Das Kommen der Juden zur Christian Science ist ein Phänomen, dessen tiefe Bedeutung von Christian Scientisten selbst vielleicht nur halb erraten wird. Der anerkanntermaßen begabte Jude, dessen Aufmerksamkeit durch die unzweifelhaften Heilungen gefesselt wird, ist unwiderstehlich durch die logische Vollkommenheit der Christian Science angezogen. Sie befriedigt jede Probe des Verstandes, ob deduktiv, induktiv oder experimental. In deduktiver Weise, so unumstößlich wie mathematisches Gesetz, behauptet Christian Science, daß ein Element, welches nicht in der Ursache gefunden werden kann, auch nicht in der Wirkung erscheinen kann. Die landläufigen christlichen Theorien stellen ein unwahrnehmbares geistiges Noumenon hinter den physischen Phänomenen dar; da das Physische eine Eigenschaft in der Wirkung, welche in der Ursache nirgends möglich ist; ein inneres Wesen, — ein Ding — an — sich — welches sich in einem fremden Element äußert, — ein Gott, — Alles in allem, — welches einem Etwas, welches nicht Gott ist, innewohnt.
Mit klarer Einfachheit erklärt die Autorin von „Science and Health“ ihre Darlegung von Christian Science mit dem Begriff der Widerspiegelung. Ein bartloser Mann, welcher vor einem Spiegel steht, kann nicht mit einem Bart widergespiegelt werden, und ebensowenig kann absolutes Gesetz sich in Gesetzlosigkeit offenbaren. Gott ist das Subjekt, das wirkliche Weltall ist das Prädikat. Kann das Prädikat dem Subjekt widersprechen?
In induktiver Weise ist Christian Science ebenso befriedigend, und die Beispiele sind zahlreich. Hier sitzt eine Frau in betenden Gedanken, dort vollzieht sich eine Veränderung, wie in der Heilung von Krebs, und die unvermeidliche Folgerung in Übereinstimmung mit wirksamster Logik ist, daß, da die Ursache gänzlich geistig ist, auch die Wirkung geistig sein muß. Der nächste Schritt ist der Beweis, und unzählige beglaubigte Beispiele von Heilungen bestätigen die fundamentalen Behauptungen von Christian Science, so daß das metaphysische Heilen längst über den Punkt des Experimentierens hinaus ist. Alle Phänomene werden als Offenbarungen der Gedanken aufgefaßt, die Nichtigkeit falscher Gedanken wird bloßgelegt und die Alleinheit und die Wirklichkeit der göttlichen Ideen wird bestätigt.
Die Wahrheit, welche in Christian Science dargelegt wird, ist keine neu-alte Spekulation, keine interessante Theorie, sondern eine Offenbarung des Prinzips, dessen dynamisches Gesetz in wahrnehmbaren Tatsachen ausgedrückt ist. Das Absolute ist die Quelle des Gesetzes, welches wirksam und tätig ist, und der Mensch sein Ergebnis. Er ist ebenso unfähig Mißklang oder Disharmonie auszudrücken, wie senkrechte Linien es sind, schiefe Winkel zu bilden. Die meisten idealistischen Philosophien sind eine nach der anderen als chimärische Visionen niedergesunken, weil sie in dem unfruchtbaren Reich der Spekulation und der Theorie geblieben sind; aber in Christian Science finden wir ein System beweisbarer Metaphysik, welches äußere Umstände mildert, — ein unerhörter wissenschaftlicher Triumph in diesem Zeitalter, welcher erhaben in seinem Umfang und in seiner Bedeutung ist. Wie die Elektrizität die Beschränkungen von Ort und Zeit zu nichte macht, so beseitigt die beweisbare Metaphysik, welche eine unendlich größere Anwendbarkeit hat, moralische und geistige Einschränkungen. Aller Irrtum kann aus dem Bewußtsein entfernt werden, wenn wir uns mit dem göttlichen Gesetz in Einklang bringen. Gelüste, Bosheit, Neid, Hochmut, Hartherzigkeit können durch die systematische Anwendung der wissenschaftlichen Wahrheit beseitigt werden. Die Verbannung des Bösen aus dem menschlichen Bewußtsein wird auf eine genaue Wissenschaft, — ein ausführbares Unternehmen, — zurückgeführt. Die Umwandlung von Charakter, von Temperament, welche nicht mehr ein ungleicher Kampf des menschlichen Willens gegen die ungeheure Überlegenheit von Umgebung und Erblichkeit ist, kann durch die Anwendung geistiger Regel und geistiger Richtschnur vollbracht werden.
