„Hast du nicht schon in stiller, heiliger Abendstunde ein glühendes Verlangen in deinem Herzen empfunden?”
„Es war die Stimme Gottes, die in der Stille zu deinem schweigenden Herzen sprach.”
Ich schätze die Christian Science (d. h. christliche Wissenschaft) und verehre unsere Führerin mehr als ich es durch Worte ausdrücken kann; die Lehren dieser Religion bringen Licht in das Chaos, den Sturm, das Drangsal, den Aufruhr des menschlichen Lebens.
Es ist eine friedliche Stille, ein „schweig, und verstumme!” für die von der Sünde gemarterte Brust. Früher betete ich wohl „schaffe in mir, Gott, ein rein Herz, und gib mir einen neuen gewissen Geist”; aber die Ungeduld und der Stolz beherrschten mich mehr und mehr, wie meine Gebete jahraus, jahrein nicht erhört wurden.
Ich konnte nicht „auf des Herrn Berg gehen.” Mein wachsames aber ungebildetes Gewissen weigerte sich, meine Hände als rein und mein Herz als fromm anzuerkennen und Paulus’ Worte „Wollen habe ich wohl, aber Vollbringen das Gute finde ich nicht,” widerhallten durch meine Enttäuschung, denn Gott schien „mein Gebet und die Stimme meines Flehens” nicht zu vernehmen.
Als ob Gott, „der Gott alles Trostes, der uns tröstet in aller unsrer Trübsal,” — als ob Gott seinem bittenden Kinde die größte und notwendigste seiner Gaben, ein demütiges und reuevolles Herz vorenthalten würde!
Dann kam die Christian Science und erleuchtete die Lehren Jesu. Als die Juden ihn lästerten und sagten: „Wie lange hältst du unsre Seele auf? Bist Du Christ, so sage es uns frei heraus.” Da antwortete er ihnen: „Ich habe es euch gesagt und ihr glaubet nicht. Die Werke, die Ich tue in meines Vaters Namen, die zeugen von mir.”
Ich habe einsehen gelernt daß, was vom Menschengeschlecht wahr ist, auch von jedem Individuum des Geschlechts wahr ist; gerade wie das Geschlecht barbarische, halb-barbarische, halb-civilisierte und civilisierte Zeitalter durchgemacht hat, so hat jeder von uns entsprechende Entwickelungsstufen durchzumachen, und wir mildern die Abteilungen dadurch, daß wir sie physisch oder materiell, innerlich oder intellektuell, moralisch oder geistig nennen.
Ich sah das ein, als die Juden mit ihren materiellen Ansichten die würdevolle Herrschaft des Geistes in Jesum nicht erkennen konnten, weil ihre unwissenden Herzen nach einem König verlangten, dessen Kommen sie von ihrer Unterjochung in Rom befreien würde und ihr zerrüttetes Reich wieder aufrichten; so wütete in meiner Brust derselbe elementare Krieg, der keinen dauernden Frieden kannte, weil „fleischlich gesinnet sein immer Feindschaft wider Gott ist.” Dieser Sinn, der „in dem Prunk der Materie thront,” erhebt seine Stimme mit der Arroganz der Wirklichkeit” (Science and Health, Seite 252), verlangt nur darnach, was die Sinne fassen können. So wie die Juden nur den materiellen (irdischen) Menschen sahen und nicht den anderen Menschen, den Herrn vom Himmel, so war auch ich geblendet durch „den Willen oder den sinnlichen Geist des menschlichen Sinnes” (Science and Health, Seite 111), und war unfähig zu sehen, daß Seine Güte reicht, soweit der Himmel ist, und Seine Wahrheit, soweit die Wolken gehen.
Mein unerfahrenes Gewissen und die ungestümen Einflüsterungen meines eigenen Willens, konnten ein demütiges und reuevolles Herz nicht begreifen.
Seit Jahren habe ich versucht, mich meines geistigen Geburtsrechtes zu versichern, daß ich nur den Geist meines Schöpfers besitzen kann; doch konnten die gewichtigsten Wörter, die vollständigsten Bitten mein sehnsüchtiges Herz nicht überzeugen, daß ich eines mit Gott war.
