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Die Methode des Meisters

Aus der September 1911-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Christus Jesus war der größte Lehrer aller Zeiten. Er beherrschte den Gegenstand, den er lehrte, vollständig, besaß ein klares Verständnis von dem demselben zugrunde liegenden Prinzip und bewies seine Fähigkeit, jedes Lebensproblem zu lösen. Außerdem zog er die bestehenden Zustände, den Zeitgeist, des Schülers Gesichtspunkt, dessen Vorurteile und beschränkten geistigen Horizont in Betracht, und besaß die Weisheit und den Takt, seine Methode denselben anzupassen, um das Interesse der Leute zu erwecken und zu fesseln. Das gemeine Volk „hörte ihn gerne”, und dies ist erklärlich, wenn man in Betracht zieht, mit welchem Zartgefühl er sich ihrer zugänglichen Seite zu nähern suchte und wie er menschliche Beziehungen, Regungen, Charakteranlagen und Vorurteile zu verwerten wußte, um diesen einfachen Leuten seine Lehren verständlich zu machen.

Dies geht deutlich aus seiner Unterredung mit dem samaritischen Weibe am Jakobsbrunnen hervor. Er erkannte nicht nur ihr Bedürfnis und begegnete ihr nicht nur in wahrhaft freundlicher Weise, sondern bewies auch bei seiner Annäherung einen seltenen Takt, welcher ihm ihr Herz sofort öffnete. Der erzielte Erfolg war sowohl seiner klugen Handlungsweise wie der Macht der von ihm geäußerten Wahrheit zuzuschreiben. Wie dieses Weib, so waren auch die meisten seiner Zuhörer einfache, ungebildete Leute. Sie hörten gerne den Geschichtenerzählern zu, die ihr Geschäft auf den Marktplätzen und vor den Stadttoren trieben, wie dies ja noch heute im Orient der Fall ist. Er vermied daher dogmatische und philosophische Darlegungen und redete „mancherlei durch Gleichnisse” zu ihnen.

Um die erlösende Wahrheit zu veranschaulichen, verwies er seine Zuhörer auf die Begebenheiten des täglichen Lebens und zog nützliche Lehren aus denselben. Er bewies seine hohe Weisheit nicht nur durch das, was er sagte, sondern auch durch die Art und Weise, wie er es sagte.

Eltern und Lehrer, wie überhaupt alle, die das Wort verkündigen, sollten der Methode des Meisters ein sorgfältiges und fortgesetztes Studium widmen. Paulus gab uns in dieser Hinsicht durch seine kluge Ermahnung an Philemon und durch seine wohlüberlegte Ansprache auf dem Gerichtsplatz zu Athen ein treffendes Beispiel. Die Athener — das wußte der Apostel sehr wohl — waren aufgeweckt und wißbegierig, aber auch wankelmütig und streitsüchtig. Sie waren stets zu einem Wortstreit bereit, um nur ihre Neigung zur Sophisterei zu befriedigen und über die Verwirrung derer, die sie in die Enge getrieben hatten, zu lachen. Paulus vermied jeglichen Streit, indem er seine Ansprache nicht mit didaktischen Behauptungen, sondern mit einem Kompliment begann, welches echte Höflichkeit zum Ausdruck brachte. Er wies auf ihre vielen Altäre als Beweis ihrer Achtung vor den Göttern hin, wodurch er eine höchst lobenswerte Regung anerkannte, an die er gleich darauf zu appellieren gedachte. Wie klug war es doch, seine Zuhörer auf diese Weise günstig zu stimmen und ihr Interesse zu wecken, um sich dadurch ihre Aufmerksamkeit für den wichtigen Gegenstand zu sichern, den er ihnen darlegen wollte! Dieses Verfahren des wahren Pädagogen ist zu unserm Erfolg als Darleger der Wahrheit notwendig. Mrs. Eddy erkennt dessen Wert gar wohl, wenn sie sagt: „Der allergerechteste Mensch kann weder den Unschuldigen verteidigen, noch den Schuldigen entdecken, wenn er nicht weiß, worin wahre Gerechtigkeit besteht” („Miscellaneous Writings“, S. 112).

Der Christian Scientist darf sich freuen, daß selbst unmündige Kinder für das Walten der von ihm verkündeten göttlichen Liebe empfänglich sind; doch steht er diesem Walten hindernd im Wege, wenn er den Umstand auch nur einen Augenblick außer acht läßt, daß das Verhalten derer, die er zu gewinnen sucht, gewöhnlich durch die Art seiner Darstellung des Gegenstandes bedingt wird. Es trägt sehr zum Wachstum und zum Erfolg dieser Bewegung bei, wenn wir dem erwachenden Denken in der rechten Weise entgegenkommen. Wir sind alle berufen und haben alle das Vorrecht, in den Dienst unsres Herrn zu treten; deshalb sollten wir dem Himmel für die uns gebotene Gelegenheit danken, mögen wir uns auch vorerst der Arbeit im Weinberge des Herrn noch nicht gewachsen fühlen. Es kommt vor allem darauf an, daß wir demütig und aufrichtig danach trachten, uns unsrer „himmlischen Berufung” würdig zu erweisen. Um das Werk des Meisters zu betreiben, dürfen wir sein weises Verfahren nicht aus dem Auge lassen.

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