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Dienst und Lohn.

Aus der Mai 1905-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Eine beständig wiederkehrende Einwendung gegen die Arbeit und die Methoden von Christian Science ist daß Scientisten für ihren Dienst Lohn fordern. Diese Einwendung ist auf einen zweifachen Trugschluß begründet: einen Trugschluß, welcher sich auf eine Tatsache und einen, welcher sich auf eine Theorie bezieht. Der Trugschluß in Bezug auf die Tatsache ist: daß Jesus und die Apostel ohne Vergütung arbeiteten. Jesus und seine Nachfolger hatten in der Regel keine Unterstützungsmittel, ausgenommen das, was von ihrer Arbeit kam. Sie forderten keine Bezahlung, denn das war nicht der Sitte der Zeit gemäß.

Dem jüdischen Rabbiner war es verboten, Eigentum zu haben oder zu besitzen. Aber wohin er auch immer ging, war er ein geehrter Gast. Er hatte einen gesicherten Platz und Unterstützung in dem sozialen Bau, deren Teil er war; Jesus kam und paßte sich dieser sozialen Organisation an; aber er setzte das Prinzip gerechter Belohnung durch. „Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert,” ist seine Belehrung, wenn er seine Jünger ohne Beutel und ohne Geld aussandte.

Aber der mehr begründete Trugschluß ist einer, welcher sich durch den ganzen Verlauf unserer Erfahrung zieht. Er spitzt sich in Betreff der Christian Science folgendermaßen zu: „Wenn dieses Heilen Gottes Werk ist, so ist es eine zu heilige Arbeit, um entweiht zu werden, dadurch daß man sie zu einer gewöhnlichen Geschäftsangelegenheit macht und eine Bezahlung fordert.” Dieser Irrtum ist sehr weitreichend. Er ist zweifach. Er nimmt an, daß eine geheiligte Arbeit nicht gerecht belohnt werden sollte und er nimmt an, daß gewöhnliche Dienstleistungen, wie sie in dem gebräuchlichen Geschäftswesen vorkommen, nicht geheiligt sind.

Petrus, durch eine Vision belehrt, lernte, daß nichts, was Gott gereinigt hat, gemein oder unrein ist. „Gott sah an alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut.” Wenn man das eingesehen hat, ist der menschliche Gedanke gereinigt von seinem Sinn von Unvollkommenheit und vom Bösen. In der Vision, welche zu dem erwachten geistigen Sinn kommt, ist nichts gemein oder unrein. Wenn alle menschliche Erfahrung von dem Licht, welches Wahrheit ist, durchleuchtet wird, werden alle menschlichen Beschäftigungen die Heiligkeit der Wahrheit haben.

Diese Lektion, in ihren Einzelheiten fortgeführt, wird die nichtssagende Teilung der menschlichen Beschäftigungen in heilige und weltliche Dinge enden. Alles wird geheiligt sein, wenn es, „von Herzen als dem Herrn” getan wird. Dann wird alle menschliche Tätigkeit nur als die Ausführung der Tätigkeit des Vaters, „der in euch wirket,” angesehen werden. Alle Menschenarbeit wird als der Ausdruck der heiligen göttlichen Energie der Wahrheit und Liebe verstanden werden.

Das soll nicht heißen, daß alles, was einen Menschen beschäftigen kann, ein geheiligter Beruf ist, daß alles, was ein Sterblicher tun kann, ein Bild von dem ist, was der Vater wirkt. Es soll heißen, daß, welcher Zweig des menschlichen Fleißes auch immer das Gute der Menschheit unterstützt, was auch immer der Welt Bedürfnisse befriedigt, was auch immer auf wahrem ethischem Grund ein rechtmäßiges Geschäft ist, das ist ein wahrer Dienst und sollte als heilig angesehen werden, als eine Arbeit der Liebe.

Es ist nicht die Arbeit, sondern unser begrenzter materieller Begriff von Arbeit, welcher die Bürde mit sich bringt. Die Bürde verschwindet, wenn wir über die Sinne hinausblicken; wir werden all unsre Arbeit als auf geistigem Gebiet betrachten, die Arbeit grenzenloser Liebe widerspiegelnd; wir werden sehen, daß all unsre Arbeit im materiellen Sinn gewissermaßen nur das Bild und der Schatten einer himmlischen Wirklichkeit ist. Um dies noch mehr im einzelnen zu betrachten: die Arbeit des Landmanns, des Handwerkers, des Kaufmanns, des Schriftstellers, des Künstlers sind alle darauf gerichtet, der Welt Bedürfnisse zu befriedigen. Der Erfolg eines jeden beruht darauf, das von seinem Eignen zu bringen, was am besten der Welt Notdurft deckt. Und der Mensch wird Freude an seiner Arbeit finden und wahren Erfolg von seiner Arbeit haben, wenn sie so getan wird, nicht um zu sehen, wie viel er herausschlagen kann, sondern wie viel er dadurch geben kann. Und darin liegt der Liebe Gesetz der Belohnung: „Gebt, so wird euch gegeben. Ein voll, gedrückt, gerüttelt und überflüssig Maß wird man in euren Schoß geben.”

