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Die wahre Herrschaft des Menschen.

Aus der September 1904-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Mit dem Eintritt von Christian Science in unser Denken und Leben fangen wir wie Jesaja an zu erkennen, daß „alles Heer des Himmels verfaulen, und der Himmel zusammengerollt werden wird wie ein Buch,” und unser aufwärts strebendes Denken beginnt „einen neuen Himmel und eine neue Erde” für uns zu schaffen, „denn das erste ist vergangen.”

Die Grenzen des Denkens dehnen sich aus. Die Einschränkungen des Sinnenbewußtseins verlieren etwas von dem Charakter einer eisernen Umklammerung. Befürchtungen, die uns zu Sklaven machten, werden wie ein Gewand, dem man entwachsen ist, abgelegt.

Wir entdecken, daß die Impulse des Neides und boshafter Eifersucht, welche uns zu Handlungen treiben, ihre Wurzeln in einem unbeachteten verderbten Boden haben, während die Gedanken, welche uns treiben Gutes zu tun, aus der Quelle der Lauterkeit, der Wahrheit und Liebe, welche Gott ist, gespeist werden.

Ehe uns durch Christian Science die Augen für die Wahrheit geöffnet wurden, waren wir nicht im stande, zwischen den Quellen der Triebe und Beweggründe zu unterscheiden. In der Tat, mit schlauer Tücke kleidet sich das Böse in das Gewand des Guten und mit teuflischer Überredungskunst verblendet es uns die Augen, so daß wir die Lage nicht recht erkennen, und nicht tiefer als an der Oberfläche suchen.

Aber Christian Science lehrt uns den Beweggrund jedes Gedankens zu Prüfen, mehr von Gott zu lernen, und aus der reinen, unerschöpflichen Quelle der Wahrheit zu schöpfen. Sie lehrt uns, daß es nicht genug ist, recht tun zu wollen; wir müssen recht handeln; nicht genug einen guten Beweggrund zu haben; wir müssen lernen, wie wir denselben in rechter Weise durch Taten zum Ausdruck bringen. Es ist allerdings wahr, daß „Gott alle Dinge weiß, und nach dem Beweggrunde, nicht nach Worten belohnt” (Science and Health, S. 15); aber der Mensch „ist der Ausdruck Gottes, der Seele” (Science and Health, S. 477), und Gottes Allmacht und Gegenwart muß durch den Menschen der sündigen kranken Menschheit kund gemacht werden.

Daher wird es für uns zur unumgänglichen Notwendigkeit, daß wir nach der Quelle eines jeden unserer Gedanken suchen. Wenn sein Ursprung im Bösen liegt, so müssen wir ihn überwinden. Wenn er aus Gott entspringt, so muß dies unauslöschlich in unser Gemüt eingeprägt sein, und wir müssen ihn zum rechten Ausdruck zu bringen suchen, wenn Gott durch uns unseren Mitmenschen gezeigt werden soll. Wir müssen uns nicht damit zufrieden geben, daß diese Wahrheit uns offenbart wird. Gerade die Tatsache, daß wir Haushalter derselben geworden sind, fordert von uns eine treue Verwaltung derselben, damit sie durch uns in rechter Weise zum Segen der Menschheit dargeboten und zum Ausdruck gebracht wird.

Es liegt auf der Hand, daß eine Kette nicht stärker ist, als ihr schwächstes Glied, und um ihre Stärke genau kennen zu lernen, muß sie an jedem Teile geprüft werden. Ebenso ist es bei unserem Aufstieg zu den Wirklichkeiten des Geistes. „Suchen allein ist nicht hinreichend. Das Ringen ist es, welches uns den Eingang verschafft” (Science and Health, S. 10), und ebenso wie Jesus, „der versucht ist allenthalben gleichwie wir, doch ohne Sünde,” so müssen auch wir allenthalben geprüft werden, und ohne Sünde erfunden werden.

Der Glaube in Christian Science ist nicht ein blinder Glaube, sondern ist ein völliges Vertrauen auf Gott; aber unser Glaube muß geprüft werden, und in Science and Health, S. 23, lernen wir, daß der Glaube zwei Bedeutungen hat, nämlich Zutrauen und Vertrauenswürdigkeit (Zuverlässigkeit), und daß Gott von uns die letztere fordert, nämlich „zuversichtliche Vertrauenswürdigkeit, welche geistige Erkenntnis in sich schließt und alles Gott anvertraut.”

