Nach Eröffnung der Versammlung durch eine Andachtsübung verlas der zurücktretende Präsident, , C.S.B., die Namen der Beamten für das kommende Jahr: , C.S.B., aus London, England, Präsident; , C.S.B., aus Brookline, Mass., Schriftführer; , C.S.B., aus Brookline, Mass., Kassierer. Hierauf stellte Mr. Knapp seinen Nachfolger vor, wobei er erklärte, ein Mann wie Mr. Dixon, der so regen Anteil an unsrer Sache nehme und so rühmlich bekannt sei, bedürfe bei seinem Auftreten vor dieser kosmopolitischen Versammlung von Christlichen Wissenschaftern keiner weiteren Worte seitens seines Vorgängers. Mr. Dixon hielt sodann folgende Antrittsrede.
Antrittsrede des Präsidenten
Als Präsident der Mutterkirche auf diesem Podium zu stehen, ist ein Vorrecht, das mich mit tiefer Dankbarkeit erfüllt. Diese Kirche steht heute so unerschüttert da wie je zuvor seit ihrer Gründung durch unsre Führerin, was in nicht geringem Maße der Umsicht und Gewissenhaftigkeit des Vorstandes, unterstützt von der Gesinnungstreue der Mitglieder, zuzuschreiben ist. Mrs. Eddy hat uns den wahren Begriff von Gesinnungstreue gegeben. Die Gesinnungstreue der Anhänger dieser Bewegung gilt keiner Person, sondern dem Prinzip; sie äußert sich im unerschütterlichen Gehorsam gegen die Form der Kirchenverwaltung, die in dem Handbuch der Mutterkirche mit solch kluger Vorsorge niedergelegt ist. Genau in dem Maße, wie wir individuell diese Gesinnungstreue und diesen Gehorsam wiederspiegeln, werden wir helfen die Hände derer hochzuhalten, die schwierige und verantwortungsvolle Ämter bekleiden.
In einem bekannten Sprichwort heißt es, die Stärke einer Kette liege in ihrem schwächsten Glied. Aber wie so manches andre Sprichwort, so kann auch dieses die Probe einer metaphysischen Folgerung nicht bestehen. Mrs. Eddys Fähigkeit, die Macht der Wahrheit zu demonstrieren, nicht aber die Unwissenheit ihres schwächsten Gehilfen war es, wodurch die Mutterkirche in den Anfangsjahren ihres Bestehens aufrecht erhalten wurde. Diese Demonstration unsrer Führerin, unterstützt von der treuen Arbeit derer, die am meisten von dem ihnen geoffenbarten Christus geschaut haben, hat uns den Zugang zu den geistigen Kräften eröffnet, vermöge deren unsre Bewegung ihren mächtigen Einfluß ausübt. Je mehr wir dies erfassen, desto mehr erkennen wir die von unsrer Führerin einem jeden ihrer Nachfolger auferlegte Pflicht, bessere Heilungen zu vollbringen. „Das höchste geistige Christentum im individuellen Leben”, schreibt sie im Jahre 1901 in ihrer Botschaft an die Mutterkirche (S. 2), „ist zur Erlangung größerer Kraft in der vollkommenen Wissenschaft des Heilens von allerlei Krankheit unbedingt notwendig.”
Es fehlt mir an Worten, die Majestät und Erhabenheit der christlich-wissenschaftlichen Bewegung so darzustellen, wie ich sie sehe, wenn auch bis jetzt nur „durch einen Spiegel in einem dunkeln Wort”. Diese Bewegung gewinnt in der Tat in der ganzen Welt an Einfluß, „von einem Meer bis ans andre und von dem Strom an bis zu der Welt Ende”. Einige unsrer Lektoren können ihnen interessante Mitteilungen machen über das, was sie von Hongkong bis Melbourne, von der Tafelbai bis zum Goldenen Tor beobachtet haben. Aber auch sie sehen und hören nur die Begebnisse auf den Heerstraßen des Arbeitsfeldes. Vor einiger Zeit erzählte mir ein Mann von den kleinen Versammlungen, in denen die Lektionspredigten gelesen werden, von Buschir bis Karatschi am persischen Meerbusen. Sie sehen also, wir sind bis ganz in die Nähe des Gartens Eden gelangt! Tag für Tag erhalte ich Briefe aus den entlegensten Teilen des britischen Reichs, meistenteils Gesuche um christlich-wissenschaftliche Schriften enthaltend — von den Vorposten Quettas, vom weitentfernten Betschuanenland und von der Goldküste, wo die weißen Menschen nach Zehnen und die schwarzen nach Tausenden zählen. Letzten Sommer sagte mir ein Boer mit einem historischen Namen, am Oranjefluß ansäßig, daß nicht nur die großen Städte in Südafrika, sondern auch die Dörfer und Ansiedelungen förmlich von unsern Schriften überflutet seien.
