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Christian Science, die beweisbare Religion.

Ein Vortrag, der in Symphony Hall in Boston, Mass., gehalten wurde.

Aus der September 1904-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Christian Science kann man kurz bezeichnen als die Wissenschaft alles dessen, was auf Gott bezug hat. Sie kann nur durch geistiges Wachstum und geistiges Verständnis erlernt werden, und dies erfordert Aufrichtigkeit im Streben, wie auch die höchste Anspannung der Verstandeskräfte, aber auf einem höheren Gedankengebiete, gestützt auf eine festere Grundlage als wie bei anderen Gegenständen verlangt wird. Wir nehmen es nicht auf uns, hier eine beweisbare Erklärung dieser unendlich weitreichenden Wissenschaft zu liefern, dazu müssen Sie das Lehrbuch „Science and Health with Key to the Scriptures,“ dessen Verfasserin die Entdeckerin und Begründerin von Christian Science, Rev. Mary Baker G. Eddy ist, durchforschen. Wenn es mir gelingt, einige falsche Ansichten, einige Vorurteile zu beseitigen; wenn neue Hoffnung geweckt und Erwartung gestärkt wird; wenn ein schwer beladenes Herz erleichtert und irgend welcher Kummer oder Krankheit gelindert wird: wenn hier und da jemand, von dem Geist dieser Stunde berührt, von solchen Gedanken, die in Sünde, Krankheit und Tod enden, fort und zu solchen, welche Reinheit, Gesundheit und Leben ergeben, hingeführt wird und so einen besseren Begriff von Erlösung, wie dieselbe in Christian Science verstanden wird, erhält, so wird das liebende Verlangen derer, die diesen Vortrag veranlaßt haben, erfüllt werden.

Die landläufigen Theorieen leugnen die Möglichkeit einer wissenschaftlichen Kenntnis Gottes und Seiner Gesetze. Ja, die Vereinigung der Worte „Christian” und „Science” wurde von der vorherrschenden Anschauung zuerst verlacht und dann mit Spott und Schmähungen überhäuft. Heute jedoch ist das menschliche Denken durch die universelle Wahrheit, wie sie in Christian Science gelehrt wird, zu höherem Gedankenfluge angeregt worden, wenn auch die Ursache dieser Erscheinung noch nicht anerkannt worden ist. Angesichts alles dessen, was Christian Science zu stande gebracht hat, ist es allerdings erstaunlich, daß noch jemand da ist, dessen Interesse noch nicht geweckt worden ist.

Die Entdeckung.

Mrs. Eddy entdeckte die Christus Wissenschaft, oder Christian Science, durch eine persönliche Erfahrung, welche ihr keinen Zweifel darüber lassen konnte, daß die Erkenntnis, welche ihr zu teil wurde, göttlicher Natur war. Ich will über diesen Punkt aus ihrem Buche „Science and Health with Key to the Scriptures“ anführen:

„Als ich dem Augenschein nach den Grenzen dieses Erdenlebens nahe war und schon im Schatten des Todes stand, da erkannte ich die folgenden Wahrheiten in der göttlichen Wissenschaft: daß alles wahre Sein sich in Gott, dem göttlichen Geiste, befindet, und daß Leben, Wahrheit und Liebe allmächtig und allgegenwärtig sind; daß das Gegenteil der Wahrheit — genannt Irrtum, Sünde, Krankheit, Tod — das falsche Zeugnis des falschen materiellen Sinnes, des Lebens in der Materie ist; daß dieser falsche Sinn in der Vorstellung des sterblichen Geistes einen Zustand erzeugt, den dieser selbe sogenannte Geist Materie nennt, wodurch das wahre Bewußtsein des Geistes ausgeschlossen wird” (S. 108).