Rechtes Leben, welches zu einer beweisbaren Wissenschaft erhoben und ausgeübt wird, gewinnt die achtungsvolle Aufmerksamkeit des Juden, und wenn er die Nachforschung nach der Wahrheit fortsetzt, findet er noch einmal Rettung und die dem Menschen von Gott gegebene Herrschaft. Hier muß endlich und hier allein, die Verfolgung des Juden ein Ende finden. Der Schlüssel zur Lösung seines Problems ist in seine Hand gegeben. Denn, wenn der Christian Scientist nicht ein Christ ist, kann er nicht sein eigenes gelobtes Land betreten. Hochmütige Verdammung des Juden, boshafte Kritik, innere Mißachtung, pharisäerhafte Anmaßung einer überlegenen Heiligkeit, kaltherzige Gleichgültigkeit seinem Unrecht gegenüber, die Unterlassung Scheinheiligkeit und Ungerechtigkeit zurückzuweisen, alles das ist immer bis auf den letzten Heller bezahlt worden und wird auch in Zukunft immer bezahlt werden. Das harte Herz des Antisemiten muß durchdrungen werden, oder die Christen werden dem Richter überantwortet werden. Tätig bewiesene Liebe für jeden Bruder ist der Preis des Fortschrittes in der Wissenschaft des Christentums.
In Freude und Demut muß der Jude erkennen, daß dieselbe strenge Verpflichtung auch auf ihm ruht. Seine eignen Beschränkungen durch Vorurteil und Rassegefühl, die Narben seiner langen, traurigen Erfahrung, sie können beseitigt werden. Die Vervollkommnung seines Bewußtseins ist zu einer wissenschaftlichen Tatsache geworden. Die Wirkungen von Jahrhundert langem Schimpf und Haß sind durch die Vergeistigung des menschlichen Denkens zu beseitigen; und geistiger und moralischer Mord braucht nicht mehr der Verbannung aus der Civilisation zu folgen. Die geistigen Krüppel können geistig geheilt werden. Ebenso ist es bei dem Juden der Fall. Umwandlung des Charakters ist nicht nur möglich, — es ist ein sine qua non von Freiheit und Fortschritt. Durch die Erforschung der Lehren von Christian Science findet der jüdische Sucher in derselben eine Auslegung der Lehren Jesu, welche von vielen Auffassungen frei ist, die für ihn bisher solch einen Stein des Anstoßes bildeten. Anschauungen, die er Jahrhunderte lang hartnäckig zurückgewiesen hat, sind, —
Erstens: Ein dem Menschen ähnlicher Gott. In bezug auf diesen Glauben, ist die ganze Lehre von Christian Science auf die Erklärung Jesu basiert: „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.” Mrs. Eddy lehrt nicht nur, daß Gott in jeder Hinsicht das Gegenteil des sterblichen Menschen ist, sondern daß Seine Unendlichkeit und Vollkommenheit notwendigerweise auch in dem wahren Menschen, — Seinem Ebenbild, — ausgedrückt werden muß. Es wird in „Science and Health“ klar gemacht, daß der Christus, Gottes geistige Idee, oder Sein Ausdruck, ebensowenig durch die physischen Sinne wahrgenommen werden kann, wie Gott; also Christian Science lehrt nicht, daß Jesus Gott ist, sondern die höchste Offenbarung der göttlichen Natur, welche der Menschheit bekannt ist. (Siehe Science and Health, S. 334.)
Zweitens: Die allgemein angenommene Auffassung der Dreieinigkeit. Mrs. Eddy stellt diese Idee als Leben, Wahrheit und Liebe dar und nicht als drei Personen. Die Auffassung der Dreieinigkeit in Christian Science umfaßt deshalb die dreieinige Natur der Gottheit, welche in dem geistigen Weltall und dem geistigen Menschen ausgedrückt ist. (Siehe Science and Health, S. 331, 332.)
