In meinem Abschlussjahr am College fuhren mein Mann und ich im Herbst nach Süd-Florida und beschlossen, Gerätetauchen zu gehen. Wir mieteten uns einfach die Ausrüstung und ein Boot und fuhren allein raus aufs Meer.
Es war ein herrlicher Tag mit blauem Himmel und Schäfchenwolken, doch ein kräftiger Wind bewirkte 1,80 Meter hohe Wellen. Wir fuhren bis zu einer Stelle, wo wir den Anfang des Korallenriffs vermuteten, schalteten den Motor aus, warfen den Anker und überzeugten uns, dass er hielt. Da das Wasser trübe war, beschlossen wir, an der Ankerleine entlangzutauchen. Ich weiß noch, dass ich die Leine über der Wasseroberfläche sah und die Hand nach ihr ausstreckte, als ich mich nach unten aufmachte, doch sobald ich unter Wasser war, verschwand die Leine, und mein Griff ging ins Leere. Das Wasser war nur ca. 10 Meter tief, also dachte ich, dass wir den Anker sehen würden, wenn wir tief genug unter den Wellen waren, um klares Wasser zu erreichen.
Als wir am Meeresboden ankamen, suchten wir den Anker, konnten ihn aber nirgends finden. Mein Mann gab mir ein Zeichen, wieder aufzutauchen, und als wir oben ankamen, war das Boot verschwunden. Sofort war ich von tiefer Angst erfüllt. Wir konnten bis auf die kurzen Augenblicke, wenn wir oben auf einer Welle angekommen waren, nichts als das sich auftürmende Wasser sehen. In den Momenten oben auf der Welle sahen wir das Boot, das überraschend weit weg von uns war, wenn man bedachte, wie wenig Zeit vergangen war, seit ich die Hand nach der Ankerleine ausgestreckt hatte. Wir waren ungefähr fünf Kilometer vom Ufer entfernt, das von jeder Welle aus sichtbar war, doch ich hatte keine Ahnung, ob ich so weit würde schwimmen können. Und wenn wir von der Strömung erfasst würden, müssten wir dagegen anschwimmen, um zum Ufer zu kommen, was dazu führen könnte, dass uns die Kraft ausging und wir dann aufs Meer hinausgetrieben würden.
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