Sie haben vielleicht schon das eine oder andere Mal gedacht: „Ich bin keine Heilerin/kein Heiler.“ Doch es gibt zunehmend Beweise, dass Gottes heilende Qualitäten in jedem von uns widergespiegelt werden. Haben Sie schon mal ein verängstigtes Haustier beruhigt, Ihrem Kind vor der Schule noch schnell ein Küsschen gegeben oder einem Nachbarn geholfen? Selbst der kleinste Ausdruck von Sanftmut und Liebe kann die kleinste Furcht oder Sorge tilgen.
Christus Jesus erkannte die heilenden Fähigkeiten in seinen Mitmenschen und zeigte uns, wie wir den Wert des Heilers in uns und anderen erkennen. Die einleitenden Worte zu Jesu Bergpredigt, Seligpreisungen genannt, weisen auf Eigenschaften hin, die uns fürs Heilen ausrüsten – Eigenschaften wie Empfänglichkeit, Hingabe, Demut, Treue, Liebe, reine Güte, Friedensstiften, Versöhnung und Durchhaltevermögen. Wenn wir diese Eigenschaften des Christus, die Heilung fördern, in uns und anderen identifizieren, können wir anfangen, sie zu achten und umzusetzen.
Eine Möglichkeit, unsere heilenden Fähigkeiten zu fördern, ist, ungöttliche Eigenschaften zu erkennen, die uns davon abhalten, bereit zu sein, wenn unsere Hilfe benötigt wird – ein negativer Gedanke oder negatives Verhalten, der bzw. das uns daran hindert, wahre Güte und selbstlose Liebe zum Ausdruck zu bringen. Jesus nannte derlei Merkmale Sünden, und seine Lehren ermuntern uns, die Sünde zu erkennen, die unsere gottgegebenen Gelegenheiten des Helfens und Heilens im Keim ersticken will. Ja, Jesu Lehren verlangen von uns, dass wir menschliche Neigungen wie Wut, Egoismus, Sinnlichkeit, Unehrlichkeit, Furcht, Gier, Hass und Frust bekämpfen. Seine Forderung geht darüber hinaus, diese Charaktereigenschaften bzw. Sünden als normal und unvermeidlich zu akzeptieren und hinzunehmen, sondern wir sollen jede Versuchung als Gelegenheit zum erlösenden Heilen betrachten und nutzen.
Zum Heilen brauchen wir vor allem geistiges Verständnis. Gott, das göttliche Gemüt, spiegelt die Weisheit und das Verständnis, die zum Heilen erforderlich sind, in uns – der geistigen Schöpfung des Gemüts – wider. Und somit können wir in dem Maß, wie die moralischen Anforderungen erfüllt sind, zuversichtlich bekräftigen und demonstrieren: „Ich bin Heilerin/Heiler“, denn dann verschwindet alles, was dieser Tatsache im Weg stehen könnte.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, schrieb: „Das moralische Barometer des Menschen, das steigt oder fällt, zeigt seine Fähigkeit zu heilen und seine Eignung zum Lehren an“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 449). Wie ein mechanisches Barometer den steigenden oder fallenden Luftdruck anzeigt, haben wir ein „moralisches Barometer“, das entweder durch den göttlichen Standard des Guten ansteigt oder unter den Ablenkungen oder Verlockungen der materiellen Gesinnung fällt und uns von unserer Bereitschaft zu heilen fortzieht.
Es reicht nicht, ein schlechtes Gewissen über falsches Denken oder Handeln zu haben. Die Christliche Wissenschaft lehrt, dass wahre Güte Gottähnlichkeit ist und dass der Christus – die Wahrheit über Gott und die vollkommene Widerspiegelung des göttlich Guten im Menschen – eine immerwährende Hilfe bei der Erlösung jedes Augenblicks von Sünde ist. Ein kurzes Innehalten, um zu fragen: „Zieht mich dieser Gedanke oder dieses Verhalten von Gottes Güte fort?“ kann uns helfen, uns Gott zuzuwenden, um den Augenblick von dem zu befreien, was Gott unähnlich ist. Und damit ebnen wir den Weg dafür, dass eine rein geistige bzw. christlich-wissenschaftliche Sicht auf die Menschen – uns eingeschlossen – sich in unserem Denken etablieren kann und unwiderruflich Körper und Geist Heilung bringt.
Mitglieder einer Kirchengemeinde, die einen Vortrag über christlich-wissenschaftliches Heilen für ihre Umgebung vorbereiteten, fragten sich: „Wie sehen wir die anderen in unserem Umfeld – als Heilerinnen und Heiler oder als Patientinnen und Patienten?“ Sie erkannten, dass der Einsatz einer Buchhalterin für eine Klientin oder die Geduld eines Verkäufers bei der Suche nach der richtigen Größe für einen Kunden das Verlangen, den Wunsch, die Fürsorge, die Unterstützung und die Hilfe ausdrücken, die das Gott uns allen verliehene Herz einer Heilerin bzw. eines Heilers unter Beweis stellen. Während die Mitglieder über ihr Umfeld nachdachten, stieg ihr eigenes moralisches Barometer und sie bekamen den selbstlosen Wunsch, ihr Vortrag möge alle diese Heilerinnen und Heiler und die heilenden Eigenschaften fördern.
Sie luden Menschen ein, an die sie zuvor noch nie gedacht hatten, und „Heilerinnen und Heiler“ aus allen möglichen Lebensbereichen besuchten den Vortrag und lernten etwas über ihre natürliche Fähigkeit zu heilen und das metaphysische System, das christliches Heilen auch heute möglich macht.
Wir schulden es uns und unserer Welt, die Heilerinnen und Heiler zu fördern, zu denen Gott jeden von uns bestimmt hat. Die Christliche Wissenschaft führt uns zurück zum Meister, zu Christus Jesus, dessen Mission ein Vorbild für die Wiederherstellung von Gesundheit und somit der Praxis des Heilens und Segnens darstellt – um in uns und anderen christliche Eigenschaften zu kultivieren, die uns alle in dieser Praxis ausrüsten und befähigen, die Heilerin oder den Heiler in uns allen zu erkennen und zu schätzen.
Michelle Boccanfuso Nanouche
auf Einladung der Redaktion