Hierauf prüfte sie ihre Entdeckung gründlich durch das Heilen aller Arten von Krankheit, mit Einschluß solcher, die für unheilbar und hoffnungslos angesehen wurden, und viele derselben in einer einzigen Behandlung. Bald wurde ihre Entdeckung bekannt, und nachdem sie den wissenschaftlichen Wert in gründlicher und über jeden Zweifel erhabenen Weise festgestellt hatte, veröffentlichte sie dasselbe, und gab so anderen die Mittel an die Hand, dasselbe segensreiche Werk zu tun.

Der Name „Christian Science,” welchen Mrs. Eddy ihrer Entdeckung gab, ist außerordentlich zutreffend, denn Christian Science ist exakt, scharf bestimmt und wirkungsvoll, und der große Erfolg, der von dem eine über einen Zeitraum von siebenunddreißig Jahren sich erstreckende praktische Ausübung begleitet worden ist, berechtigt sie zu allgemeiner Anerkennung und Annahme.

Wahre Wissenschaft und Gebet.

Ist es nicht seltsamerweise wahr, daß fast jede rein materielle Theorie sich unbestritten den Namen Wissenschaft beilegen darf? Woher kommt es denn, daß die Dinge, die sich auf Gott, den Geist, und Seine Gesetze, welche auf ewige Tatsachen gegründet sind und daher in unzweifelhafter Weise, ja in viel höherem Maße als alles andere, wissenschaftliche Tatsachen sein müssen, in das Gebiet bloßen Glaubens verwiesen werden? Wer dieser Frage gerade ins Antlitz schaut, für den kann darüber, ob das Christentum eine Wissenschaft ist, kein Zweifel mehr bestehen. Was Jesus unternahm, das vollbrachte er, nichts mißlang ihm. Er heilte alle Krankheiten, ob sie heilbar oder unheilbar genannt wurden, und zwar ohne Arznei oder andere materielle Heilmittel. Er speiste die Hungrigen, rettete die Sünder und weckte die Toten auf, alles durch die Macht des Geistes. Er überwand den Tod seines eigenen Körpers und erhob sich schließlich zu der vollen Erkenntnis und Verwirklichung seiner wahren Natur als Sohn Gottes, des Geistes. Mit anderen Worten, in dem, was wir die Himmelfahrt nennen, überwand er alle Gesetze materieller Existenz. Diese Werke sind wunderbar genannt worden, aber wir haben keinen Beweis für die Annahme, daß sie für ihn wunderbar waren. Im Gegenteil, sie zeigten das unwandelbare Wesen von Gottes Gesetz, des Gesetzes des Guten, und seine absolute Macht über alles Böse. Seine Methode spiegelte die Unfehlbarkeit Gottes wider. Könnte irgend etwas wissenschaftlicher sein? Daß es christlich war wird niemand bestreiten, und die Tatsachen beweisen, daß es unfehlbar und daher im höchsten Sinne wissenschaftlich war. Es war sowohl christlich als wissenschaftlich und daher Christian Science und muß immer so bleiben. Wenn es die Kranken damals heilte, so kann es dies jetzt tun, und Tatsache ist, daß es dies in Tausenden von Fällen, wo es in wissenschaftlicher Weise angewendet wurde und wird, tut. Jesus wußte, daß er eine Methode besaß, vermittelst welcher er die Werke in unfehlbarer Weise vollbringen konnte, und daß dieselbe von allen gelernt werden konnte. Er sagte, daß die, welche an seinen Namen glaubten, gleiche Werke vollbringen würden, und die besten Erklärungen dieser Worte zeigen an, daß das Glauben an seinen Namen ein Verständnis seiner Lehre bedeutet. Auch sagte er: „Wer an mich glaubet, der wird die Werke auch thun, die Ich thue, und wird größere denn diese thun; denn Ich gehe zum Vater.” Nach Christian Science beziehen sich diese Worte: „Ich gehe zum Vater,” auf sein erhabenes Denken. Paulus sagt: „Sei gesinnet, wie Jesus Christus auch war,” der beständig Gott suchte, und wenn wir in dieser Weise immer zum Vater gehen, wie er es tat, so wird seine Verheißung für uns erfüllt werden.