Die Christian Science lehrte mich mild und gütig, daß nur die Werke, die „Ich thue in meines Vaters Namen,” mir bezeugen, daß „Ich und der Vater eines sind.” So wie Jesus sagte: „Ich und der Vater sind eines,” so muß jeder und jedes Menschenkind ihm folgen und nicht seinen eigenen Willen tun, sondern den Willen des, der ihn gesandt hat in dem Amt, das die Versöhnung prediget, gerade wie Jesum das Amt gegeben war, die Herzen seiner Mitmenschen zu versöhnen mit „dem guten, wohlgefälligen und vollkommenen Gotteswillen.”
Dann fingen Stolz, Ungeduld, Ehrgeiz, alles was Herz erhitzt hatte, an zu verschwinden, als ich die klare und einfache Bedeutung der Versöhnung lernte, so wie unser Textbuch sie erläutert.
Das demütige und reuevolle Herz ist unseres, war immer das unsrige, trotz des Unglaubens, der nichts erkennen kann als die Großartigkeit und Arroganz im Menschen. Der Mensch, der zum Bilde und Ebenbilde Gottes erschaffen wurde; „die Idee, die Wiederspiegelung des Geistes” (Science and Health, Seite 478). Wie trügerisch ist das menschliche Bewußtsein, das diese Wahrheiten des Seins vor uns verbarg, die in ihrer ganzen geistigen Schönheit von unserer Führerin aufgedeckt und wiedergewonnen sind als das „wissenschaftliche, ewige Bewußtsein des Seins” (Science and Health, Seite 236) — „also werden wir auch tragen das Bild des himmlischen” (1 Korinth. 15:49).
Das ist die Versöhnung, daß sich der Mensch durch seine Werke der Einheit mit seinem Vater bewußt wird. Das ist die Seligmachung, die er selber bewirken muß, trotz „Furcht und Zittern,” sich durch Gehorsam das Eins sein mit dem Vater vergegenwärtigen; den falschen Begriff der materiellen Sinne verleugnen, die Geisteskraft von Sanhedrims Stolz der Macht, die Persönlichkeit der pharisäischen Heuchlerei und Selbstgerechtigkeit, des sadducäischen Unglaubens in der Auferstehung und dem ewigen Leben.
Die menschliche Weisheit gebietet uns diesen Gehorsam in dem würdigen Stillschweigen, mit dem Jesus den Juden antwortete, dem Stillschweigen der göttlichen Liebe, welches mehr durch Werke als durch Wortwechsel wirkt.
Ich könnte positive Beweise dieser Macht der Wahrheit anführen, deren Vergegenwärtigung von Sünde heilte, — denn wir Sterblichen sind ganz erbärmlich sündenkrank! — Doch dient dieser Artikel dazu, die Versöhnung durch wissenschaftliche Heilung bewirkt, zu bezeugen.
Können wir nicht alle als Gesandte Christi in dem Amt wirken, das die Versöhnung predigt, nicht nur mit tapferer Rede, sondern mit unschuldigen Händen und reinem Herzen in guten Werken der Barmherzigkeit und des Trostes, „daß wir auch trösten können, die da sind in allerlei Trübsal, mit dem Trost, damit wir getröstet werden von Gott.” Unsere Führerin hat uns gelehrt, daß dies die wahre Deutung von Christi Versöhnung ist, die Heilung der Wahrheit mittels eines demütigen und reuevollen Herzens.
Dann wird der Sturm sich legen und wir werden wissen, daß „das göttliche Verständnis herrscht; es ist alles, und es gibt kein anderes Bewußtsein” (Science and Health, Seite 536).
So werden unsere Werke nach den Worten eines Schriftstellers, „in den jetzigen Verhältnissen demütig, und doch in ihrer Weise vollkommen sein”; diese Werke werden uns offenbart, bis jeder Sohn Gottes mit Christi sagen wird: „Es ist vollbracht!” „Ich und der Vater sind eines.”