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Meine erste Kenntnis von Christian Science fand mich als Studentin...

Aus der Mai 1905-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Meine erste Kenntnis von Christian Science fand mich als Studentin der Medizin, da ich von Kindheit an das Verlangen hegte, etwas zur Linderung der menschlichen Leiden beizutragen. Christian Science heilte meine Eltern und vollbrachte für sie, was kein medizinisches System zu vollbringen im stande gewesen war. Dies bewog mich die Forderungen dieser neuen Religion, die meine Eltern wiederhergestellt und ihre Jugend erneuert hatte zu untersuchen, obgleich sie selbst mich keineswegs zu überreden suchten, meinen selbst gewählten Beruf aufzugeben. Da ich mich ganz dem Studium der Homöopathie gewidmet hatte, las ich mit Erstaunen die Erklärung in „Science and Health,“ S. 156, L. 28. Dann erinnerte ich mich der Lehre Hahnemanns im Organon, daß es die Dynamik der geistigen Kraft der Arznei ist, welche die Heilung vollbringt und nicht die Arznei selber, und daß man uns im Kollegium unablässig ermahnte, die Symptome der Krankheit in dem abnormen oder geistigen Zustand des Patienten zu suchen; und einige Professoren gingen sogar so weit in ihren Folgerungen zu sagen, daß gewisse, sogar die gefährlichsten Krankheitsformen durch irgend eine geistige Erschütterung entstehen. Daraufhin fiel es mir nicht länger schwer einzusehen, daß, wenn der Gemütszustand Krankheit verursachen könne, die Kur auch durch den Geist und ohne Vermittlung der Materie bewirkt werden müsse. Also war der Übergang von einem medizinischen System zu einem metaphysischen System leicht und natürlich, obschon ich nicht sogleich einsah, was die Religion damit zu tun hatte.

Obwohl ich mich meistens guter Gesundheit erfreute und deshalb kein Bedürfnis nach geistiger Heilung fühlte, war ich mir doch meines Mangels an geistiger Heilung, geistiger Auferweckung und geistigen Wachstums sehr wohl bewußt. Ich war einer orthodoxen Kirche angehörig und versuchte mich deren Forderungen gewissenhaft zu fügen; dennoch blieb mein höchstes geistiges Verlangen unbefriedigt. Ich fühlte, daß die Bibel etwas enthielt, was mir Ruhe und Frieden bringen würde, aber bis jetzt hatte mir niemand den Schlüssel zur heiligen Schrift schenken können.

Nachdem ich das Lehrbuch einige Wochen studiert hatte und mir die Wahrheit weder klarer noch näher schien, nahm ich eines Abends, nach einem schweren Tage ganz erschlafft, „Science and Health“ in reiner Verzweiflung auf und dachte, wenn mein Vater so viel darin gefunden hätte, so müsse auch eine Hoffnung für mich darin enthalten sein. Zu ermüdet um etwas Neues aufzuschlagen, öffnete ich beim „Vaterunser” und las es mit der geistigen Auslegung durch. Dann begann ich mich folgendermaßen zu befragen: „Wenn es einen Gott gibt, was ist Er? Was muß Er sein, um meine Sehnsucht zu befriedigen?” Die Antwort folgte: „Gut, nicht halb-gut, sondern vollkommen gut, das unendliche Gute; wenn unendlich, dann ist Er grenzenlos, das unumschränkte Gute, und Er muß allwissend und allmächtig sein, immer und überall gegenwärtig, und das heißt, daß dieses unendliche Wesen jetzt und zu allen Zeiten bei mir ist; in der Tat, daß ich in Ihm lebe, webe und bin.” Dann wußte ich, daß das Licht mir leuchtete, welches Heller scheint als der Tag, und meine Bürde fiel ab, denn in diesem Licht erkannte ich die Natur Gottes und die des Menschen und ihre Verwandschaft; und seitdem bin ich im stande alle von mir verlangte Arbeit zu vollbringen ohne eine Rückkehr der alten Ermüdung zu verspüren. Die Bedeutung von „Science and Health“ und der Bibel dämmerte in meinem Bewußtsein, und dieser Lichtstrahl der Wahrheit brachte mir den Frieden, nachdem ich mich so gesehnt hatte. Kurz nach dieser Erfahrung fragte mich mein Vater, welche Vorbereitungen ich getroffen hätte um ins Kollegium zurückzukehren. Ich antwortete ihm, daß ich das weitere Studium eines niederen Systems für unnötig hielt, da ich den großen Arzt gefunden, der alle unsere Gebrechen heilt.

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