Während wir nun unser geographisches Perspektiv berichtigen, dürfen wir unsern geistigen Horizont nicht einengen. Ich sagte letztes Jahr an eben dieser Stelle, ein berühmter Staatsmann habe den Begründern von Weltreichen geraten, große Landkarten zu kaufen und nach dem Maßstab von Kontinenten zu denken. Ich fügte hinzu, daß dies in bezug auf die Christlichen Wissenschafter nicht genüge, denn sie müßten lernen, nach dem Maßstab von Hemisphären zu denken. Solches hat jedoch wenig Wert, wenn wir uns nicht zugleich bewußt werden, „daß nicht aus sichtbaren Dingen die Dinge, die man sieht, entstanden sind” (Zürcher Bibel). Die Christlichen Wissenschafter müssen, kurz gesagt, relativ reden, um von den Menschen verstanden zu werden, und absolut denken, um Gott zu verstehen. Der „Christian Science Monitor“ denkt heute in lautem Tone nach dem Maßstab von Hemisphären; aber sein Denken wäre wie „tönend Erz oder eine klingende Schelle”, wenn er bei der Ausübung seines Einflusses nicht die Tatsache vor Augen behielte, daß „alles ... unendliches Gemüt und Seine unendliche Offenbarwerdung” ist (Wissenschaft und Gesundheit. S. 468).
Diese grundlegende Tatsache, diese gute Botschaft ist es, die die Mutterkirche durch ihre Schriften der Welt verkündet. Es wird zuweilen behauptet, die Christliche Wissenschaft kenne kein Missionswerk. Wenn mit dem Ausdruck Missionswerk Bekehrungsversuche durch Überredung gemeint sind, so hat es mit dieser Behauptung seine Richtigkeit. Man kann einen Menschen zum Glauben an eine Meinung oder an ein Dogma überreden, aber eine wissenschaftliche Tatsache muß studiert und verstanden werden. Unsre Schriften unterstützen die Behauptungen der Christlichen Wissenschaft mit unwiderleglichen Folgerungen — also „nicht in vernünftigen Reden menschlicher Weisheit”, wie Paulus sagt, sondern durch klare Begründung und praktische Demonstration. Solche Schriften liefert unsre Verlagsgesellschaft reichlich und in mannigfacher Form. Es ist also kein Grund vorhanden, unechte Schriften zu verbreiten, die dazu dienen sollen, einen kürzeren Weg zum Verständnis der Metaphysik zu bahnen, die aber nur „den Ratschluß verdunkeln mit Worten ohne Verstand”.
Die Verbreitung der Schriften unsrer Verlagsgesellschaft kann das Missionswerk unsrer Bewegung genannt werden, dessen Endzweck es ist, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift allen Menschen an die Hand zu geben. Dieses Werk wird von Dan bis Beer-Seba in wirkungsvoller Weise organisiert. Jedes Glied der Mutterkirche kann an demselben tätig sein, denn in Anbetracht der unersättlichen Nachfrage nach unsern Schriften ist das Angebot, wenn auch sehr reichlich, doch immer noch nicht genügend. Wüßten diejenigen, die in den Städten ohne große Anstrengung unsre Literatur bekommen können, was eine einzige Zeitschrift oder Broschüre für eine Bergbau-Niederlassung in den Anden oder für einen einsamen weißen Menschen in Uganda bedeuten mag, es würde nicht ein einziges Exemplar, das das Verlagshaus verläßt, unbenutzt gelassen werden. Ein jedes würde die Zukunft haben, die, wie ich neulich hörte, ein Exemplar des „Christian Science Monitor“ in Rußland hatte. Nachdem es, wenn ich nicht irre, achtzehnmal von Haus zu Haus gegangen war, begab es sich, obwohl in sehr abgenutztem Zustand, von neuem auf die Reise. Der Gebrauch, den wir von unsrer Literatur machen, bekundet den Grad unsrer Wertschätzung derselben.