Ist die Kette, welche die Wahrheit in unserem Bewußtsein schmiedet, stark und fähig, in jedem Glied heftiger Spannung zu widerstehen? Die Prüfung muß gemacht werden und wird mit einem jeden von uns gemacht, und woran erkennen wir, daß wir diese Art von „Glauben” haben? Sind wir zugleich voll von Vertrauen und Vertrauenswürdigkeit? Durch Erweiterung unserer Anschauung und unseres Denkens erkennen wir zuerst die Unwirklichkeit von Sünde und Krankheit, und die Herrschaft des Menschen über dieselben und lernen sie dann zu beweisen. In vielen Fällen gelingt es uns schnelle Erfolge zu erzielen, und unser Vertrauen wächst, wenn wir für solche Beweise empfänglich werden.

Aber sind wir auch ebenso willig die Prüfungen auf uns zu nehmen, welche unsere Vertrauenswürdigkeit auf die Probe stellen? Dem sterblichen Menschen ist es eigentümlich Krankheit jeder Art entfliehen zu wollen, daher bewillkommnet er die Prüfung nicht, welche ihn zwingt, wochen-, monate- und vielleicht sogar jahrelang an der Güte und Alleinexistenz Gottes festzuhalten, während jeder mißtönende menschliche Sinn laut erklärt, daß der Mensch nicht vollkommen ist, und daß die von Christian Science aufgestellte Behauptung von seiner Herrschaft nur ein eitler Traum ist. Vertrauen erfordert schon seinem Wesen nach eine länger dauernde Prüfung, um seine Beständigkeit genau ans Licht zu bringen; und nur wenn wir durch lauge währende Anfechtungen hindurch treu bleiben, können wir erkennen, daß wir die Beständigkeit Gottes widerspiegeln.

Wenn wir unser Denken für den unmittelbaren heilenden Einfluß der Wahrheit empfänglich machen, so empfangen wir schneller die Segnungen und die Gewißheit des Vertrauens. Aber das Vertrauen, welches vertrauenswürdig ist, verlangt nach keinem Zeichen und ist bereit den Kampf fortzusetzen, bis wir geläutert durch das Feuer des Leidens, wahrhaft gehorsam gegen Gott werden und aufhören zu murren und zu zweifeln.

Wir haben schon etwas von der Macht der Gedanken kennen gelernt, daß Gedanken des Guten materielle Disharmonie überwinden können. Mrs. Eddy sagt: „Gute Gedanken sind ein undurchdringlicher Panzer; damit angetan seid ihr völlig sicher gegen die Angriffe des Irrtums irgend welcher Art,” und wir haben die Wahrheit dieser Worte erfahren. Wir haben gelernt, daß Christian Science eine genaue, beweisbare Wissenschaft ist, und daß die Beweise mit derselben Sicherheit erbracht werden können, wie in der Mathematik. Ja, wir haben durch Erfahrung etwas von diesen drei unleugbaren Tatsachen kennen gelernt, und dennoch in Augenblicken, wo die Offenbarung von Gottes Macht ausblieb und seine Allgegenwart fern von unserem Bewußtsein schien; wo die menschliche Natur ihre Prüfung der Vertrauenswürdigkeit durchzumachen hatte, da ertönte der Ausruf Jesu am Kreuz in uns wieder: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?” Aber diese Erfahrung ging für Jesu vorüber, die Idee Gottes löste die Aufgabe des Lebens. Jesus erhob sich von einem Bewußtsein, das einen Augenblick lang durch Leiden getrübt war, zu der klaren Erkenntnis und dem ungetrübten Bewußtsein von dem Einssein des Menschen mit Gott und durch diese Auferstehung, die im Fleisch vor sich ging, bewies er, daß dieses Einssein auf unumstößliche Gesetze gegründet war, und zeigte so der ganzen Menschheit für alle Zeiten, in untrüglicher Weise, die Herrlichkeit und die unbegrenzten Möglichkeiten; welche der Lohn der Beständigkeit sind.

Das allmächtige Gute zerstört den Irrtum und hieraus folgt notwendigerweise, daß gute Gedanken böse vernichten.