Es leuchtet von selber ein, daß es nichts wissenschaftlicheres geben kann als „wissen.” Jesus sagte: „Und werdet die Wahrheit erkennen (wissen), und die Wahrheit wird euch frei machen.” Paulus sagte: „Betet ohne Unterlaß.” Kann irgend ein Zweifel bestehen über die wissenschaftliche Natur des Gebetes? Die Christian Scientisten glauben an dies Gebet ohne Unterlaß. Die Menschen haben immer auf irgend eine Weise gebetet, und immer mehr oder weniger vergebens, bis es schließlich schien als ob das Gebet lediglich zu einer inhaltlosen Form herabgesunken wäre, die vielleicht etwas Trost, aber keine praktischen Wirkungen lieferte. Liegt es nicht auf der Hand, daß an einem Gebet, welches ohne Antwort bleibt, irgend etwas verkehrt sein muß? Erwarten die Menschen im allgemeinen eine Antwort auf ihr Gebet? Lassen Sie uns einmal einen Moment annehmen, daß alle Gebete erfüllt würden. Welch eine unbeschreibliche Verwirrung würde entstehen! Und wie wäre es möglich, daß ein allweiser, unendlich liebreicher Vater ein Gebet beantworten könnte, welches eins Seiner Kinder in irgend welcher Weise beschädigen könnte? Kann ein selbstsüchtiger Wunsch jemals erfüllt werden? Es wird uns berichtet, daß Salomo um Weisheit und Erkenntnis für seine Aufgabe bat, und dieses Gebet gefiel Gott so wohl, daß Er ihm nicht nur Erkenntnis, sondern auch größeren Reichtum und Ehre verlieh als allen Menschen, die vor ihm lebten. Jesus sagte: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.” Seine Gebete hatten praktische Wirkungen. Er sagte: „Ich weiß, daß du mich allezeit hörest.” Ist es eine Gotteslästerung zu behaupten, daß seine nie fehlenden Gebete wissenschaftlich waren? Er erkannte Gott allein alle Macht zu. Er sagte: „Niemand ist gut denn der einige Gott.” „Thue ich nicht die Werke meines Vaters, so glaubet mir nicht.” Heute werden gleiche Werke in gleicher Weise getan, nicht deshalb, weil außerordentliche Persönlichkeiten zu seiner oder zu unserer Zeit leben, sondern weil das Denken, welches mit der Natur Gottes in Harmonie steht, die göttliche Liebe widerspiegelt und im Dienste des Vaters in derselben Weise tätig ist wie vor zweitausend Jahren. Christian Science lehrt ein logisches, gesetzmäßiges Gebet im Sinne Christi und heilt die Kranken durch dieses Gebet und durch kein anderes Mittel. Zwei wesentliche Merkmale dieses Gebetes sind die Erkenntnis, daß das Gute überall in unantastbarer Reinheit existiert, und zweitens die Gewißheit, „daß Du mich allezeit hörest.”

Gott und Sein Gesetz.

