Keine der liebevollen prophetischen Ermahnungen in der Bibel ist beweiskräftiger und eindringlicher als diejenige, welche wir im 18ten Kapitel des Propheten Hesekiel finden und welche in den folgenden Worten kurz zusammengefaßt ist: „Werft von euch alle eure Übertretung ... Denn warum willst du sterben, du Haus Israel?” Mrs. Eddy drückt die in dieser Ermahnung enthaltene Logik in folgenden Worten aus: „Der sogenannte Sünder ist ein Selbstmörder” (“Science and Health,” S. 203).
Wenn die Sünde den Tod verursacht, wie die Christian Science lehrt, so trägt man dadurch, daß man mit der Sünde — mit irgend einer irrtümlichen Behauptung oder Annahme — Gemeinschaft hat, zum Endresultat der Sünde bei. Der Sünder mag zwar nicht die Absicht haben, sein Dasein zu verkürzen: dennoch aber werden seine fortwährenden bösen Gedanken und Handlungen diese Wirkung haben. Das Erkennen dieser Tatsache gibt nicht nur den obigen Worten des Propheten Hesekiel, sondern auch der folgenden Ermahnung des Apostels Paulus eine neue Bedeutung: „Sondert euch ab ... und rühret kein Unreines an.” Nur die Annahme, daß das Übel wesentlich sei und daß es sich fortpflanzen könne, verhindert die schleunigste Vernichtung desselben. Ob nun diese Vernichtung auf eine abnorme Weise bewirkt wird, oder ob sie sich dadurch vollzieht, daß man sich während unzähliger Augenblicke den materiellen Sinnen hingibt, eins ist gewiß: wenn man den Sinnen Recht einräumt, so ist das Resultat immer dasselbe, nämlich der sogenannte Tod alles dessen, was von diesen Sinnen abhängig ist und in denselben sein Bestehen hat.
Im Lichte der Christian Science wird es klar, daß die unzähligen menschlichen Annahmen durch die Wahrheit berichtigt werden müssen, denn sonst ist ein trauriges Ende unausbleiblich. Wir führen dasselbe um so schneller herbei, je öfter wir der Annahme beistimmen, daß es außer Gott Leben und Intelligenz gebe. Der Glaube an die Materie, an deren Fähigkeit, Genuß und Schmerz zu bereiten, führt stets dem Verderben entgegen. Die Menschen sehen materielle Zustände als Endresultate an und werden durch diese Annahme getäuscht und überwältigt. Daher erklärt Paulus: „Denn das Ende derselben ist der Tod.” Mögen nun die Verhältnisse und Zustände sein wie sie wollen, ein jeder hat dieselbe Aufgabe zu lernen, nämlich die, daß die Genüsse der materiellen Sinne das Herz nicht befriedigen und daß jede Gemeinschaft mit dem Irrtum selbstmörderisch wirkt.
Dem Christian Scientisten sind die Worte „Du sollst nicht töten” ein Verbot gegen jede Gemeinschaft mit dem, was den Glauben an das Vorhandensein und die Macht des Todes begünstigt. Er versteht, daß die Selbstvernichtung der Sünde unausbleiblich ist; daß er der Sünde auf keine Weise frönen kann, ohne das menschliche Bewußtsein dem Verderben entgegenzuführen. Er ist stets auf der Hut; er fragt sich beständig: „Indem ich diese Wahl treffe, diesen Entschluß fasse oder mich diesem Unternehmen anschließe, trete ich dadurch in Verbindung mit dem, was zum Leben dienlich ist, oder mit dem, was den Tod begünstigt?” Der echte Christian Scientist denkt immer daran, daß die Verheißungen denjenigen gelten, welche die Sünde und deren Folgen, Krankheit und Tod, überwinden und zwar durch die energische Geltendmachung der Wahrheit und Gerechtigkeit. Dadurch scheidet er zuletzt alles aus dem Bewußtsein aus, was sterben kann. Er fühlt sich veranlaßt, sein Denken so einzurichten, daß alle seine Handlungen zum besseren Verständnis vom Leben beitragen.
Insofern wir in der Christian Science einsehen lernen, daß alles Unlautere und Unwahre in Gedanken, Worten und Werken mit dem Tod im Bündnis steht, werden wir die Mahnung der göttlichen Liebe verstehen und ihr gehorchen, wenn sie uns in den Worten des Propheten zuruft: „So bekehret euch doch nun von eurem bösen Wesen. Warum wollt ihr sterben, ihr vom Hause Israel?”