Dies sind einige der Verfahrungsarten, denen gemäß die Mitglieder der Mutterkirche dem nacheifern können, was der Apostel Paulus, der die Isthmischen Spiele in Korinth gesehen hatte, uns in bildlicher Darstellung vorhält. Ein jeder, der „den Gedanken beständig auf das Dauernde, das Gute und das Wahre gerichtet” hält (Wissenschaft und Gesundheit, S. 261), kann sich mit derselben Energie und Hingabe auf die Arbeit an unsrer Sache vorbereiten, wie die Griechen sie bei der Vorbereitung auf die Ringkämpfe bewiesen. Wenn er dann in die Arena tritt, um „nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Fürsten und Gewaltigen, nämlich mit den Herrn der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel”, dann bewirken seine Streiche Heilung statt Wunden, Freude statt Leid, Leben statt Tod, denn er wird nicht fechten „als der in die Luft streichet”.
Der darauffolgende Bericht des Kassierers, Mr. Dickey, die verschiedenen Fonds der Kirche betreffend, war von großem Interesse, indem er eine Übersicht über die weitverbreitete Tätigkeit der Mutterkirche gab und einen Kassenbestand aufwies, der die Geldmittel zur weiteren Verbreitung der Wahrheit, wie die Entdeckerin und Begründerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, sie gelehrt hat, in Aussicht stellt. Einige Teile dieses Werkes wurden in dem darauffolgenden Bericht des Schriftführers, Mr. Dittemore, des näheren beleuchtet.
Jahresbericht des Schriftführers der Mutterkirche
Im Handbuch der Mutterkirche hat unsre Führerin nicht nur diese Jahresversammlungen angeordnet, sondern sie hat auch deren Zweck genau bestimmt. „In diesen Versammlungen”, sagt sie, „sollen die Berichte des Kassierers, des Schriftführers und der Komitees entgegengenommen werden.” Da der Schriftführer einer Körperschaft ihr protokollierender Beamter ist, so muß sein Jahresbericht ein Protokoll ihres Wachstums und Fortschritts im zurückgelegten Jahr bilden. Wer nun diese Pflicht der Mutterkirche gegenüber zu erfüllen hat, wird sich bald klar, daß er nicht mehr tun kann als sich einiger der äußeren, sichtbaren Zeichen zu erinnern, welche die Wiederkunft des Christentums Christi und dessen natürlicher und unausbleiblicher Begleiterscheinungen bekunden.
Als organisierte religiöse Bewegung tritt die Kirche Christi, der Scientisten, in das fünfunddreißigste Jahr ihres Bestehens ein. Im Kirchenhandbuch (S. 17) steht zu lesen, daß „im Frühling des Jahres 1879 eine kleine Schar von ernsten Suchern nach Wahrheit”, demütigen und treuen Jüngern Mrs. Eddys, des unsrer Zeit erstandenen Offenbarers des Christentums Christi, unter ihrer erleuchteten Führerschaft eine Kirche gründeten, die das von dem galiläischen Propheten geoffenbarte und demonstrierte wahre Christentum wieder zur Geltung bringen sollte. Diese Kirche stellte sich also die Aufgabe, der kranken und leidenden Menschheit die göttliche Wahrheit zu vermitteln, damit diese Wahrheit als der verheißene Tröster ihre Mission erfülle und so die Prophezeiung des Jesaja in Erfüllung gehe, daß das Land „voll Erkenntnis des Herrn” sein wird, „wie das Wasser das Meer bedeckt.”
