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„Nichts Verdammliches”

Aus der August 1912-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In der zweiten Epistel Pauli an die Korinther lesen wir: „Darum von nun an kennen wir niemand nach dem Fleisch; und ob wir auch Christum gekannt haben nach dem Fleisch, so kennen wir ihn doch jetzt nicht mehr.” Die Frage: „Was ist Wahrheit”? ist nicht nur zu Jesu Zeiten gestellt worden, sondern sie drängt sich auch den Menschen unsrer Zeit auf. Die Christian Science beantwortet sie in Jesu Weise, nämlich durch das Demonstrieren des göttlichen Prinzips oder der Wahrheit, die das Übel austreibt und die Kranken und Sünder heilt. In dieser Wissenschaft lernen wir verstehen, daß nur das Anspruch auf Wahrheit hat, was von Gott kommt oder gottgleich und daher geistig ist — nur das, was wahr gewesen ist, „ehe die Welt war”, und was allezeit wahr bleiben wird.

Als, dem Evangelium des Johannes zufolge, die Schriftgelehrten und Pharisäer ein Weib, das eines sittlichen Vergehens schuldig war, zu Jesus brachten und darauf bestanden, daß er sie nach ihrem Gesetz verurteile, antwortete er: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.” Ferner heißt es: „Jesus aber richtete sie auf; und da er niemand sah denn das Weib, sprach er zu ihr: Weib, wo sind die deine Verkläger? Hat dich niemand verdammt? Sie aber sprach: Herr niemand. Jesus aber sprach: So verdamme Ich dich auch nicht; gehe hin und sündige hinfort nicht mehr.”

Als sich Jesus über das Zeugnis der materiellen Sinne zum Christus-Standpunkt erhob, schwand jeder Gedanke, das Weib als Sünderin zu verurteilen. Dieser erhabene Bewußtseinszustand, dem der Mensch als das reine Ebenbild Gottes erscheint, verbannte jedes gegenteilige Zeugnis oder jeden gegenteiligen Augenschein, und Jesus sah in der Frau einen Menschen, der hinfort nicht mehr sündigen konnte. Für den Menschen, der sich hoch genug erheben kann, um das Weltall vom Standpunkt Gottes aus zu betrachten, schwindet alle Selbstgerechtigkeit, Selbstverdammung und Illusion auf immer.

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