Er war Brite und lebte in Paris. Ich war Amerikanerin in derselben Stadt. Wir lernten uns in dem Café kennen, in dem ich als Bedienung arbeitete. Er war lustig, nett und zugänglich und lud mich ein, das Aquarium zu besuchen, wo er arbeitete. Er kam mir ein wenig wie ein Casanova vor, deshalb war ich etwas nervös, aber auch neugierig; ich hatte noch nie einen festen Freund gehabt.
Und dann merkte ich weniger als drei Monate später, dass er fremd ging. Als ich ihn zur Rede stellte, stritt er alles ab. Ich glaubte ihm und wir blieben zusammen. Aber es passierte immer wieder. Ich fand Beweise, dass er fremd ging, und stellte ihn zur Rede. Er leugnete es, sagte mir, dass er mich liebte, und ich glaubte ihm. Ich war zum ersten Mal verliebt und hatte Angst, ihn zu verlieren. Und ich dachte naiv, dass ich ihn zu dem Mann machen konnte, der er hätte sein können.
Doch nach drei weiteren Monaten dieses Kreislaufs war ich mit meinen Emotionen am Ende. Es war außerdem schwierig, einen dauerhafteren Job und eine feste Bleibe zu finden, also beschloss ich, nach Hause in die USA zu fliegen, während wir an unserer Beziehung arbeiteten.
Ich zog wieder bei meinen Eltern ein und fühlte mich schrecklich einsam, deprimiert und ungeliebt. Mir fehlte das Reisen, doch der wirkliche Grund für mein Unglücksgefühl war diese Fernbeziehung, die nicht gut lief.
Oberflächlich gesehen war alles in Ordnung. Mein Freund und ich redeten oft miteinander. Er sagte mir, dass er mich liebte, und überschüttete mich mit Komplimenten hinsichtlich meiner Intelligenz, Anteilnahme und Freundlichkeit. Doch ca. zwei Monate, nachdem ich in die USA zurückgekehrt war, gewann ich aus einem Gespräch den Eindruck, dass er bei der Frau eingezogen war, mit der er angeblich nicht fremd ging. Ich fragte ihn, ob das stimmte. Er sagte ja, versuchte aber, mich zu überzeugen, dass es eine reine Zweckbeziehung war und nichts weiter bedeutete. Ich legte auf und brach in Tränen aus. Mein Herz fühlte sich an, als sei es in Stücke gerissen, und ich war sehr verwirrt. Wie konnte das Liebe sein?
Später an jenem Tag kam meine Mutter ins Zimmer, um mich etwas zu fragen. Ich reagierte pampig – das hatte ich noch nie gemacht. Wir waren immer sehr respektvoll und liebevoll miteinander umgegangen. Nachdem sie gegangen war, fühlte ich mich schrecklich. Ich verstand, dass ich meine Haltung ändern musste, wusste aber nicht, was ich tun sollte. Ich wollte beten, war aber in Selbstmitleid versunken. Es kam mir vor, als wäre mein Denken in Dunkelheit gehüllt. Als ich an jenem Abend im Bett lag, flehte ich still und unter Tränen: „Gott, bitte hilf mir.“
Ich hatte die Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft besucht und gelernt, dass Gott gut und „eine Hilfe in den großen Nöten“ ist (Psalm 46:2). Doch ich hätte nie die Antwort erwartet, die ich an jenem Abend erhielt. Unmittelbar nach meiner Bitte um Hilfe füllte sich mein Bewusstsein mit Licht. Dieses Licht war so rein und hell, dass es das ganze Zimmer erfüllte. Das Bemerkenswerteste war, dass dieses Licht fassbar und nicht fassbar gleichzeitig war. Es hatte keinen physischen Ursprung, aber ich konnte es sehen und fühlen. Es hüllte mich in Wärme ein, und ich fühlte mich tief und von Herzen geliebt. Diese Liebe war so erfüllend, dass jedes Gefühl von Traurigkeit, Einsamkeit und Depression verschwand. Ich wusste, dass diese Liebe wirklich göttliche Liebe war – das ist ein anderer Name für Gott. In dem Augenblick fühlte ich „den unaussprechlichen Frieden ..., der aus einer allumfassenden, geistigen Liebe kommt“, wie Mary Baker Eddy dies in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift ausdrückt (S. 264).
Ich schlief ein und wachte am Morgen als neuer Mensch auf. Ich war fröhlich! Ich entschuldigte mich nicht nur herzlich bei meiner Mutter, sondern hatte auch das Selbstvertrauen, ohne Bedauern oder Drama mit meinem Freund Schluss zu machen. In jenem Augenblick des Lichts hatte ich verstanden, dass meine Identität nicht von meiner Beziehung zu diesem Mann abhing; ich war vollständig und abgeschlossen, denn so hat Gott mich erschaffen. Und ich hatte erkannt, dass die Liebe, nach der ich suchte, weder Lügen noch Fremdgehen einschloss; sie war geistig, rein und etwas, das ich als Gottes Kind bereits hatte.
Als mein Exfreund weiter versuchte, mich telefonisch oder per SMS zu erreichen, bat ich ihn energisch, damit aufzuhören, und das tat er kurz darauf. Ich fand einen neuen Job, zog in ein neues Land und lebte mich mühelos ein.
Vor dieser Heilung hatte ich immer gebetet, wenn ich Hilfe brauchte. Doch ich hatte noch nie so hautnah gespürt, dass Gott für mich da ist. In einer meiner dunkelsten Stunden wurde mein einfacher Hilferuf erhört. Und ich habe nie vergessen, wie es sich anfühlte, mir Gottes Gegenwart so sicher zu sein und Seine zärtliche Liebe für mich so tief zu spüren. Heute weiß ich, dass diese Beziehung zur göttlichen Liebe die wichtigste Beziehung jedes Menschen ist, daher können wir uns nie ungeliebt oder allein fühlen.