Inwieweit nun diese Kirche ihre Mission erfüllt und dadurch die triumphierende Kirche versinnbildlicht, ergibt sich nicht sowohl aus ihrem gewiß sehr befriedigenden numerischen Wachstum und materiellen Gedeihen, als vielmehr aus dem Erfolg der Mitglieder bei ihrem Bestreben, als Empfänger der Lehren und des Beispiels der Begründerin und Leiterin unsrer Bewegung ihre Pflicht gegen Gott zu erfüllen. Es ist zu berichten, daß in dem verflossenen Jahr die Zahl der neuaufgenommenen Mitglieder der Mutterkirche wiederum größer war, als je zuvor seit der Gründung unsrer Konfession. Auch haben die Christlichen Wissenschafter auf dem ganzen Arbeitsfelde offenbar ein klareres Verständnis von der hohen Verantwortung, die sie durch ihren Beitritt zu dieser Kirche auf sich nehmen, sowie von der Notwendigkeit, dazu beizutragen, daß die Norm der Mitgliedschaft gehoben werde. Wenn man einem Applikanten zur Mitgliedschaft verhilft, ehe er über den blinden Glauben an die Christliche Wissenschaft hinaus ist, d. h. ehe er einigermaßen ein demonstrierbares Verständnis von der Christlichen Wissenschaft erlangt hat und sich des Ziels und Zwecks der Begründerin dieser Lehre liebevoll bewußt ist, kann seine Aufnahme weder für ihn noch für die Kirche von Vorteil sein. Keiner, der nicht bewiesen hat, daß er fähig ist, der Ermahnung des Apostels gemäß einer der „lebendigen Steine” in dem „geistlichen Hause” zu sein, das durch unsre Kirche versinnbildlicht wird, sollte zur Mitgliedschaft ermutigt werden.
Es hat sich im verflossenen Jahr durchschnittlich alle dreiundeinhalb Tage eine neue Vereinigung gebildet, im ganzen hundertundzwei, fünf davon in England. Deutschland, die Schweiz, Australien, Neu-Seeland und Portoriko sind ebenfalls vertreten.
Da das Gedeihen der christlich-wissenschaftlichen Bewegung von dem Werk der Heilung und geistigen Erneuerung abhängig ist, so ist der Zuwachs an Menschen, die sich ganz der Ausübung der Christlichen Wissenschaft widmen, sehr beachtenswert. Vor einem Jahr standen im Anhang zum „Christian Science Journal“ die Namen und Adressen von 5193 Personen, die in allen Teilen der Welt ausschließlich das Heilungswerk betrieben. Heute sind es 5394, ein Zuwachs von 201.
Den Berichten zufolge, die beim Schriftführer eingelaufen sind, haben im vergangenen Jahre etwa 850,000 Menschen die Vorträge besucht, die von den Mitgliedern des christlich-wissenschaftlichen Lektoren-Ausschusses gehalten wurden —über 100,000 mehr als im Jahr vorher. Es fanden im verflossenen Jahr zum erstenmal deutsche Vorträge in Deutschland und in der Schweiz statt. Aus den eingelaufenen Berichten ist zu ersehen, daß das Ergebnis dieser Neuerung außerordentlich befriedigend ist.
Seit der vorigen Jahresversammlung ist eine deutsche Übersetzung unsres Lehrbuchs „Science and Health with Key to the Scriptures“, von Mrs. Eddy, herausgegeben worden, mit sehr erfreulichen Resultaten, für Deutschland sowohl wie für die Deutschsprechenden in den Vereinigten Staaten und andern Ländern.
Das Wachstum unsres Verlags fordert einen den gegenwärtigen Bedürfnissen entsprechenden Anbau an das Verlagshaus. Die Kosten sollen zum größten Teil aus dem Fond von $50,000 gedeckt werden, den Mrs. Eddy der Mutterkirche zum eignen Gebrauch vermacht hat. Voraussichtlich werden die Nettoeinnahmen unsres Verlags künftighin genügen, um die Kosten für spätere Anbauten und Verbesserungen zu decken, so daß es also nicht mehr nötig sein wird, das Arbeitsfeld um weitere Beiträge zu diesem Zweck anzugehen.