Drittens: Die reine Empfängnis. Für die Christian Scientisten ist dies die Empfängnis der geistigen Idee Gottes, — Gottes allein, als dem Schöpfer des Menschen — in einem jungfräulichen Bewußtsein. In dem Lichte dieser Auslegung steht das geistige, hebräische Mädchen strahlend in Reinheit. In ihr vibriert Liebe, sie ist von Leben durchdrungen. Sie ist die „Mutter in Israel,” vom Himmel mit mächtiger Offenbarung inspiriert. Dadurch, daß die Voraussetzung aller Phänomene in Christian Science geistig ist, wird die Erklärung der Geburt Jesu, welche bisher von den Juden als unbestimmt und mystisch angesehen wurde, klar, verständlich und wissenschaftlich gemacht.
Viertens: Die stellvertretende Versöhnung. Mrs. Eddy macht es klar, daß nichts anderes als die eigne Reue und Besserung des Individuums seine Sünde sühnen kann und ihn befähigt, seine Zusammengehörigkeit mit Gott zu verwirklichen, und zur selben Zeit zeigt sie den unendlichen Wert des Lebens Jesu für die Menschheit, besonders aber seiner Demonstration über den Tod und das Grab. (Science and Health, S. 24, 25, 40, 45.)
Ich habe nur auf solche Textstellen Bezug genommen, welche die Auffassungen korrigieren, die bisher ganz allgemein mit der Geschichte Christi verbunden waren, und welche zu einem Studium der ganzen Erörterung dieses Themas einladen.
In „Science and Health,“ S. 361, bestätigt Mrs. Eddy die versöhnende Stellung von Christian Science zwischen dem Juden und dem Christen, dadurch, daß Christian Science sich unnachgiebig an die Einheit Gottes hält. Diese Lehre erschließt Zion für Juden und Christen, und das Shemah: „Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist ein einiger Herr.” ist gerechtfertigt. Jede Demonstration beweist es als ein unerläßliches Element der Christenheit, jede geheilte Krankheit, jede überwundene Sünde befestigt den Glauben in dieses Prinzip des Monotheismus, welcher unter unsäglicher Seelenangst durch Jahrhunderte verteidigt wurde. Der Christian Scientist erkennt, daß er zu Israel (dem Monotheismus) zurückkehren muß, um Christus zu finden, und in derselben Weise muß der Jude zu Christus zurückkehren, um Israel zu finden. Er muß zurückkehren! Um die lange Trennung unwirklich zu finden, welche aus irrtümlichen Auffassungen entstanden ist; um Israel sicher in den beschützenden Armen Gottes zu finden; um das Judentum nicht in Feindschaft mit seiner eignen Frucht, dem Christentum zu finden. Christian Science verwirft genau dieselben Elemente der jüdischen Religion, welche sie in allen andern Religionen verwirft; alles was persönlich ist. Sie behält in gleicher Weise dieselben Elemente in der jüdischen, wie in andern Religionen, — alles, was rein geistig ist. Und diese Zurückweisung und diese Beibehaltung basiert sich zum großen Teile auf das Alte Testament selbst. Der jüdische Forscher findet in der Tat in Christian Science eine Erläuterung seiner eignen Religion, welche das Alte Testament erklärt und beleuchtet und seine eignen Glaubenslehren erklärt. Sie kommt nicht, um die herzlich geliebte und vertraute Religion Israels beiseite zu schieben, sondern um ihre Richtigkeit zu beweisen. Jesus sagt: „Ich bin nicht kommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen.”
Die früheren Israeliten waren Christian Scientisten in soweit als ihre Propheten und Führer einen Schimmer des Messias — des Christus, oder der Wahrheit erfaßt hatten. Er bringt den Regen zu seiner Zeit, Er bereitet einen Tisch in der Wüste, Er gibt ihre Schätze, heilt ihre Krankheiten und erhebt die niedergeschlagene Seele. Der Israelit verträgt sich nun mit Gott; Gott ist unmittelbar nahe. Licht ist Sein Kleid, der Himmel ist Sein Teppich, die Wolken Sein Wagen. Er pflanzt Seine Cedern, daß sie voll Saft stehen. Er hat den Mond gemacht, das Jahr darnach zu teilen, die Sonne weiß ihren Niedergang. Die Israeliten sammeln, was Er gibt, wenn Er Sein Antlitz verbirgt, sind sie in Angst. Kein Übel kann ihnen begegnen, wenn Er ihre Zuflucht ist. Diese Lehre fand ihre Blütezeit in dem erleuchteten geistigen Sinn des hebräischen Mädchens, welches ihrem Volke den Beweis brachte, daß Gott der Urheber des Menschen ist; ihre Frucht war in dem Juden Jesus, welcher den Seinen den Christus, die wahrnehmbare Offenbarung der absoluten Wahrheit des Seins, — die geistige Idee, — den Sohn des lebendigen Gottes darbot.