Christus Jesus bewies in unbestreitbarer Weise für alle, daß der Mensch sogar den Tod überwinden kann, daß seine Herrschaft in Gott absolut ist, und ein jeder ist im stande dies zu beweisen, wenn er sich nur standhaft weigert, sich auf die Seite des Glaubens an das Böse zu stellen, welcher beständig behauptet, daß der Mensch durch etwas von Gott getrennt ist. Aber dieses Einssein mit Gott, der Liebe, wird sicherlich geprüft werden; und das Festhalten daran, zu allen Zeiten und unter allen Umständen, zeigt das Maß unserer Vertrauenswürdigkeit an.

Jesus leerte den Kelch bis auf die Neige, damit sein Beweis um so durchschlagender und entscheidender wäre, und hierdurch entschied er die Frage völliger Herrschaft für jedes Zeitalter und jede Lage und überwand den Tod; und in dieser glorreichen Gewißheit des ewigen Lebens lernt die Menschheit durch die Wissenschaft, daß das einzige Grab, welches es gibt, in der Unterwerfung unter die Versuchung liegt, wenn wir es dem Irrtum irgend welcher Art erlauben, seine Ansprüche in unseren Gedanken geltend zu machen. Wir müssen der Verschwörung unsere Zustimmung geben, ehe sie uns ihren falschen Anspruch aufzwingen kann. Wir haben durch den Christus die Macht unsere Gedanken beständig nach oben zu richten und sie in solchem Maße über die Ansprüche von Sünde, Krankheit und Tod zu erheben und zu erhalten, daß wir dieselben zurückweisen und immer auf der Hut sind, im Einklang mit der himmlischen Harmonie der Lauterkeit, Gesundheit und des Lebens. Wir sind völlig im stande die Übel des Sinnenbewußtseins abzuweisen. Wenn unsere Wahrnehmungsfähigkeit getrübt werden sollte, so müssen wir mit erneuter Energie danach ringen, die Berührung mit der Wahrheit wiederherzustellen.

Dies ist die „herrliche Freiheit der Kinder Gottes” und der sichere Weg der Erlösung.

Der sterbliche Sinn sucht uns zu Fall zu bringen indem er uns einflüstert, wir wären die Opfer von irgend etwas oder irgend jemand — daß man mehr gegen uns sündigt, als wir selber sündigen. Wir können viele Entschuldigungen für uns vorbringen: aber ist es wahr, das; wir Opfer sind? Nimmer, wenn uns diese Wahrheit klar ist, daß uns die Leitung über unser eigenes Denken freisteht, und daß wir die Herrschaft über die Disharmonie in dem Schlüssel zu Gottes herrlicher Harmonie in Einklang bringen: „Friede auf Erden, und den Menschen ein Wohlgefallen,” und dadurch Gottes Reich „auf Erden wie im Himmel” begründen.

Hierin besteht die Vollkommenheit und Herrschaft des Menschen wie sie von Jesus gelehrt und in der Gegenwart von unserer Führerin, Mrs. Eddy, wieder verkündet wird. Die gebrechliche Menschheit sucht immer nach etwas Sichtbaren, worauf sie sich stützen könnte. Wir klammern uns an die, welche uns zuerst die Möglichkeiten unseres Erdenlebens gezeigt haben. Wir sind geneigt uns vor denen zu beugen, von denen wir glauben, daß sie mehr vom göttlichen Geist gewonnen haben als wir, oder längere Zeit Schüler der Metaphysik gewesen sind. Wieder und wieder bitten wir sie, den Grundton der Harmonie für uns anzuschlagen, wenn wir in der materiellen Disharmonie den Weg verloren haben. Aber für einen jeden von uns kommt der Zeitpunkt, wo wir es lernen müssen auf Gott allein uns zu stützen, zu wissen, daß Seine Kraft uns genügt, wo wir damit zufrieden sein müssen, mit Gott in Gedanken allein zu sein. Ein verborgenes Idol nach dem andern wird aufgedeckt und muß zerstört werden, und wenn wir noch keinen Gehorsam gelernt haben, so klammern wir uns noch enger an dieselben und suchen sie mit uns zu nehmen.