In der letzten Jahresversammlung wurde berichtet, daß allem Anschein nach Mrs. Eddys testamentarische Verfügungen über ihr Hinterlassenschaft zur Ausführung kommen würden. Mit dankerfülltem Herzen können wir heute mitteilen, daß sich diese Aussage bestätigt hat. Wie den meisten von Ihnen bekannt sein wird, ist schon vor Monaten der Versuch aufgegeben worden, den Wunsch unsrer Führerin zu hintertreiben, daß nach Abzug bestimmter Legate ihr Erbnachlaß „zum Zweck einer wirksameren Förderung und Verbreitung der Religion der Christlichen Wissenschaft”, wie sie sie gelehrt hat, verwandt werden solle. Gegenwärtig sind im Obergericht des Staates New Hampshire die Schlußverhandlungen anhängig, und es bleibt nichts weiter zu bestimmen als die Art und Weise, wie der Testamentsvollstrecker den reinen Erbnachlaß abzugeben hat. Eine Entscheidung dieser formellen Frage steht in Bälde zu erwarten. Jeder Zweifel, ob die Mutterkirche das Recht habe, dieses Vermächtnis in Verwahrung zu nehmen und in der von Mrs. Eddy bestimmten Weise zu verwenden, ist durch eine besondere Verfügung der Legislatur des Staates Massachusetts beseitigt worden. Ferner sei noch besonders darauf hingewiesen, daß der reine Erbnachlaß Mrs. Eddys der Mutterkirche nicht zum eignen Gebrauch zukommt, sondern von ihr zu dem testamentarisch bestimmten Zweck verwandt werden muß, nämlich, wie bereits erwähnt, „zum Zweck einer wirksameren Förderung der Religion der Christlichen Wissenschaft” in der ganzen Welt.
Wir stehen heute auf der Schwelle einer neuen Ära. Annahmen und Glaubenslehren, die den Menschen bisher heilig und teuer waren, erweisen sich als „zerbrochene Rohre”, auf welche sich die Menschheit nicht länger stützen kann. Wie vor alters, so schreit die Welt auch heute aus der Tiefe ihres Elends um Erlösung. Sind wir in der Zeit dieser mentalen Umwälzung bereit, als Christliche Wissenschafter uns die Vorrechte, die Gott uns bietet, zunutze zu machen? Die Hüter des Christentums Christi im apostolischen Zeitalter waren sich der herrlichen Gelegenheiten, die sich ihnen boten, wohl bewußt. Ernstlich und andachtsvoll suchten und fanden sie die höhere Bedeutung und umfassendere Auslegung der Wahrheit, die sie gelehrt worden waren. Dasselbe sollte auch von allen denen gesagt werden können, die sich Christliche Wissenschafter nennen. Wir wollen daher nach einer höheren Auffassung von der wichtigen Aufgabe der Kirche Christi, der Scientisten, streben. Unsre Führerin hat uns bewiesen, daß die Lehren Jesu Christi „nicht theoretisch, sondern praktisch und vollständig” sind (Wissenschaft und Gesundheit, S. 98). Da nun Mrs. Eddys inspirierte Botschaft an die Menschheit, wie sie in ihren Schriften, einschließlich des Kirchenhandbuchs, dargelegt ist, aus der gleichen untrüglichen Quelle kommt, so muß auch sie „praktisch und vollkommen” und untrüglich sein, wenn sie geistig erfaßt und demonstriert wird.
