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Konservativer Radikalismus

Aus der März 1916-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Christus ist mit Recht „ein großer Radikaler” genannt worden. Ebensowahr ist es aber, daß er ein großer Konservativer war. Er trat für Ideen ein, die der Welt einen neuen Begriff von Gott, vom Menschen und vom Leben gaben, ja eine neue Grundlage des Denkens und Handelns, und dadurch beeinflußte er die menschlichen Anschauungen in hohem Maße. Sodann deckte er vieles auf, was an dem bestehenden Kirchentum materialistisch und widersinnig war, und gründete eine neue Form der Religion. Dabei vernichtete er aber nichts Gutes in der menschlichen Vorstellung. Er erklärte, er sei nur gekommen, das Gesetz und die Propheten, an welche sie angeblich glaubten, zu erfüllen. Auch Petrus, Stephanus und Paulus sprachen sich in ihren Reden in anerkennender Weise über die historischen Gestalten und die Ideale aus, welche von ihren Landsleuten in Ehren gehalten wurden. Selbst als Paulus in Athen zu denen redete, die bei den Juden für Heiden galten, begann er seine Darstellung des wahren Gottes mit einigen Worten der Anerkennung, indem er ihnen sagte, er sehe, daß sie sich gar sehr der Gottesverehrung hingäben, wie ein Sprachkundiger die Stelle aus dem Griechischen übertragen hat.

Auch die Christliche Wissenschaft tritt für die Erhaltung alles dessen ein, was gut ist. Sie ist gegenüber dem Irrtum, gegenüber allen Erscheinungsformen des Materialismus äußerst unduldsam, erkennt aber an, daß, wie Johannes sagt, das Licht der Wahrheit bis zu einem gewissen Grade „alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.” und daß dieses Licht nicht ausgelöscht, sondern gepflegt und verstärkt werden muß, bestehe es nun in dem Trieb zu gottesdienstlichen Verrichtungen, in dem Geist der Brüderschaft, in dem höheren Begriff von der Unverletzbarkeit des Lebens, in der Ehrfurcht beim Anblick erhabener Naturerscheinungen, oder in der Liebe für das Schöne in der Natur und in der Kunst.

Obiger Gedanke liegt in dem Ausdruck „die Einheit des Guten,” dem Mrs. Eddy eine hervorragende Bedeutung verliehen hat; d. h. die Einheit des Guten umfaßt die Wertschätzung Verbesserter Vorstellungen. Wenn in der Erleuchtung des menschlichen Bewußtseins stets Fortschritt stattgefunden hat, und wenn Gott der wahre Quell der Wahrheit und Güte und Schönheit ist, dann beruht jedes uneigennützige und edle Streben auf göttlicher Anregung. Die unter Menschen aller Rassen und aller Stufen der Zivilisation zu beobachtende Ehrenbezeigung gegenüber ihrer besonderen Vorstellung vom Quell des Guten, der Ehrlichkeit, des Edelsinns und des aufrichtigen Strebens läßt ein Aufdämmern des Lichtes der Wahrheit erkennen. Wenn wir diese Tatsache erfaßt haben, werden wir bestehende sittliche Werte in höherem Maße zu schätzen wissen. Welch großer Segen wäre doch der Menschheit erwachsen, wenn die Arbeiter auf den Gebieten der inneren wie der äußeren Mission das Evangelium als eine Erfüllung, eine Vervollkommnung all des Guten, das bereits im menschlichen Denken zu Tage getreten ist, erkannt und dargelegt hätten — wenn sie auf den Straßen und an den Zäunen gepredigt hätten: Wir sind gekommen, um euch von dem größeren Segen zu erzählen, der uns geworden ist, wir wollen euer Sehnen nach besseren Dingen zur Blüte bringen.

Wenn wir bedenken, wie in all den verschiedenen Religionen das Bestreben zu erkennen ist, die Wohlfahrt des Mitmenschen zu fördern, dann muß unser höherer Begriff von Liebe uns dazu antreiben, die bestehenden Scheidewände niederreißen zu helfen und die ganze Menschheit in das göttliche Erbarmen einzuschließen, von welchem Johannes sagt: „Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn selig werde.”

Wie Christus Jesus, so lehrt auch die Christliche Wissenschaft, daß das Gute allumfassend und allmächtig ist, daß es bis zu einem gewissen Grade in jeder verbesserten Vorstellung zum Ausdruck kommt, und daß die Erlösung eines jeden Menschen durch die Erkenntnis der beweisbaren, wissenschaftlichen Wahrheit möglich wird, der Wahrheit, die vom Prinzip ausgeht und göttlich ist. Auf Seite 234 von Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy: „Alles, was Weisheit, Wahrheit oder Liebe einflößt — sei es nun Gesang, Predigt oder Wissenschaft — segnet die menschliche Familie mit Brosamen des Trostes von dem Tische Christi, speist die Hungrigen und gibt den Durstigen lebendiges Wasser.” Die Christliche Wissenschaft zerstört nichts, was gut ist; im Gegenteil, sie umfaßt alle guten Dinge.

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