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Der einundneunzigste Psalm.

Aus der Juli 1904-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Dem Christian Scientisten ist wohl kein Teil der Bibel vertrauter als der einundneunzigste Psalm. Er kann sein Lieblingspsalm genannt werden, und er ist in der Tat einer seiner Lieblingsteile der heiligen Schrift. Jeder Scientist hat ihn gelesen und immer wieder gelesen, mehr als irgend einen anderen Teil der Bibel, und viel Hilfe daraus, gezogen, viel Trost, viel geistige Nahrung. Er liest daraus die Geschichte des Lebens, der Gesundheit, des Friedens. Jedes Lesen desselben ist für ihn eine Erfrischung, eine Erquickung und Segnung. Es ist kein oberflächliches Lesen, keine mühsame Aufgabe, sondern ein Genuß — eine Wiedererschaffung, eine neue Schöpfung im wahren Sinne dieser Bedeutung. Sie schafft in dem ernsten Leser ein neues Verständnis von Gott, vom Leben, vom Menschen, und von allem, das zum Dasein — der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gehört. Aber, indem wir ihn lesen, ergreifen und halten wir wirklich immer an seiner ersten Anforderung fest? Bemerken wir auch an seinem unmittelbaren Anfang eine Bedingung, eine absolute und unerschütterliche Bedingung? Wenn nicht, so lesen wir vergebens.

Was ist diese Bedingung? Derjenige, der dort „sitzt” und „bleibt.” Das ist also die erste Forderung. Dieses „Bleiben” ist eine gebieterische Bestimmung, die den verheißenen Erfolgen vorausgeht. Für den, der da „bleibt,” folgen die Wirkungen so natürlich, wie das Gras wächst in der Wärme, im Regen und im Sonnenschein. „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt, und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt.” Das „Sitzen” ist ebenso gebieterisch und notwendig als das „Bleiben,” nicht mehr und nicht weniger. Beide sind absolut notwendig im Begründen einer solchen Verwandtschaft oder Einheit mit dem Allerhöchsten, daß die Segnungen und Wohltaten gewiß daraus hervorgehen. Aber was sind diese verheißenen Segnungen und Wohltaten? Deutlich und schön fährt der Psalmist fort: Errettung vom Strick des Jägers und von der schädlichen Pestilenz. Das ist das Erste. Und was ist die Errettung vom Strick des Jägers und der schädlichen Pestilenz? Der Jäger ist die Sünde, und jede schädliche Pestilenz ist das Ergebnis der Sünden in uns selbst, oder sozusagen, von den Sünden der Welt. Der, welcher völlig errettet wäre vom Strick des Jägers — der Sünde — würde in der Tat im Schatten des Höchsten sitzen. Er würde errettet, er würde erlöst, er würde neu belebt sein. Er würde jeden Zustand und jedes Erfordernis durchlebt haben, die notwendig sind, zur Erreichung seiner vollen Freiheit als ein Kind Gottes. Welch ein mächtiges, unendliches Ergebnis ist dann erlangt, durch das Befolgen dieser vorgeschriebenen Bedingung unseres geliebten Psalms.

Die Errettung vom Strick des Jägers bringt natürlich auch alle anderen Segnungen und Wohltaten mit sich, die aufgezählt sind. „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt,” der wird durch solches „Bleiben” von den Fittichen des göttlichen Schutzes bedeckt. Wer unter den Flügeln göttlicher Liebe ruht und darauf vertraut, dessen Schirm und Schild wird göttliche Wahrheit sein. Jemand, der also geschützt ist, wird natürlich auch nicht erschrecken „vor dem Grauen der Nacht, vor den Pfeilen, die des Tages fliegen, vor der Pestilenz, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die im Mittage verderbet.” Ob tausend zu seiner Seite und zehn tausend zu seiner Rechten fallen, so wird es doch, so kann es doch ihn nicht treffen.