Durch wissenschaftliche Tatbeweise können wir einen Schimmer von der Macht und Freude, die durch den Geist unser Erbteil sind, wahrnehmen, und unsere Hoffnung hebt sich von der Erde hinauf in die reine Atmosphäre heiliger Gedanken, wo wir „nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Bürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenossen” werden.

„Der Mensch, in Gottes Ebenbild geschaffen, besitzt Seine Herrschaft über die ganze Erde und spiegelt sie wider” (Science and Health, S. 516), und „mit dem Blick auf die himmlischen Wirklichkeiten gerichtet, kannst du dich zu dem geistigen Bewußtsein vom Dasein emporschwingen, wie ein Vogel, der die Schalen durchbrochen hat, und seine Flügel zum Flug himmelan ausstreckt” (Science and Health, S. 261). Die Bibel sagt uns, daß wie ein Mensch denkt, so ist er und „Science and Health“ zeigt uns (S. 261) wie wir recht denken und so unser Ebenbild in Gott kennen lernen können. „Halte die Gedanken fest auf das Dauernde, Gute und Wahre gerichtet und du wirst dieselben in dem Verhältnis in welchem sie dein Denken ausfüllen, in deine Lebenserfahrung hineinbringen.”

Wenn unser Denken einen Augenblick ins Schwanken gerät, so müssen wir in unserem Bewußtsein nachforschen, wo wir in dem Kampf des göttlichen gegen das menschliche mit der krampfhaften Umklammerung unbewußter Gewohnheit an einer materiellen Anschauung festhalten. In dem Moment des Erwachens erkennen wir, daß der Mensch keine Verantwortlichkeit hat, daß die Herrschaft völlig auf den Schultern Gottes ruht; wir erkennen, daß wir nicht zufrieden und dankbar genug gewesen, oder uns nicht hinreichend bewußt gewesen sind dessen, was Gott schon getan und dem Menschen offenbart hat.

Dann werden wir wieder mit Ernst ans Werk gehen, zufriedener und dankbarer sein. Um uns zu vergewissern wieviel von Gottes Liebe uns erfüllt, unser Denken beherrscht, und in unserem Handeln zum Ausdruck kommt, müssen wir ernstlich nachforschen, wieviel wir von dem Geist in uns walten lassen, der auch in Christum Jesum war, und wir müssen dabei erkennen, daß es keine materiellen Probleme zu lösen gibt. Die Liebe in Christus hat sie schon gelöst und unsere Aufgabe ist nur „unser Denken fest auf das Dauernde, Gute und Wahre gerichtet zu halten.”

Wir finden, daß wir, wie vor Zeiten die Apostel, aufgefordert werden in Jerusalem (der Stätte des Friedens) zu verweilen, bis uns von oben herab Macht verliehen wird. Wir müssen unsere Gedanken fest in der Stätte des Friedens bewahren; müssen zu erkennen suchen ob dieselben göttlicher oder menschlicher Natur sind; und in der Erleuchtung, welche hierauf folgt, werden wir erkennen, daß Gott Alles in allem ist; dann lassen wir das menschliche fahren, hören auf uns an Schatten zu klammern, und finden Gottes Frieden hier in der Gegenwart.

Sollen wir die blutenden Tritte, welche zwischen der Disharmonie der Erde und diesem Alleinsein in der Harmonie des Geistes liegen zählen? Ist es nicht genug, daß unser Blick, wie der des Daniel, auf das Licht gerichtet ist?

In dieses Allerheiligste treten wir allein ein, um mit Gott allein zu sein. Indem wir die völlige Nichtigkeit aller irdischen Ruhestätten erkennen lernen, sehen wir in diesem Alleinsein Schimmer von der „Liebe, welche über allem schwebt.” Die Liebe zieht uns mehr und mehr an, wenn wir sie mit mehr Ruhe betrachten, wenn wir aufhören, die zertrümmerten Götzen der Erde zu beseufzen, und unsere Furcht verlieren.

Darum laßt es unsere Losung sein: „Wachet und betet, daß ihr nicht in Versuchung fallet,” und „Stehe Wache am Tor der Gedanken. Wenn du nur das zuläßt, was du am Körper zum Ausdruck gebracht zu haben wünschest, so kannst du dich in harmonischer Weise beherrschen” (Science and Health, S. 392), denn „der ruhige, erhabene Gedanke ist geistige Erkenntnis, die in Frieden wohnt” (S. 506).

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