Jedes Individuum muß harren, bis der Christus in sein eigenes Bewußtsein kommt, bis Israels messianisches Millennium individuell als Offenbarung und Demonstration kommt. Ist dies nicht die Erfüllung der Prophezeiung des Jesaja? Die Kette der Inspiration ist als vollständig offenbart vom 1. Buch Mose bis zur Offenbarung des Johannes. Die Patriarchen mit ihrem sichern Glauben an den einen Gott, Moses mit seinem Dekalog; die Psalmisten und Propheten, welche gegen den Ritualismus schrieen; Maria, welche Gott als den Schöpfer des Menschen auffaßte, den Dominantenakkord in der Skala der Offenbarung. Jesus bewies, erfüllte und vervollständigte, und die Apostel wiederholten und standen, wie eine verwandte Gruppe Künstler, die von einem Modell arbeiteten; das Alte Testament stellt dieses wahre Modell dar, und das Neue Testament schnitzt dieses wahre Bild aus. Der jüdische Forscher findet mit Freude, daß Christian Science eine reiche Ernte aus dem Alten Testament sammelt. Der meerestiefe Schall des Dekalogs enthüllt darin seinem Blicke seltene Reichtümer; der lang geliebte Moses ist zu noch erhabneren Höhen erhoben. Es ist bewiesen, daß: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben,” heißt: Du sollst keiner andern Quelle als Gott Macht zuschreiben. Ein volleres Verständnis dieser Bedeutung heilt die Kranken und zerstört böse Zustände. Christian Science bestätigt von neuem die zehn Gebote und lehrt, daß der Dekalog das ganze Wesen der Existenz ausdrückt, daß er den Schlüssel zu des Menschen Erhebung gibt, wodurch derselbe in den Besitz seiner Verwandtschaft mit dem Absoluten tritt, daß die Bibel vom 1. Buch Mose bis zur Offenbarung eine weitere Ausführung des ersten Gebotes ist, welches von den Propheten wiederholt und bekräftigt wurde, sich in der Bergpredigt wiederholte, und Jesu Werke der Heilung, seine Verklärung und seine Auferstehung durch Beispiele erläuterte und bewies.
So erklärt, so mit Licht durchflutet, selbst bis in die verborgensten Buchten und Winkel hinein, erstrahlt das Alte Testament. Ceremoniell, Materialismus, persönliche Anschauungen, solche, welche der Rasse eigentümlich und nicht universell sind, steigen wie sich hebende Alpennebel auf, ungeahnte Bergspitzen und weit sich erstreckende Täler offenbarend. Der Jude liebt jetzt das Alte Testament, nicht nur als Poesie, Geschichte, Philosophie, als Schilderung und Literatur, sondern als lange vernachlässigten Schatz geistiger Tatsache, erprobt und bewiesen, — ein Schatz, welcher ihm praktische Resultate in geheilter Krankheit, vernichteter Armut und zerstörter Bitterkeit gewährt, in tatsächlicher Erfahrung getrockneter Tränen und überwundener Gefahren.
Mit Freude und in demütiger Dankbarkeit erkennt er das neue Licht, welches auf Christus geworfen ist, an, wie es in Christian Science erklärt wird. Da er sich an seine Religion, seine Rasse, seine Sache gebunden fühlt, liebt er diese Sache inniger, wenn er erkennt, daß der größte Israelit Jesus der Christus war. Die Mission Israels wird offenbart ohne Unterbrechung, von der Offenbarung des alleinigen Gottes zu der wahrnehmbaren Kundgebung Seiner Gegenwart. Mit unsagbarer Liebe und Verehrung ruht sein Gedanke auf dem bescheidenen Juden, Jesus, seinem eignen Blutsverwandten, in dessen Worten Staat, Kirche und Heimat begründet werden müssen, wenn sie nicht fallen sollen, dessen Lehren allen Werken, welche folgten, vorgriffen, aller Wahrheit — ob politisch, sozial oder ökonomisch; allem, was sich in den nachfolgenden Philosophien als fortdauernd bewiesen hat. Denn was ist das Baconsche System — das moderne laboratorische Verfahren, als nur der Beweis durch Experimente? Jesus lehrte, daß das Gesetz des Lebens und der Liebe auf diese Weise praktisch bewiesen werden kann. Er gab den Prüfstein für alle Systeme: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen,” und in beiden, in seiner Lehre wie in seiner Praxis kam er dem charakteristischen Zug des modernen wissenschaftlischen Systems zuvor. Krankheit und Sünde sollten durch die Beweisführung der Wahrheit geheilt werden und das waren die „mitfolgenden Zeichen,” auf die der demütige hebräische Zimmermann bestand, welcher in der jüdischen Synagoge predigte, seinen Teil des Gesetzes las und umherging und mashalim (Parabeln) erzählte, in der charakteristischen Weise der Juden, welche noch in den modernen Ghettos vorherrschend ist?