Hier wiederholt der Psalm seine ursprüngliche Versicherung: „Denn der Herr ist ... deine Zuflucht. Es wird dir kein Übels begegnen, und keine Plage wird zu deiner Hütte sich nahen.” Warum? Wiederum, weil du dich in solche Verwandtschaft, in Einheit mit der Wahrheit — dem Allerhöchsten gebracht hast, daß Wahrheit, Gott „hat seinen Engeln befohlen über dir, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen, daß sie dich auf den Händen tragen, und du deinen Fuß nicht an einen Stein stößest. Auf Löwen und Ottern wirst du gehen.” Und wiederum wird die Bedingung wiederholt: „Er begehret mein, so will ich ihm aushelfen; er kennet meinen Namen, darum will ich ihn schützen. Er rufet mich an, so will ich ihn erhören; ich bin bei ihm in der Not, ich will ihn herausreißen und zu Ehren bringen; ich will ihn sättigen mit langem Leben, und will ihm zeigen mein Heil.” Hier sind alle Segnungen und Wohltaten aufgezählt, die uns beglücken können in alle Ewigkeit. Können wir aber diese unendlichen Segnungen und Wohltaten erwarten, ohne danach zu suchen?

Es ist eine Regel menschlicher Logik, daß jeder bejahende Satz seinen Gegensatz hat. In Übereinstimmung mit dieser Regel mögen wir getrost fragen, ob das Folgende nicht eine richtige Auslegung unseres Psalmes ist. Wer [nicht] unter dem Schirm des Höchsten sitzt, bleibt [nicht] unter dem Schatten des Allmächtigen. Und der, welcher nicht da bleibet, soll kein Anrecht auf die Segnungen und Wohltaten haben, welche die Folgen dieses Sitzens sind. Er hat sie nicht verdient. Wenn wir notwendigerweise von der Ursache auf die Wirkung schließen, können wir nicht empfangen, was wir nicht verdient haben. Unerworbene und unverdiente Segnungen und Wohltaten auszuteilen, würde im Widerspruch mit der wahren Natur der Gerechtigkeit und Liebe sein. Wir werden nicht plötzlich in diese geheiligte Stätte eingehen können. Aber wir können sofort mit dem ernsten Vorsatz beginnen um Einlaß zu finden, und dieser Entschluß öffnet uns den Weg. Unsere Arbeit ist dann, dem Wege, der sich uns öffnet, zu folgen und fortzufahren auf ihm zu wandeln. Im Verhältnis als wir das tun, kommen die Segnungen und Wohltaten zu uns, und wir können sie empfangen, im Verhältnis zu unserem ernsten Ringen und in dem Maße, als wir fortschreiten. Uns damit zu schmeicheln, daß wir durch eine geistige oder vernünftige Erklärung die geheiligte Stätte erreicht haben, ohne nur eine einzige Sünde, die uns unterjocht, überwinden zu lernen, ist vergebens und töricht. Wer dies glaubt, betrügt sich selbst, und muß sich losmachen von seinem falschen Glauben. Schritt für Schritt, durch tägliches Überwinden kann er den Eingang finden und auf feinem Pfad vorwärts schreiten.

Das Ziel kann endgültig erreicht werden, denn Gott ist weder ein Spötter noch ein Betrüger. Sein Wort ist wahr, und Seine Verheißung wird erfüllt werden. Eine kurz zusammengefaßte und doch vollständige Erklärung der Mittel und Wege, wodurch wir in diese geheiligte Stätte eindringen, ist in unserem Textbuche „Science and Health,” S. 448, zu finden: „Es ist Christian Science recht zu tun, und nichts Geringeres als Rechttun hat Anspruch auf diesen Namen. Recht zu sprechen und falsch zu leben, ist törichter Betrug, der dem eigenen Selbst den größten Schaden antut. Wer selber in den Fesseln der Sünde liegt, kann schwerlich andere aus den Fesseln der Krankheit befreien. Wenn deine eigenen Hände gefesselt sind, ist es schwer für dich, eines anderen Ketten zu brechen. Ein Körnchen Christian Science tut Wunder für die Sterblichen, so allmächtig ist Wahrheit. Aber es muß mehr von Christian Science erworben werden, um im Wohltun fortzufahren.”

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