Spät an einem Samstagabend saß ich allein am Schreibtisch und mochte gar nicht daran denken, wozu ich mich für den nächsten Morgen bereiterklärt hatte – ich sollte als Vertretungslehrer eine Gruppe Jugendlicher in der Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft unterrichten.
Ich hatte schon viele schwierige Sachen im Leben gemacht, z. B. Reden vor großem Publikum gehalten und als Afrika-Korrespondent für den Christian Science Monitor über Bürgerkriege berichtet. Aber Jugendliche in der Sonntagsschule zu unterrichten kam mir schlimmer vor.
Ich fragte mich, wovor ich mich eigentlich genau fürchtete. Die Antwort: dass ich auf ihre kritischen Fragen keine zufriedenstellenden Antworten haben würde. Kurz darauf kam mir ein interessanter Gedanke – eine Engelsbotschaft: „Bist du bereit, alle Worte, die du jemals geschrieben hast, auf dem Altar darzubieten?“ Was für eine Herausforderung!
Im Verlauf von rund zehn Jahren als Berichterstatter hatte ich Zehntausende Wörter für den Monitor geschrieben. Und dann kam mir eine Zeile aus Mary Baker Eddys Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift in den Sinn: „Die Sterblichen sind Egotisten. Sie halten sich für unabhängige Arbeiter, persönliche Urheber und sogar privilegierte Schöpfer von etwas, das die Gottheit nicht schaffen wollte oder konnte“ (S. 263).
Betrachtete ich mich als den „privilegierten Schöpfer“ all dieser Stories, die ich für den Monitor geschrieben hatte? Oder war ich bereit, eine persönliche, egotistische Urheberschaft aufzugeben und stattdessen dankbar für ihre wahre Quelle zu sein – das all-gute, all-wissende göttliche Gemüt, Gott, die Intelligenz?
Eine andere Stelle aus Wissenschaft und Gesundheit machte alles noch klarer: „... wer immer sein irdisches All auf den Altar der göttlichen Wissenschaft legt, trinkt jetzt aus dem Kelch Christi und ist mit dem Geist und der Kraft des christlichen Heilens ausgerüstet“ (S. 55). Ich verstand, dass ich, wenn ich bereit war, alle diese Worte auf den Altar zu legen, zuversichtlich sein konnte, dass Gott mir am nächsten Morgen die richtigen Worte für meine Antworten eingeben würde. Wenn ich Gott, Geist, Gemüt, als die ewige und einzige Quelle meiner Ideen, Inspiration und Worte anerkannte, dann würde ich mit „der Kraft des christlichen Heilens ausgerüstet“ sein.
Als ich an jenem Abend dort saß und still betete, wandelte sich meine Angst in Demut und meine Sorge in Dankbarkeit um für all die Worte, die ich von Gemüt für den Monitor erhalten hatte, und für all die Worte, die ich für den nächsten Morgen von Gemüt erwarten konnte. Und ja, ich bot all meine Worte auf dem Altar dar.
Der Unterricht verlief sehr gut. Die Jugendlichen stellten gute, schwierige Fragen. Und ich sagte Dinge, die ich vorher gar nicht gewusst hatte – Ideen, die den Jugendlichen einzuleuchten schienen.
Wenn wir vor einer furchteinflößenden Situation stehen, können wir jede Art von Ego, das die Annahme enthält, wir seien auf uns gestellt, „auf den Altar legen“. Und wir können uns der geistigen Tatsache fügen, dass unsere Worte, unser Tun und unser Leben von Gott geführt und ermächtigt sind – nicht nur in diesen schwierigen Augenblicken, sondern immer.
Doch diese Erfahrung reichte nicht aus – ich hatte weitere Dinge im Sonntagsschulunterricht zu lernen. Einige Jahre später verließ ich eines Morgens die Kirche, nachdem ich meine zweite Woche als Lehrer der Zweitklässler beendet hatte, und bat Gott: „Schick mich gern wieder in ein Kriegsgebiet in Afrika, aber bitte nicht zurück in die Sonntagsschule.“
Zugegeben, das war ein wenig übertrieben und kein sehr inspiriertes Gebet, aber aus meiner Sicht war der Unterricht eine Katastrophe gewesen. Die Kinder waren zuerst sehr lieb erschienen, doch dann waren sie laut und störrisch geworden. Irgendwann hatte uns der Lehrer der Klasse nebenan gemahnt, doch bitte etwas leiser zu sein, und die Lehrerin auf der anderen Seite war gleich mit ihrer ganzen Klasse umgezogen, um dem Lärm zu entgehen. Am Ende der Stunde hatte ich mich wie ein Versager gefühlt.