Diese Kirche, die die Aufgabe hat, „das schlafende Verständnis aus materiellen Annahmen zum Erfassen geistiger Ideen und zur Demonstration der göttlichen Wissenschaft” zu erwecken (Wissenschaft und Gesundheit, S. 583), kann nur in dem Maße Fortschritte machen, wie die Christlichen Wissenschafter wahre Klugheit und liebevolle Hingabe an unsre Sache beweisen. Möchten wir doch alle ein immer klareres Verständnis erlangen von der geistigen Bedeutung der Gesetze und Verordnungen, die uns Gott zur Leitung dieser geistig inspirierten, in der Mutterkirche zur Darstellung kommenden Einrichtung gegeben hat. Möchten wir doch stets die hinterlistigen Einflüsterungen erkennen, welche die in der Verkleidung von Wachstum und Fortschritt uns entgegentretenden Übel als gesetzmäßig darzustellen suchen und auf diese Weise das Lebenswerk unsrer Führerin null und nichtig machen wollen. Mrs. Eddy erklärt, die Erfüllung ihrer Hoffnungen beruhe auf der Erlangung eines höheren Verständnisses von ihren Lehren seitens ihrer Schüler. Möge ein jeder von uns durch größere Wachsamkeit und Treue in höherem Maße zur Erfüllung dieser Hoffnung unsrer Führerin beitragen. Unsre Sache ist die Sache Gottes; wenn wir treu sind, können wir die Wahrheit der Worte des Propheten beweisen, daß wir „nicht kommen [sind] zu dem Berge, den man anrühren konnte”, sondern „zu dem Berge Zion, zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem”.
Berichte vom Arbeitsfeld
Eine halbe Stunde wurde den je drei Minuten währenden Berichten vom Arbeitsfelde gewidmet. Aus Hamilton (Ohio) kam eine Dankesäußerung an die Mutterkirche und das ganze Arbeitsfeld für die zur Zeit der Überschwemmung geleistete Hilfe. Dann kamen Berichte aus Concord (New Hampshire), von Erster und Zweiter Kirche in Minneapolis (Minnesota), aus Wilmington (Delaware), Lynn (Massachusetts), Omaha (Nebraska), New York City und einer Küstenstadt Kaliforniens. Einige derselben ließen die wirkungsvolle Arbeit erkennen, die durch die Verbreitung unsrer Schriften und durch die Einführung christlich-wissenschaftlicher Gottesdienste in Strafanstalten und sonstigen Instituten geleistet wird.
Clarence C. Eaton las eine Anzahl Berichte von Kirchen in verschiedenen Teilen des Arbeitsfeldes vor — aus Hartford und New London (Connecticut), Wilmington (Delaware), von Erster, Zweiter und Dritter Kirche in New York City, von Zweiter Kirche in Indianapolis (Indiana), einen gemeinsamen Bericht von den Kirchen in Chicago (die vierundvierzig daselbst stattgefundenen Vorträge wurden von 55,000 Personen besucht); und eine Drahtnachricht von Erster Kirche in Cincinnati (Ohio).
Berichte vom Ausland
Die Berichte Bliß Knapps über seine Vortragsreise um die Welt waren ein Zeugnis für das Wachstum der christlich-wissenschaftlichen Bewegung. Auf dem Dampfer, der nach Honolulu fuhr, kam er dem Schiffsarzt gegenüber zu sitzen. Sie schlössen sich einander an und veranstalteten ein baseball-Spiel, um sich die Zeit zu vertreiben. In Manila besuchten alle, die sich an dem Spiel beteiligt hatten, den Vortrag. Sie wollten hören, was wohl ein baseball-Spieler über die Christliche Wissenschaft zu sagen habe. In Honolulu besuchten siebenhundert Personen den Vortrag. In Yokohama wohnte er der Mittwochabend-Versammlung bei, wo sich einundzwanzig Personen einfanden. In Schanghai fand er eine sehr rührige Genossenschaft von Christlichen Wissenschaftern vor, die Gottesdienste abhielten. In Hongkong waren sie eben mit ihrem Kirchengebäude fertig. Mr. Knapp besuchte den Gottesdienst, und sein Vortrag war gut besucht. Diese Kirche macht sich um die Verbreitung unsrer Schriften sehr verdient. In Manila besuchten vier- bis fünfhundert Personen den Vortrag.