Jesus sagte, daß er gekommen sei, das Gesetz zu erfüllen. Was für ein Gesetz? Ohne Zweifel meinte er das Gesetz Gottes, welches für seine Zuhörer in dem mosaischen Gesetze verkörpert war. Christian Science verkündet nicht einen neuen Gott und ein neues Gesetz, sondern denselben Gott und dasselbe Gesetz, die Jesus verkündete, den einen unendlichen, ewigen Gott und Sein gütiges unwandelbares Gesetz. Christian Science gibt uns einen höheren, weiteren und erhabeneren Begriff von Gott durch die Erklärung, daß Er Geist, daß Er göttliches Prinzip ist; diese Bezeichnungen sind im höchsten Grade treffend, denn Geist und göttliches Prinzip bezeichnen genau das Wesen der Gottheit. Die Bezeichnung „Geist” stimmt mit der allgemein anerkannten Erklärung überein, daß Gott eine unendliche Intelligenz ist, und setzt die göttliche Tatsache der Allgegenwart Gottes für unseren Begriff in ein klareres Licht. Die Bezeichnung „göttliches Prinzip” deutet an, daß Gott unwandelbar, vollkommen, und ewig in Seinem Wollen und Handeln ist. Könnte irgend ein Wort in vollerer Weise Sein Wesen zum Ausdruck bringen: „bei welchem ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und der Finsternis”? Wozu können uns Worte nützen, wenn sie uns nicht einen klareren Begriff über einen Gegenstand geben? Das Wesen Gottes wird durch Worte nicht geändert; dieselben können uns entweder nur helfen oder hindern Ihn zu verstehen. Das Wort: „Persönlich” ist ein solches, welches uns gehindert hat. Christian Science leugnet durchaus nicht das persönliche Wesen Gottes, wie man angenommen hat, aber sie muß notwendigerweise leugnen, daß der Unendliche in menschenähnlicher Weise persönlich sein kann. Von Gott als persönlich zu sprechen in derselben Weise, wie wir dies Wort auf Menschen anwenden, ist nichts weniger als Gotteslästerung. Gott muß unendliche Persönlichkeit sein, und wir sollten jeden anderen Begriff von Seinem Wesen zurückweisen. Wenn wir uns ein Bildnis von irgend etwas machen und dasselbe als Gott verehren, so würde dies sofort für Götzendienst erklärt werden; und ist dies etwa weniger der Fall, wenn dieses Bildnis in den Gedanken geformt wird? Der Apostel Johannes sagt: „Niemand hat Gott je gesehen.” Augenscheinlich meinte er, daß Gott durch die körperlichen Sinne weder wahrgenommen noch ein richtiger Begriff von Ihm gebildet werden könnte.

Jahrhunderte lang ist die Allmacht, Allwissenheit und Allgegenwart Gottes verkündet worden, aber die volle Bedeutung einer solchen Lehre hat man nicht eingesehen, und ihre logischen Resultate nicht anerkannt. In der Tat, die von „Science and Health“ aufgestellte Frage: „Wie kann es mehr als alles geben?” (S. 287) ist wohl am Platze. Wer also die Allmacht, Allwissenheit und Allgegenwart Gottes behauptet, leugnet damit jede andere Macht, jedes andere Wissen oder Gegenwart; und da Gottes Wesen anerkannterweise gut ist, so versagt er damit dem Bösen jede Macht, Wissen oder Gegenwart; mit andern Worten, er leugnet die Wirklichkeit des Bösen, und hierfür sind den Christian Scientisten häufig harte Anschuldigungen zu teil geworden von denen, welche behaupten, daß sie an die Allmacht, Allwissenheit und Allgegenwart Gottes glauben.

Christian Science erklärt im Einklang mit der Bibel, daß Gott Leben, Wahrheit und Liebe ist. Das Gesetz, welches Jesus erfüllte, war das Gesetz dieses allgegenwärtigen, allwissenden und allmächtigen Gottes, welcher gut ist, welcher Leben, Wahrheit und Liebe ist, und dessen Gesetz Seiner unendlichen Güte notwendig entsprechen muß. Kann dieser Gott, der Leben, Wahrheit und Liebe ist Krankheit, Sünde und Tod senden? Kann Gott, der das unendliche Gute ist, Böses tun? Verursacht Gott, der die unendliche Liebe ist, die Not und das Elend Seiner Kinder? Erwäget einen Augenblick: Wenn ihr allmächtig wäret, die Erfüllung von Gesetzen durchsetzen und alles Böse vernichten könntet, würdet ihr es tun oder nicht? Würde es nicht eure Herzen erfreuen, kein Leiden mehr unter den Kleinen, keinen Schrecken und Angst mehr bei den Müttern, kein kummergebeugtes Haupt, keine von Schmerzen gefolterten Körper mehr zu sehen? Und „Wie mag ein Mensch gerecht sein vor Gott?”

