Von den Kanzeln in den christlichen Kirchen ist in den letzten Jahren viel über die Notwendigkeit „einer Wiedererweckung des Glaubens” gepredigt worden und viele Vermutungen über die Art und Weise und Zeit dieses „Kommens” sind aufgestellt worden, doch die Erklärung der Hoffnung und Erwartung über die Zeit und Weise sind gänzlich unbestimmt gewesen. Einem sorgfältigen Beobachter muß es jedoch offenbar sein, daß die erwartete und gehoffte Wiedererweckung einen festeren Glauben an die Wirkung des Gebetes enthalten oder davon geleitet werden muß. Wenn Gebet nicht als wirksam in all unseren Angelegenheiten erkannt wird, so nützt das Beten nur wenig, weil wir dann doch in Ungewißheit wären, ob unsere Bitte ein würdiges Thema zum inbrünstigen Gebet sei. Wenn es möglich wäre, daß gute Gaben existierten über welche unser himmlischer Vater nicht die Macht besäße uns dieselben zukommen zu lassen, dann würde unser Beten und Predigen wahrlich vergeblich sein.
Die Haltung einer verhältnismüßig großen Anzahl der Menschheit in betreff des Gebetes ist ein sicheres Kennzeichen von dem Bedürfnis einer geistigen Wiedererweckung, und die Sinnesart dieser Haltung können wir leicht aus den Tageblättern ersehen, weniger durch das, was dort schwarz auf weiß geschrieben steht, als durch den Beweggrund, den wir zwischen den Zeilen lesen.
In einer Zeitung wurde die Tatsache besprochen, daß die Christian Scientisten in Baltimore kürzlich während der großen Feuersbrunst daselbst für das Erlöschen des Feuers und die Erhaltung des Lebens und Besitztums gebetet hätten. Zwischen den Zeilen lesen wir, daß diese Bemerkung weniger deshalb gemacht war, daß diese Leute beteten, sondern weil sie erwarteten, daß ihre Gebete erhört würden, denn wir können uns kaum vorstellen, daß christliche Menschen angesichts solches Mißgeschickes nicht beten würden, ob einzeln oder zusammen.
Kürzlich wurde noch auf einen andern Fall Bezug genommen. Ein Schiff langte nämlich nach einer stürmischen Seereise im Hafen an und die Zeitung berichtete von dem Ungemach, das die Menschen auf dem Schiffe durchgemacht hätten. Es hieß, daß die Bemannung während eines ungewöhnlich heftigen Orkans, ihre Arbeit niedergelegt und statt dessen gebetet hätte. In der Zeitungsnotiz schien ein nicht ungewöhnlich höhnischer Ton vorherrschend zu sein, der fast den Glauben an die Wirksamkeit des Gebetes in der Stunde schrecklicher Gefahr verhöhnt. Die Tatsache, daß das Schiff den Hafen glücklich erreicht und dem Sturm entkommen war, schien durchaus keinen Milderungsgrund in ihrem Tadel gegen die Schiffsmannschaft zuzulassen. In diesem Falle lesen wir zwischen den Zeilen, daß die Frage ob sie mit oder ohne Verständnis gebetet hätten, garnicht zur Geltung kam.
Da gegen diese Zeitungsartikel kein Einspruch erhoben worden ist, möge man uns verzeihen, wenn wir hieraus schließen, daß dies die allgemeine Denkungsart in betreff des Gebetes und deren Wirksamkeit von einem materiellen Standpunkt verrät, ungeachtet der fast allgemeinen theoretischen Annahme des Gebetes als eine gute Sache und ein großer Trost „wenn es nicht übertrieben wird.” Letztere Redensart ist von einigen unserer Kritiker angewandt, wenn sie so quasi ihr Gutachten über Christian Science abgeben.
Mögen doch diejenigen, welche eine große religiöse Wiedererweckung des Glaubens suchen und erwarten, ihren aufmerksamen Blick der Christian Science zuwenden und sie werden ausfinden, daß die Wiedererweckung schon hier ist.
Jesus lehrte seine Jünger: „Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, daß ihr’s empfahen werdet, so wird’s euch werden,” und insofern unsere Gebete sich nach dieser Anforderung richten, werden wir wahrnehmen daß eine „große religiöse Wiedererweckung des Glaubens” in unseren Herzen eingezogen ist.