Es wird oft gefragt: wenn Christian Science nur das wieder bestätigt, was wir haben, wozu ist sie dann nötig? Selbst wenn sie nur eine Wiederbestätigung und nichts anderes wäre, wer heißt nicht die erneute Erklärung eines geliebten Gegenstandes willkommen? Aber wenn sie mehr als das ist, und unsere Liebe zu unsrer Religion vergrößert, unser Verständnis der inspirierten Schreiber klärt, unser Zutrauen zu Gott vermehrt, Versprechungen erfüllt, uns Gesundheit bringt, unsern Charakter umwandelt, Erfolg in allen unsern Wegen zu einer wissenschaftlichen Möglichkeit macht, — was sollte uns von unserm Eigentum zurückhalten?
Indem der Jude sich mit Christian Science identisch macht, verläßt er nicht sein Volk Israel, er kehrt zu demselben zurück, er tritt nicht aus seiner Religion heraus, er kommt hinein; er wird nicht abgelenkt, er wird versöhnt; Christ ist nicht weniger Jude, als Jude Christ. Das Christentum kehrt zu Israel zurück und Israel zu Christus. Das Christentum kommt den halben Weg mit dankbarer Anerkennung entgegen; soll Israel, nachdem es gepflügt, gesät und gepflanzt hat, sich seine eigne Ernte versagen?
Die Offenbarung Christi Jesu an sein eignes Volk durch Mrs. Eddy, ist eine Tat, die in der Geschichte einzig dasteht. Während zwanzig Jahrhunderte hat die Glorie der christlichen Civilisation den Juden nicht gezeigt, daß das Christentum eine gute Sache ist. Verfolgung und Beleidigung, Ghetto und Judengasse haben es nicht vermocht. Die Arbeiten der Gelehrten, Staatsmänner, Generäle, Poeten und Weisen haben den Juden nicht überzeugt, daß die Wahrheit in dem Neuen Testament zu finden ist. Die einfache Demut eines beständigen christlichen Lebens in Concord hat die Fehlschläge von zwanzig Jahrhunderten korrigiert. Ein Milton stehe würdig auf, ihr Lob anzustimmen!
Harre bis ich komme, sagt Jesus. Durch sie kommt Christus zum Christentum und Israels lange Reise naht sich ihrem Ende.
Aus weit entfernten Zeiten, durch düstere Jahrhunderte, kommt ein sonderbarer neu-alter Ruf; niemals ist er im modernen Christentum gehört worden, seit Palästina ist er nicht erklungen, unaussprechlich süß, wie der Ton der Trompete, unbestreitbar göttlich!
Israel, geliebtes, erwähltes! so unsagbar verwundetes; unter hoffnungsloser Bedrückung dahinwankend. Hebe deine müden, schweren, durch die Zeit starr gewordenen Augen auf! Erhebe dich in deiner dir vom Geiste gegebenen Macht; hebe den Ätna des Mesmerismus auf, welcher dich niederdrückt! Der Arm des Hexenmeisters ist geschlagen, Zauberer und Zauberei sind eins in Ohnmacht. Die Hand Gottes hebt sichtbar den Vorhang des Geschickes, neue leuchtende Gestade erscheinen; weit in einen lachenden, glühenden Horizont hinein erstrecken sie sich, bis unter den Schirm des Höchsten. Rosenroter Morgen dämmert auf Zion: Christus selbst verteidigt das Shemah: Israel, grün in seiner Kraft, ewig, unsterblich, springt wie der junge Bock!
Der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht!
Copyright, 1905, Mary Baker G. Eddy.
Verlagsrecht im Jahre 1905, Mary Baker G. Eddy.