Das Wesen des Bösen erklärt.

Eine der irrtümlichsten Arten das Bestehen des Bösen, besonders in Fällen von Krankheit und Tod guter Menschen und unschuldiger Kinder zu erklären, besteht darin, es der unerforschlichen Weisheit Gottes zuzuschreiben. Unerforschlich wäre in der Tat eine Weisheit, die unendliche Liebe und Leben wäre und dabei ihre Unendlichkeit lange genug einhalten könnte um ihre Kinder mit Krankheit und Tod zu schlagen. Christian Science hat nichts gemein mit solchen lahmen und unlogischen Versuchen das Böse zu erklären. In der Tat, die Unendlichkeit Gottes oder des Guten würde dadurch vernichtet werden, denn Gott würde in dem Maße aufhören gut zu sein, in welchem Er von dem Bösen Kenntnis nähme, Er würde aufhören unendlich zu sein, mit andern Worten aufhören Gott zu sein. Weil Sünde, Krankheit und Tod nicht gut sind, so können sie ihren Ursprung nicht in Gott, dem Geiste, welcher Heiligkeit, Gesundheit und Leben ist, haben, und sie besitzen daher eine lediglich sagenhafte Existenz, völlig getrennt von der Wahrheit, oder der Wissenschaft, oder Gott. Sünde, Krankheit und Tod, mit all den menschlichen Anschauungen und Theorieen, die sie begleiten, werden von Christian Science in eine Klasse zusammen begriffen, und das ganze Lügengewebe wird als „sterblicher Geist oder sterblicher Sinn” (mortal mind) bezeichnet. In Christian Science wird dieser fingierte sterbliche Geist, dieser über die ganze Menschheit verbreitete Trug, jeder angeblichen Macht, Einflusses oder Gesetzes, die Krankheit verursachen und verbreiten könnten, beraubt; und Gottes Gesetz der Harmonie, der Vollkommenheit und Gesundheit wird für den Menschen eingesetzt.

Die Christian Scientisten glauben an Christus und an Erlösung.

Man hat gefragt, ob die Christian Scientisten an Christus glauben. Wer ist als gläubiger Christ zu bezeichnen, der, welcher nur predigt, oder der, welcher seinen Glauben durch Handeln betätigt? Von wem kann man sagen, daß er an eine Wissenschaft, z. B. die Wissenschaft der Zahlen glaubt? Ohne Zweifel der, welcher ihr seine Geschäfte anvertraut. Wer glaubt an Christus, die, welche nur sagen, daß sie glauben, dabei jedoch die Werke Christi nicht tun, oder die, welche den Lehren Jesu völlig vertrauen und sich bemühen die Werke zu tun, die er geboten hat? In der Gewißheit, daß kein erfolgreicher Widerspruch gegen meine Worte erhoben werden kann, behaupte ich, daß die Christian Scientisten im höchsten Maße an Christus glauben. Sie weisen mit Nachdruck die falsche Anklage, daß sie keine Christen seien, zurück. Sie nehmen die Lehre Jesu Christi ohne Rückhalt an. Die orthodoxe Religion auf der anderen Seite leugnet die heilende Kraft des Evangeliums und versucht ihre Unfähigkeit das Gebot Jesu bezüglich der Krankenheilung durch die Entschuldigung zu erklären, daß dies Gebot nur für sein Zeitalter gegolten hätte, obgleich die Bibel in keiner Weise eine solche Behauptung rechtfertigt. Hört diese Worte: „Gehet aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeikommen. Machet die Kranken gesund, reiniget die Aussätzigen, wecket die Toten auf, treibet die Teufel aus.” Wenn eines der Gebote Jesu nur für seine Zeit beabsichtigt gewesen wäre, so würde dies für alle gelten, und die christliche Religion würde damit zu Boden fallen. Tatsache ist, daß die Heilkraft in der ursprünglichen christlichen Kirche drei Jahrhunderte lang lebendig blieb, und dann durch Einführung von Formen und Ceremonien in die Kirche verloren ging. Jesus sagte nicht, daß der Christus die Erde verlassen würde, wenn er fortginge, sondern daß der Christus ewig wäre. „Ehe denn Abraham ward, bin Ich.” „Ich will euch nicht Waisen lassen; ich komme zu euch.” Sein Lebenslauf offenbart die Macht Gottes, den Menschen hier in der Gegenwart in rechter Weise zu beherrschen.

