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„Der Herr ist deine Zuversicht”

Aus der Januar 1913-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Christian Science Monitor


Der Herr ist deine Zuversicht”, sang der Psalmist, „... Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen, ... und du beinen Fuß nicht an einen Stein stößest.” Fromme Denker aller Zeiten sind bestrebt gewesen, Gott zu ihrer Zuversicht zu machen, weil sie im Materiellen keine Stütze finden konnten. Wie weit haben sie sich aber Gott zu nähern vermocht? Wie weit ist es ihnen gelungen, Seine Gegenwart zur eignen Förderung nutzbar zu machen? Haben sie gelernt, mit Ihm Gemeinschaft zu haben und Sein Wesen durch ihr Denken jederzeit zum Ausdruck zu bringen?

Wenn wir uns auch noch so sehr nach Gottvertrauen sehnen, so können wir doch nur in dem Maße unsrer Erkenntnis Gott wirklich vertrauen. Viele Menschen haben ein Verlangen nach der gewissen Erkenntnis, daß es einen Gott gibt und daß Er eine Hilfe in den Nöten ist; sie bleiben aber hier stehen, weil sie nicht wissen, wo sie Ihn suchen sollen und wie sie sich auf Ihn stützen können. Zweifel machen sich zuzeiten bei jedem denkenden Menschen geltend, bis sein Verständnis von Gott fest gegründet ist. Gläubige Zuversicht ist keine natürliche Eigenschaft des menschlichen Gemüts, sie wird aber durch den Sieg über die Furcht, von der alles menschliche Wesen durchdrungen ist, errungen. Vertrauen auf das Unendliche und Ewige ist etwas, was sich ungeachtet materieller Augenscheinlichkeit geltend macht. Es ist etwas, wonach man suchen und worum man beten muß, etwas, was bisweilen geistig erkämpft und stets sorgsam gehütet sein will.

Ehe überzeugende Beweise geliefert werden, zweifeln die meisten Menschen, und viele sind so lange ungläubig, bis sie durch ihre Leiden dazu gezwungen werden, bei dem alles umfassenden göttlichen Gemüt Zuflucht zu suchen. Wie der kleine Fisch, der unbekümmert im Meer umherschwimmt, so sind sich die meisten Menschen der Allumfassenheit des unendlichen Gemüts, des Geistes, des Lebens, in dem sie tatsächlich ihr Dasein haben, nicht bewußt. Solchen Menschen wird im gegenwärtigen Zeitalter die wissenschaftliche Darlegung des Christentums geboten, eine Offenbarung der unwandelbaren Wahrheit über Gott, den Menschen und das Weltall. Mrs. Eddys Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift bietet uns eine Darlegung von des Menschen Beziehung zu Gott, und wer auf Grund dieser Lehre das Einssein seines eignen geistig rechten Denkens mit Gott begreift, empfindet auch dieses Einssein in dem Maße, wie seine Gedanken dieser geistig rechten Norm entsprechen. Sein Wachstum in dieser Richtung hebt früher gehegte Zweifel auf, denn Wissen und Zweifel können nicht nebeneinander bestehen.

Der Fisch, um uns des Bildes weiter zu bedienen, fühlt allmählich die Weite des Meeres; er bewegt sich vertrauensvoll in demselben und glaubt sich in seiner Unermeßlichkeit geborgen. Derjenige, bei dem das geistige Verständnis der Gegenwart Gottes zu dämmern beginnt, und der zu der Erkenntnis gelangt, daß er dieser Gegenwart in dem Maße teilhaftig wird, wie er sein Denken in einem Zustand der Empfänglichkeit für dieselbe erhält, lernt seine Denkfähigkeiten im Gehorsam gegen Gott gebrauchen und erhebt sich dadurch über die Übel menschlichen Ursprungs.

