus ist es also nicht unsere Aufgabe, Gebet zu nutzen, um etwas zu planen, vorzugeben, zu lösen, herauszufinden oder in die Wege zu leiten. Es ist unsere Aufgabe, die Gegenwart des geistig Guten um uns zu fühlen, wenn wir eine geistige Herangehensweise ans Heilen anstreben. Es ist unsere Aufgabe, die Definitionen von uns selbst abzulegen, die Begrenzungen in Bezug auf Zeit, Chancen und Ressourcen enthalten – also auf Sterblichkeit beruhen. Wenn wir uns von Begrenzungen, Eigenwilligkeit und persönlichem Einsatz ab- und einem Bewusstsein von Gott, der göttlichen Gegenwart, zuwenden, können wir tiefe Ruhe und Frieden erleben, egal was um uns herum passiert.

Wir können in Jesu Lehren mehr von unserer Gottähnlichkeit entdecken. Er sagte beispielsweise: „Glaubt mir, dass ich im Vater bin und der Vater in mir ist“ (Johannes 14:11). Da wir Gottes Werke sind, wirken diese Werke durch uns. Jesus zeigte uns während seiner gesamten Mission seine geistige Einheit mit der göttlichen Liebe, Gott, damit wir unsere eigene Einheit mit dieser Liebe entdecken können. 

Es ist unsere Aufgabe zu akzeptieren, dass wir ohne Maßen von dem einen Gott, der unendlichen Liebe, geliebt werden, der beständig offenbart, dass Er uns unendlich liebt. Das ist keine Wirklichkeit, die in ferner Zukunft eintritt, sondern die gegenwärtige Tatsache unserer wahren Existenz. Wir sind untrennbar von dieser unendlichen, göttlichen Gegenwart der Liebe, und das gilt auch für unsere Kinder und die Menschen, die uns nahestehen. Gottes Liebe ist immer für alle Menschen gegenwärtig.

Es ist nicht unsere Aufgabe zu versuchen, anderen diese Liebe nahezubringen, andere in Ordnung zu bringen oder zu bestimmen, wie sie über uns denken. Doch wir können unsere Sichtweise der Situation ändern oder uns aus der Situation entfernen. Wenn wir danach streben, das Licht des Christus zu leben, wird es auch andere berühren. Doch wahre Änderungen werden immer nur mit göttlichem Einfluss im jeweiligen Bewusstsein hervorgebracht. Es ist unsere Aufgabe, der Führung dieses Einflusses in unserem eigenen Bewusstsein zu folgen und darauf zu vertrauen, dass unser Beispiel ausreicht, nicht aber unsere Worte oder unser Wille. 

Unsere individuelle Einheit mit Gott steht unmittelbar bereit. Das menschliche Gemüt mag mit geistigem Verständnis als etwas ringen, das schwer zu erlangen ist, doch wir können unsere Spiritualität erkennen, weil dies die Art ist, wie wir schon immer in Beziehung zu Gott existiert haben. Gott, ewiges Leben und ewige Liebe, ist die Quelle unseres Seins und hat nie aufgehört, uns aufrechtzuerhalten. Gott veranlasst unser geistiges Verständnis. Es ist nicht unsere Aufgabe, etwas zu schaffen, das nicht schon vorhanden ist. Unsere Aufgabe ist zu erkennen, was Gott bereits erschaffen hat und uns offenbart. 

Wenn wir die Tendenz in unseren Gebeten wahrnehmen, immer wieder eine Erwartung von späterem Gutem in den Mittelpunkt zu stellen, kann dies die Erkenntnis von jetziger geistiger Vollkommenheit verzögern. Der gegenwärtige Augenblick enthält all das Gute, das wir jemals brauchen werden, und zeigt uns hier und jetzt unsere Vollständigkeit und Vollkommenheit. Und er stellt die Grundlage für zukünftiges Gutes bereit, doch es ist nicht unsere Aufgabe, über die Zukunft nachzudenken – oder über die Vergangenheit zu grübeln. Unsere Aufgabe ist, die Größe des göttlich Guten zu akzeptieren, das jetzt in diesem Augenblick stattfindet. 

Als ich das an jenem Abend verstand, entspannte ich mich, was die Entscheidung für mein Kind anging. Ich vertraute darauf, dass das Gute von Heute den Grundstein für das Gute von Morgen legt. Es war meine Aufgabe, dieses Gute anzuerkennen und mich Schritt für Schritt davon leiten zu lassen. 

Wissenschaft und Gesundheit erklärt unsere Aufgabe folgendermaßen: „Die Regel besteht bereits, und es ist unsere Aufgabe, die Lösung auszuarbeiten. Sollen wir das göttliche Prinzip aller Güte bitten, Seine eigene Arbeit zu tun? Seine Arbeit ist getan und wir brauchen uns die Regel Gottes nur zunutze zu machen, um Seinen Segen zu empfangen, der uns befähigt, unsere eigene Erlösung zu erarbeiten“ (S. 3).

Es ist unsere Aufgabe zu erkennen, was Gott bereits geleistet hat, und diese Vollständigkeit dann immer umfassender zu erleben. Was für eine wundervolle Verheißung!

Larissa Snorek
Stellvertretende Chefredakteurin

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