In Neu-Seeland und Australien fand Mr. Knapp an vielen Orten kleine Gruppen von Christlichen Wissenschaftern, die Versammlungen abhalten. Das Wachstum daselbst ist sehr stark. Es gibt da viele nicht organisierte Gruppen, sowie auch regelrecht organisierte Kirchen und Gemeinschaften; überhaupt herrscht dort ein reges Interesse für die Christliche Wissenschaft. In Perth machten zwei Personen eine Reise von fünfhundert Meilen, um Mr. Knapp zu hören, und an andern Orten taten die Leute ihr möglichstes, um ihn zu veranlassen, zu ihnen zu kommen und über diese Lehre zu sprechen. In Auckland und Wellington (Neu-Seeland) und in Hobart (Tasmanien), Adelaide und Perth (Australien) redete Mr. Knapp zu den Christlichen Wissenschaftern. Vorträge hielt er in Christchurch (Neu-Seeland), Brisbane, Sydney, Ballarat und Melbourne (Australien), überall vor großer und aufmerksam lauschender Zuhörerschaft.
Bicknell Young sprach von dem Wachstum der christlich-wissenschaftlichen Bewegung in Schweden. Auch hier, erklärte er, würde die Lehre Mrs. Eddys immer mehr bekannt. Vor einigen Jahren wurden Gottesdienste an verschiedenen Orten eingerichtet, in erster Linie in Stockholm. Vor etwa zwei Jahren richteten die dortigen Christlichen Wissenschafter ein Gesuch an die Regierung um staatliche Anerkennung ihrer Gemeinschaft als einer christlichen Kirche. Sie wurden mit ihrer Bittschrift an ein Kollegium oder eine Synode von Geistlichen der Staatskirche verwiesen, denen auch das Lehrbuch sowie christlich-wissenschaftliche Zeitschriften übergeben wurden. Diese Geistlichen traten während der Dauer eines Jahres alle vierzehn Tage zusammen und verbrachten ihre Zeit, wie den Christlichen Wissenschaftern berichtet wurde, hauptsächlich mit Erörterungen über die Christliche Wissenschaft. Das Ergebnis dieser Konferenzen war ungünstig, denn die Petition wurde zuletzt abgewiesen. Dem Gesetz zufolge stand es jedoch den Christlichen Wissenschaftern frei, sich an ein andres Kollegium zu wenden, das sich ebenfalls aus Geistlichen der Staatskirche zusammensetzt. Die vier Mitglieder desselben kamen zu dem Schluß, daß die Christliche Wissenschaft nicht christlich sei, und die Petition wurde abermals abgewiesen. Doch es bestand noch eine Möglichkeit: die Christlichen Wissenschafter konnten an den König, appellieren. Sie wurden freundlich empfangen und hatten verschiedentlich Unterredungen mit dem Ministerpräsidenten. Ein Herr gab vor ihm sein Heilungszeugnis ab, und der Ministerpräsident machte dem König davon Mitteilung. Ungefähr vierzehn Tage darauf erhielt Mr. Young ein Telegramm, welches lautete: „Gesetzlich anerkannt.”
Oberst William C. Fell sprach über den Fortschritt der Christlichen Wissenschaft im nördlichen England. Er sagte, vor zwölf Jahren hätte man die Christlichen Wissenschafter in diesen Gegenden an den Fingern abzählen können. Heute gibt es dort zwanzig Kirchen und Vereinigungen, während es an vielen Orten noch nicht zur Organisierung gekommen ist. Zur Zeit sind eine ganze Anzahl Kirchen im Bau begriffen. In Leeds ist ein Kirchenbau eben in Angriff genommen worden, dessen Kosten auf fünfzehnhundert Pfund veranschlagt sind. Die christlich-wissenschaftliche Bewegung macht in Yorkshire rasche Fortschritte, und zwar stützt sich der Fortschritt auf das Heilungswerk, das vollbracht wird.