Die Schritte, welche zur Erlösung führen, sind in Christian Science nicht ungewöhnlich oder seltsam. Wie die andern evangelischen Kirchen lehren: die Sünde muß zuerst eingesehen, dann bereut werden, und als drittes folgt dann die Umkehr, — ein gebessertes Leben. Während nach einem bloß theoretischen Glauben die Erlösung auf ein Aufhören der Sünde und die Hoffnung auf den Himmel nach dem Tode beschränkt wird, erklärt Christian Science, daß die Neigung zur Sünde ausgerottet werden muß; weil Gott sündlos ist, hat die Sünde keine göttliche Autorität, keine wirkliche Existenz; und diese völlige Leugnung der Sünde hat allein den Zweck die Sünde zu überwinden; und die Erlösung schließt nicht allein Freiheit von Sünde, sondern auch von Krankheit, Not, Sorge und Kummer ein. Kurz, die Erlösung erstreckt sich in Christian Science auf alles, was die Hoffnung lähmt und Glück und Zufriedenheit stört. Ferner, in Christian Science hat der Tod nichts mit der Erlösung zu tun; sie kann nicht hinausgeschoben werden; die Aufgaben, die uns das Leben stellt, können auf die Weise nicht gelöst werden. Jesus sagte: „So jemand mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich.” Würde er dies gesagt haben, wenn der Tod zur Seligkeit notwendig wäre? Die Menschheit ist gelehrt worden zu glauben, daß ihr durch den Tod die Mühe recht zu leben erspart werden könnte. Christian Science lehrt, daß Erlösung im rechten Leben besteht. Die Annahme, daß man den Himmel durch Krankheit und Tod erreichen kann, ist eine seltsame und elende Theorie, die jedem vernünftigen Menschen so widerstrebt, daß er solch eine Erfahrung ganz natürlich zu vermeiden wünscht, selbst wenn eine Erlösungstheorie daran geknüpft ist; und im Widerspruch damit suchen alle Heilungstheorieen, wie auch die Gebete der Theologie, die Menschen vor dem Tode zu bewahren. Der Pfad, der zum Himmel führt, ist in der Tat eng und schmal. Niemand weiß dies besser als die Christian Scientisten, aber dieser Pfad ist nicht mit Asche bestreut, noch führt er ins Verderben. Wenn wir erkennen lernen, daß schon hier in der Gegenwart die Fülle der Religion erreicht werden kann durch ein Leben, das im Frieden mit Gott und den Menschen Wahrheit und Liebe zum Ausdruck bringt, und daß hierdurch der Himmel zur Erde herabgebracht wird, so fühlen wir frischen Mut. Wir sehen, daß wir von Gott und Seinen Gesetzen ohne Scheu und ohne ein Gefühl von Traurigkeit, sprechen können. Wenn Gott unser göttlicher Vater ist, so ist Er unser bester Freund. Die Erlösung ist daher eine freudevolle Erfahrung und der Himmel ein natürlicher Zustand, der eine willkommene Wirklichkeit in der Gegenwart werden kann. Der Himmel kann nicht weniger und nicht mehr als völlige Befriedigung und Harmonie sein. Der Psalmist sagt: „Ich will satt werden, wenn ich erwache, an deinem Bilde.”

(Fortsetzung folgt in nächster Nummer.)

Copyright, 1904, by Mary Baker G. Eddy.

Verlagsrecht im Jahre 1904 von Mary Baker G. Eddy.

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