Der Geisteszustand, der gegenwärtig in den Vereinigten Staaten sowie in vielen andern Ländern bei der Allgemeinheit vorherrscht und überall durch ein Gefühl der Unruhe zum Ausdruck kommt, läßt erkennen, daß der Welt nichts mehr not tut, als ein höherer Begriff von Patriotismus und eine entsprechende Betätigung desselben. Trotz aller Mangelhaftigkeit in dieser Hinsicht wissen wir jedoch alle, daß nur ein Weltverächter erklären konnte, der Patriotismus sei „die letzte Zuflucht der Schurken”; daß das wenn auch meist in ungeeigneter Weise zum Ausdruck kommende patriotische Gefühl selbst in die dunkelsten Zeiten der Geschichte einen Lichtschein geworfen hat, und daß derjenige „wenig zu beneiden” ist, „dessen Patriotismus auf der Ebene von Marathon nicht auflodern würde.”
Wenn einer jeden heroischen Tat der Vergangenheit ein Denkmal gesetzt worden wäre, so hätten wir eine unzählbare Schar von Zeugen männlichen Mutes. Und doch kann sich niemand, der einen Einblick in die Weltgeschichte gewonnen hat, der Erkenntnis verschließen, daß der Patriotismus nur zu oft einen Zusatz irgendeiner Art von Selbstsucht hat; daß er in seiner Erkenntnis und Erwartung des Guten äußerst begrenzt und von dem echten, allumfassenden, hilfsbereiten Geist der Brüderschaft weit entfernt ist — von dem Wunsch, allen Menschen Gutes zu erweisen, der den Meister stets erfüllt, und der durch die Christian Science so stark zu Tage tritt.
Es ist gewiß lobenswert, sich über den eignen Besitz des Guten zu freuen und die Erinnerung an die Kämpfe, Opfer und Errungenschaften, die den Bestand dieser Güter gewährleistet haben, stets wach zu halten. Wenn aber unsre Dankbarkeit und Begeisterung nur der Freiheit und dem Wohlergehen unsrer eignen Person und unsrer Angehörigen gelten, wenn wir nicht auf das Wohl der Menschheit im allgemeinen bedacht sind, dann ist unsre Dankbarkeit und unsre Begeisterung nicht christusähnlich, nicht ideal; dann haben wir noch nicht die höhere Anschauung erreicht, ohne die unsre patriotischen Kundgebungen eine Parodie sind, etwa der Ausdruck lokaler Zusammengehörigkeit, die im besten Fall einen engherzigen Nationalgefühl gleichkommt.
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