Seit meiner Kindheit laufe ich gern. Als Schüler war ich in Geländelauf- und Leichtathletik-Teams und jetzt als Erwachsener laufe ich weiterhin regelmäßig und nehme an Wettkämpfen teil. Zwar macht es mir nach wie vor Spaß, bei Wettläufen anzutreten, mir selbst etwas abzuverlangen und meine Fortschritte zu verfolgen, doch nach und nach ging es bei diesen Läufen weniger um Schnelligkeit als um geistiges Wachstum.
Vor ein paar Jahren setzte ich mich ans Ufer eines Sees, um den ich gerade gelaufen war, um Dehnungsübungen zu machen. Mir fielen etliche scheinbar wahllos angeordnete Bojen in Ufernähe auf. „Was sollen die wohl da?“, fragte ich mich, denn das ganze ergab keinen Sinn für mich. Einige Minuten später stieg ich auf eine Zuschauertribüne dort am Ufer, um mir den See und die Bojen von oben anzusehen. Jetzt stellte ich überrascht fest, dass sie perfekt parallel verliefen und Bahnen für ein Bootsrennen bildeten. Der Kontrast zwischen der ersten und der zweiten Sicht auf die Bojen war beeindruckend. Erst konnte ich nicht glauben, dass ich denselben Teil des Sees sah, doch es war offensichtlich, dass es dieselben ca. 20 Bojen waren. Das Einzige, was sich geändert hatte, war meine Perspektive.
Aus unmittelbarer Nähe der Bojen konnte ich keine Anordnung und keinen Sinn für ihren jeweiligen Platz erkennen; sie schienen völlig zufällig dort zu sein. Doch das war nur meine begrenzte Sichtweise, und die stellte sich als trügerisch heraus. Als mein Verständnis der Situation durch den höheren Winkel besser wurde, lagen die Anordnung und deren Sinn auf der Hand.
Bitte anmelden, um diese Seite anzuzeigen
Sie erlangen vollständigen Zugriff auf alle Herolde, wenn Sie mithilfe Ihres Abonnements auf die Druckausgabe des Herold ein Konto aktivieren oder wenn Sie ein Abonnement auf JSH-Online abschließen.