Prof. Hermann S. Hering erzählte von seinen Erfahrungen und von den Eindrücken, die er auf seiner Vortragsreise (er hielt deutsche Vorträge) in Deutschland und in der Schweiz empfing. Er sagte, in diesen Ländern herrsche großes Interesse für die Christliche Wissenschaft. In Berlin waren in der Mittwochabend-Versammlung elfhundert Personen zugegen. Bei seinem ersten Vortrag in Hannover war der Zudrang so groß, daß die Vorräume des Saals dem Publikum zugänglich gemacht werden mußten. Die Zahl der Anwesenden betrug über achtzehnhundert. Als er das Podium betrat, sah er einen Beamten in glänzender Uniform in Begleitung eines Stenographen. Wie er erfuhr, war dies ein Polizeileutnant; auch wurde ihm gesagt, sein ganzer Vortrag würde stenographisch aufgezeichnet werden, und falls seine Ausführungen Gesetzwidriges enthielten, könnte ihm der Polizeileutnant das Wort verbieten und ihn unter Umständen verhaften. Es kam jedoch nicht zu Unterbrechungen; der Vortrag enthielt also nichts Gesetzwidriges, und er gehört nun zum Archiv der Stadt Hannover.
In Braunschweig wird der Christlichen Wissenschaft großes Interesse entgegengebracht. Der Saal war überfüllt, und von den zweitausendfünfhundert Personen mußten viele stehen, in dreifacher Reihe. Ein Professor hatte kurz zuvor in einem Vortrag die Christliche Wissenschaft heftig angegriffen und seinen Studenten geraten, den Amerikaner zu hören, der über die Christliche Wissenschaft sprechen werde; sie würden dann schon sehen, was für eine Irrlehre sie sei. Er forderte sie auf, eine Diskussion zu eröffnen, um sämtlichen Ausführungen des Redners die Wirkung zu benehmen. Die Polizei fürchtete, es könnte zu Ausschreitungen kommen und bat ein Mitglied der Gemeinschaft, den Vorsitz zu übernehmen. Es kamen jedoch keine Störungen vor, vielmehr herrschte gespannte Aufmerksamkeit. Die einzige Störung kam zu Schluß des Vortrags, als das Publikum ganz unerwartet rauschenden Beifall spendete. In Zürich, wo Professor Hering zwei Vorträge hielt, war der Saal beidemal überfüllt, so auch in Stuttgart und in Frankfurt a. M. In Berlin herrschte ein solcher Andrang, daß drei Vorträge nötig waren. Die Zuhörerschaft bekundete großes Interesse, wie denn überhaupt die Deutschen und die Schweizer große Gesinnungstreue an den Tag legen.
John Sidney Braithwaite sprach von der regen Tätigkeit in London. Es wurden im letzten Jahre um die Hälfte mehr Vorträge gehalten als im Jahr zuvor; und doch konnten Scharen von Menschen keinen Zutritt finden. Die Verteilung von Schriften wird in London streng systematisch betrieben. Von überall her wird eine größere Nachfrage nach christlich-wissenschaftlichen Schriften und ein erhöhtes Interesse für dieselben gemeldet. Eine Feuerstation, der ein Abonnement auf den „Christian Science Monitor“ kostenlos zugestellt worden war, ließ die Nummern einbinden. Am wichtigsten aber ist die größere Anerkennung, welche der Christlichen Wissenschaft in jeder Beziehung zuteil wird. Vor etwa einem Jahr wurde im Parlament ein für die Ärzte günstiger, für die Christlichen Wissenschafter aber ungünstiger Gesetzantrag eingebracht. Als er schließlich angenommen wurde, war der Wortlaut derartig abgeändert, daß es den Christlichen Wissenschaftern möglich sein wird, sich erforderlichenfalls die nötige Anerkennung zu verschaffen.
Der letzte Redner war Rev. William P. McKenzie. Er sagte, er wolle über das Gebiet berichten, von dem man noch nichts zu hören bekommen hätte, nämlich über Kanada, auf Grund seiner Beobachtungen während seiner Vortragsreise durch dieses Gebiet. Er tat der Schwierigkeiten Erwähnung, mit denen die Christlichen Wissenschafter zu kämpfen hätten, besonders in Calgary, wo sie heftigen Angriffen ausgesetzt waren. Ferner gedachte er des ermutigenden Ausblicks in Texas und in andern südlichen Staaten, wo er Vortrage gehalten hatte.
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