Um dieses im einzelnen Fall klarer zu machen: ein Landmann arbeitet während der ganzen Jahreszeit und im Herbst bringt er seine Ernte auf den Markt; er empfängt, sagen wir, tausend Dollars. Diese tausend Dollars sind ihm zum Lohn gegeben für das, was er gebracht hat, um der Welt Bedarf zu befriedigen. Er hat so viel getan, um der Welt zu dienen, und das Geld ist ihm gegeben worden, in Anerkennung dieser Tatsache. Er hat sich die Welt gerechterweise zum Schuldner gemacht, und er besitzt das Geld als eine Beglaubigung dieser Tatsache. Und diese Beglaubigung wird anerkannt werden, wo immer er sie auszuwechseln wünscht gegen etwas, was seinen eigenen persönlichen Bedarf deckt. Nun, was für den Landmann wahr ist, das ist wahr für jeden Zweig der menschlichen Industrie, es ist eine Verpflichtung in dem Dienste der Menschheit, Welchen Lohn der Arbeiter auch empfängt, es ist eine Anerkennung, daß ein Dienst geleistet worden ist. Je intelligenter, mühe- und liebevoller die Anstrengung, welche in die Arbeit gelegt worden ist, desto höher der Wert des Produktes, und andrerseits, desto größer der Lohn, welchen die Arbeit verdient und empfängt; und je höher die Art des Dienstes, desto größer die gespendete Anerkennung. Die Welt kennt ihr Bedürfnis nach Nahrung, Kleidung und Behausung und bezahlt dafür. Die Welt kennt ebenso ihr höheres Bedürfnis nach allem, was den Gedanken zu höheren Idealen erweckt und das Leben zu höheren Zielen anregt. Aus diesem Bedürfnis sind Litteratur und Kunst geboren, und für diese höhere Art der Dienstleistung ist die Welt, welche sich manchmal spät des Wertes dieser Arbeit bewußt wird, bereit, eine angemessene Belohnung zu gewähren.

Dann erfordert einfache Gerechtigkeit, um nicht zu sagen christliche Liebe, daß für diesen höchsten Dienst, der das höchste Ideal erweckt und erfüllt und das größte Bedürfnis befriedigt, für den Dienst in Wahrheit und Liebe, welcher Krankheit heilt und Sünde austreibt, derjenige, welcher den Dienst leistet, seinen Lohn erhält und der, welcher die Dienstleistung empfangen hat, in irgend einer Weise einen Ersatz bietet. Es anders zu lassen, heißt beiden Unrecht tun.

Wenn diese Wahrheit eingesehen wird, daß alle Arbeit eine Arbeit der Liebe ist, eine wohltätige Anstrengung, zu dem Wohlbefinden unsrer Mitmenschen beizutragen, werden wir niemals in den Fehler verfallen, eine Arbeit materiell und eine geistig zu nennen. Wir werden immer froh tun, was unsre Hand zu tun findet, dankbar für die Gelegenheit, gleichviel wie niedrig die Arbeit. Wenn wir fühlen, daß wir fähig sind, unsrer Generation in einer höheren Eigenschaft zu dienen, wird eine dankbare, ernste, liebevolle Anstrengung „über wenigem getreu” zu sein, den Weg für uns öffnen, um Herrscher „über viel” zu werden. Irgend eine Arbeit für gering oder entwürdigend zu halten, heißt „diese geringen Tage” zu verachten. „Alles, was dir vor Handen kommt zu thun, das thue frisch.” Dann wird sich keiner in eine Arbeit einlassen, welche seinen Mitmenschen schaden könnte, sondern nur in solche, welche ihnen helfen kann. Alle Arbeit wird in ihrem hauptsächlichen Element als geistig angesehen werden, alle Arbeit wird als eine Arbeit der Liebe getan werden, und eine gerechte Bezahlung wird der Liebe Lohn sein.

Gott, göttliche Liebe, befriedigt jedes Bedürfnis des Menschen, und diese Unterstützung kommt zum individuellen Bedürfnis durch die Kanäle der menschlichen Tätigkeit. Wenn wir unsere täglichen Pflichten erfüllen, so verrichten wir unseres Vaters Arbeit. So — bis das, was vollkommen ist, gekommen ist, während die gewöhnlichen Aufgaben noch getan werden müssen, tut derjenige, welcher seine Arbeit tut, die Arbeit der Liebe. Wir sind in allen Dingen Glieder eines Körpers und Glieder unter einander. Und die Glieder, „die uns dünken am wenigsten ehrbar zu sein, denselbigen legen wir am meisten Ehre an.” Und so, während wir in den Dingen arbeiten, die „sichtbar” sind, erinnern wir uns daran, daß sie als ein Bild, als ein Symbol für die Dinge stehen, die „unsichtbar” sind, daß alle diese Dinge der Nachdruck der wahren Substanz sind, und der heiligen Tätigkeit von Leben, Wahrheit und Liebe. „Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören. ”

„Zu der Zeit wird das Schellen der Rosse stehen: Heilig dem Herrn; und werden die Kessel im Hause des Herrn gleich sein wie die Becken vor dem Altar. Und es werden alle Kessel, beide, in Jerusalem und Juda dem Herrn Zebaoth heilig sein.”


Christian Science gilt für alle Zeiten als die höchste und reinste der Religionslehren. Sie hat durch das Heilen der Kranken und die Bekehrung der Sünder in vielen tausend Fällen ihr Recht bewiesen, der höchsten Erwägung würdig zu sein.

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