Du bist lebendig – und existierst nicht nur. Du bist: du versuchst nicht nur zu sein. Entdecke das Leben dieses Augenblicks – dieses Augenblicks, der dein Leben ist.
Nicht du
Nicht du – als Mischung dessen, was geschieht, du-als-das-was-du-gewesen-bist ein Jahrzehnt, einen Augenblick zuvor – zu fragen: Was war ich? heißt, blind zu sein für die Tatsache der Gegenwart. Der Mensch ist keine Abfolge der Zeit. Nicht du als Mosaik der Hoffnungen und Ängste – zu fragen: Was werde ich sein? heißt, mit Entdecken aufzuhören. Nicht du im Einverständnis mit dem Stand der Dinge: ein mit Jahren gefüllter Becher, der Zufriedenheit über diese Stunde gießt. Nicht einmal du-am-Werden –
Sondern du, seiend
Du, geistig. Du, im Tun befindlich, du zu sein, wo dieses Sein der Ausdruck des Ich bin ist. „Ich bin hat mich zu euch gesandt“*: Das Sein, Gott, treibt den Menschen an, atmet durch ihn der Liebe Anreize hindurch. Ausdruck von Seele jetzt, gehst du als Sein Duft an jedem Ort.
Du spürst dies, deine Einheit mit Gott. Augenblick für Augenblick.
Seele pflanzt reinstes Verlangen dir am Wegesrand deines Tages. Die Unschuld dessen, was du bist, flackert durch die Schuld von dem hindurch, was du nicht bist. So, wie das Alpenveilchen in der Wintersonne: Es hält nicht zurück, sucht nicht zurückzuhalten – schenkt vielmehr einfach helfend, weil es so ist, so wie es ist – Augenblick für Augenblick.
Du, zeitlos seiend
Nicht du in diesem Augenblick. Sondern dieser Augenblick von dir – glänzend und makellos. Erkennen, das ist seiend sein. Grenzenlos. Die Allheit des Gemüts, das Einssein des Gemüts hört niemals auf, gekannt zu sein. Als Mann-Idee, als Frau-Idee – als eine einzige Idee – in Gottes Gedanken bist du augenblicks verstanden, bist du stets gekannt; du hast die Wendigkeit von Seele in diesem stundenlosen Kennen: der Tanz erfüllt den Tänzer ohne Ende, wie Schönheit in dem ruht, was ungesagt, wie Rhythmus liegt in dem, was still.
Entdeckend sein
Zu fragen: Wer bin ich? heißt, irrelevant zu sein. Zu fragen: Was bin ich? heißt, blind zu sein für die Substanz, für das Ich bin von Geist, hier wo du bist.
Frag: Wie bin ich seiend?
Der Mensch ist, was er seiend ist – die lautere Idee der Liebe – geburtslos wirklich.
Der Liebe Sinn ist im Augenblick eines jeden neuen Erwachens auch dein Sinn – präzise angeordnet von Prinzip. Hier lernst du zu sein, was du bist. Schön. Glänzend. Kostbar. Alterslos. Mächtig. Todlos. Ja, wie ein Psalm, der sich über dich ergießt. Ja, in der zartfühlenden Entdeckung deiner selbst. Du bist, was du bist, denn Ich bin, der Ich bin. Jetzt.
Augenblick für Augenblick für Augenblick für Augenblick
* 2. Mose 3:14