Diese Aufgabe, das Denken in Einklang mit Gott zu bringen, ist im Grunde eine einfache Sache. Man nehme z. B. das Gefühl der Sorge hinsichtlich des Ausgangs persönlicher Angelegenheiten. Selbstsucht oder Meinungsstolz, ja selbst das sogenannte gute Urteil macht einen bestimmten Entwurf, der gut und wünschenswert erscheint. Es mag sogar scheinen, als sei die Verwirklichung dieses Entwurfes das einzig Richtige. Sobald wir aber unser Herz an etwas Bestimmtes hängen, tritt Furcht ein. Kaum hat der Wunsch Gestalt angenommen, so stellt sich auch schon der Gedanke an verschiedene Ereignisse ein, die das Erlangen des Begehrten verhindern könnten. Ein Sorgengedanke folgt dem andern, bis man dem Zweifel verfällt und schließlich ein Opfer der Verzweiflung wird. Selbst die Fähigkeit rechten Strebens wird beeinträchtigt, und die sich hieraus ergebende Verwirrung führt gerade das Mißgeschick herbei, dem man hatte entgehen wollen.

Im Gegensatz hierzu wollen wir nun annehmen, man habe ein wünschenswertes Ziel im Auge. Ist Zuversicht zu Gott sowie das Bestreben vorhanden, das ganze Denken dem göttlichen Walten unterzuordnen, dann läßt sich im eignen Herzen allsobald die Stimme vernehmen: „Den Gegenstand meines Wunsches möchte ich nur verwirklicht sehen, wenn er mit dem höchsten Recht vereinbar ist, und ist dies der Fall, dann kann ich mich darauf verlassen, daß das Walten des Gesetzes Gottes die Sache zur Verwirklichung bringen wird. Eine solche geistige Verfassung gewährt der Furcht keinen Einlaß, denn weder ein vorgefaßter Plan, noch ein Entwurf, noch menschliche Willensäußerung sind hier leitende Faktoren. Man ist mit allem zufrieden, was das Verständnis von Gott einem bringen mag, und es herrscht keine Sorge wegen des bevorstehenden Ausgangs. Die dadurch entstehende geistige Verfassung ist zur Ausarbeitung der sich bietenden Aufgabe weitaus am geeignetsten. Setzt man sein Vertrauen auf einen bestimmten Gegenstand oder Umstand, so führt das nur zu oft zu einem Gefühl der Furcht, was jedoch völlig vermieden wird, wenn es einem gelingt, das Vertrauen auf die Macht des Guten zu setzen und das Rechte siegen zu lassen, ohne ergründen zu wollen, in welcher Weise es siegen wird.

Wer seine Gedanken in solche Bahnen lenkt, versichert sich selber, sobald er einem Plane oder einer Aufgabe gegenübersteht, daß Gott, das göttliche Gemüt, die einzige Macht und Gegenwart ist; daß alles, was dem göttlichen Wesen irgendwie entgegengesetzt ist, keine Macht in sich selbst besitzt und nur solange besteht, als die Sterblichen ihm Macht zuschreiben. Er überzeugt sich sodann durch genaues Prüfen seiner eignen Gedankentätigkeit, sowie durch Berichtigung alles falschen Denkens, daß er dem Übel nirgends Macht beimißt oder einen Wirkungskreis einräumt. Er handelt nicht mit Gott um gewisse Dinge, noch fürchtet er sie zu verlieren, sondern er nimmt eine ruhige mentale Haltung ein, indem er seine Beweggründe und Ziele möglichst rein zu erhalten sucht, in dem Bewußtsein, daß unerschütterliches Vertrauen auf die göttliche Macht dem Guten in höherem Maße zur Herrschaft verhilft, als er selbst vorhersehen kann. Und dies bringt ein Gefühl der Zufriedenheit mit sich. Er sagt nicht: „Dies oder jenes muß sich ereignen”, sondern er hält den Gedanken fest, daß das göttliche Gemüt alles Rechte zur Ausführung bringt und alles Übel aushebt. Er erkennt, daß, wenn er das göttliche Gemüt auf sein Denken einwirken läßt, alle seine Angelegenheiten einer besseren Entwicklung zugeführt werden, als er sie hätte bestimmen können, und zwar ist eine solche Entwicklung stets mit dem höchsten Maß des Guten für die Allgemeinheit verbunden, denn Gottes Gesetz segnet alle.