Und dann waren zwei Sachen passiert: Erstens bot sich ein Lehrer an, mir ein paar Tipps zu geben, wie ich den Unterricht aufbauen und die Kinder am Unterrichtsstoff interessieren konnte. Zweitens betete ich mit den Ideen, dass dieser im Handbuch der Mutterkirche verankerte Unterricht eine göttlich bestimmte Einrichtung ist, und das umfasste meine Rolle als Lehrer und die Rolle der Kinder als Schülerinnen und Schüler. Ich fing an zu erkennen, dass Gott, das göttliche Prinzip, Liebe, die Macht hinter dieser Aktivität, die Intelligenz hinter meinem Unterricht, der Schöpfer und Beschützer dieser Kinder und die geordnete Unschuld ihres Seins ist.
Kurz darauf musste ich an ein schönes Bild denken, das auf zwei Bibelversen basierte: „... das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist“ (Epheser 6:17) und „Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert ... und ist ein Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens“ (Hebräer 4:12).
Ich stellte mir vor, wie das „Schwert des Geistes“ metaphorisch Wache am Eingang der Sonntagsschule stand und darüber richtete, ob die einzelnen Lehrkräfte und Kinder bereit waren, einzutreten. Plötzlich war ich zuversichtlich, dass jedes Kind, das durch diese Türen eintrat, durch Geist vorbereitet worden war – und bereit war, zu wachsen und zu lernen.
Im Verlauf der weiteren Wochen kamen mir sanft Ideen, wie ich jedes Kind in meiner Gruppe lieben konnte. Für den Jungen, der am meisten gestört hatte, reichte es, vor der Sonntagsschule kurz über sein Lieblingsthema zu reden: Dinosaurier. Er erzählte mir davon und wandte sich dann bereitwillig anderen Themen zu.
Schon bald freute ich mich jede Woche auf den Unterricht. Wir verbrachten ein Jahr fröhlicher Entdeckungen und wundervoller Verbindungen zwischen den Kindern, die nun bemerkenswert gut mitarbeiteten, und mir.
Eine der besten Ideen jenes Jahres war etwas, das ich das „Wächterspiel“ nannte. Es bezieht sich auf Mrs. Eddys Anweisung: „Steh Wache an der Tür des Denkens“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 392). Bei diesem Spiel übernahm jedes Kind reihum die Rolle des Wächters oder einer Wache; die anderen gingen zu diesem Kind hin und lasen einen von mehreren Sätzen vor, die ich auf Karteikarten geschrieben hatte. Wenn die betreffende Aussage gut oder wahr war, ließ der Wächter das Kind durch. Wenn nicht, sagte der Wächter: „Zugang versperrt!“ Jede Woche demonstrierten diese Kinder die Erkenntnis durch das „Schwert des Geistes“. Das war ihre Lieblingsaktivität.
Im Verlauf der Jahre als Sonntagsschüler und -lehrer habe ich eine wesentliche Lektion gelernt: Dem Geist und Buchstaben des Kirchenhandbuchs hinsichtlich der Sonntagsschule zu folgen ist eine starke Erfolgsgrundlage.
Als ich diese Kinder aus der zweiten Klasse unterrichtete, gründete sich der Lehrplan auf die „ersten Lektionen“, die im Kirchenhandbuch (S. 62) genannt werden: die Zehn Gebote, das Gebet des Herrn und die Bergpredigt – insbesondere die Seligpreisungen. Wir lasen auch immer ein Heilungszeugnis aus dem Christian Science Journal oder Christian Science Sentinel mit einem direkten Bezug auf das Gebot, die Seligpreisung oder die Zeile des Gebets des Herrn, das bzw. die in der jeweiligen Woche durchgenommen wurde. Zehn Jahre später besuchen die meisten der damaligen Kinder – heute Jugendlichen – auch weiterhin die Sonntagsschule und arbeiten daran, diese „ersten Lektionen“ zu demonstrieren.
Ich bin so dankbar für die Zuversicht, die wir in die einfache Struktur und klaren Anweisungen des Kirchenhandbuchs für den Sonntagsschulunterricht haben können – und für all die Lektionen und das Wachstum, die wir bei unserer Arbeit für die Kirche erlangen.