Es ist gewiß besser, das göttliche Gemüt unser Denken beherrschen zu lassen und uns auf dieses Gemüt hinsichtlich unsres Denkens, unsrer Eingebungen und Ziele zu stützen, als unsre eigenwilligen persönlichen Ansichten zu unsern Führern zu machen. Er, der die Sterne in ihrem Lauf erhält und die Erntezeit immer wiederkehren läßt, kann das Geschick des Menschen weit besser leiten, als der Mensch es selbst kann. So verläßt sich der wahrhaft christlich gesinnte Mensch nicht nur im Gebet auf Gott, sondern er lernt auch, wie er sein Denken von Furcht und Zweifel frei halten kann, denn solche Gedankenzustände müssen aufgehoben werden, weil sie den Glauben schwächen. Es tut uns allen Unterweisung der rechten Art not, damit uns eine höhere Erkenntnis von dem Wesen Gottes sowie das Verständnis zuteil werden möge, warum und wie wir Ihm vertrauen sollen. Und wer fleißig in der Schrift forscht, gelangt nicht nur zu einer klareren Anschauung von Gott, sondern fügt derselben durch Berücksichtigung der von Mrs. Eddy unserm Zeitalter gebrachten wissenschaftlichen Auslegung der Heiligen Schrift die Fähigkeit hinzu, das menschliche Gemüt und dessen verborgene Mittel und Wege zur Untergrabung des Gottvertrauens besser zu erkennen. Dann kann er anfangen, Unglauben und Mißtrauen in vernunftgemäßer Weise aus seinem Denken zu entfernen; und da jegliche Lebensäußerung ein mentaler Vorgang ist, verhilft sein freieres mentales Gesichtsfeld und sein tieferes Gottvertrauen dem Guten in allem, was er unternimmt, zur vollen Entfaltung.

Alle, denen es aus mangelnder Erkenntnis schwierig erscheint, ihre Wege Gott anzuvertrauen, mögen zu ihrem Trost der Worte Jesu im siebenten Kapitel des Johannes gedenken: „Meine Lehre ist nicht mein, sondern des, der mich gesandt hat. So jemand will des Willen tun, der wird innewerden, ob diese Lehre von Gott sei, oder ob Ich von mir selbst rede.” Wir sind wohl bisweilen zu sehr darauf aus, sofort die ganze „Lehre” kennen zu lernen, während doch Seinen Willen tun darin besteht, das Wenige, das wir erfaßt haben, in die Tat umzusetzen. Wenn wir das Ganze des Christentums, der Wahrheit oder des rechten Denkens und Lebens nicht auf einmal zu erfassen vermögen, so können wir doch wenigstens die Wahrheit in dem Maße wie wir sie erkannt haben, durch unser Leben zum Ausdruck bringen, sei dieses Maß groß oder gering; und diese gehorsame mentale Haltung wird uns sicherlich auf die „grüne Aue” und „zum frischen Wasser” führen. Sie wird die hemmenden Bande der Furcht lösen und das Gottvertrauen in uns lebendig werden lassen, bis uns dadurch, daß wir nach Seinem Willen handeln, wenn wir denselben auch anfänglich nur teilweise erkennen, ein klareres geistiges Sehvermögen zuteil wird.

Gott selbst verleiht Vertrauen zum Guten, denn wo das göttliche Gemüt ist, und wo der Mensch göttliche Gedanken widerspiegelt, da herrscht Vertrauen, und Zweifel vermag nicht einzudringen. Wir wollen uns also darum nicht weiter sorgen, ob wir den an uns gestellten Anforderungen hinsichtlich der Erkenntnis und des Gottvertrauens schon jetzt völlig gerecht zu werden vermögen, sondern wollen dem Guten, das wir erkennen, dienen und dasselbe in aller Stille widerspiegeln. Dadurch dringen gottähnliche Elemente herein, während materielle Elemente verdrängt werden, Vertrauen wird hergestellt und Zweifel beseitigt, und wir gelangen so Schritt für Schritt zu der Erkenntnis, daß Gott Dasein hat, damit Er uns erhalte, daß wir Dasein haben, damit wir Ihm gehorchen.

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