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„Stellet euch nicht dieser Welt gleich”

Aus der März 1916-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Frage, wie man in der Welt sein kann, ohne von der Welt zu sein, hat religiös gesinnten Menschen von jeher große Schwierigkeit bereitet. Man geht wohl kaum zu weit mit der Erklärung, daß der Weg der Weltgeschichte mit dem oft recht schönen Mosaik vereitelter Bemühungen gepflastert ist — Bemühungen, zwei offenbar unvereinbare Gesichtspunkte zu vereinigen. Viele Menschen, die den ernsten Wunsch gehabt haben, ein religiöses Leben zu führen, sind durch den Umstand, daß sie in ihrem Kampf ums Dasein keinen festen Standpunkt finden konnten, zur Verzweiflung gebracht und in die Wüste, ins Irrenhaus und zu allerlei Extremen getrieben worden.

Im Mittelalter, als die Hauptbeschäftigung eines Edelmanns darin bestand, seines Nachbarn Vieh zu rauben und alles, was er nicht wegtragen konnte, zu zerstören, bot das Kloster den nach Gerechtigkeit Dürstenden fast die einzige Zufluchtsstätte. Wir brauchen jedoch nur die Chroniken dieser Anstalten zu lesen, um zu sehen, wie wenig sie dem geistigen Ideal, dem sie ihre Existenz verdankten, gerecht wurden. Die Reformation, deren Bestreben es war, alle Mißstände zu beseitigen, brachte nicht die Lösung des Problems; sie änderte nur dessen Form. Von Hieronymus und dem heiligen Augustin bis zur Zeit Graf Zinzendorfs und der Brüdergemeinde bekämpfte die „Welt” den Versuch, das geistige Ideal in der materiellen Welt aufrecht zu erhalten. Mit dem Dahinscheiden des Gründers einer Religionsbewegung ging auch das Ideal selbst in der allgemeinen materiellen Geistesrichtung unter.

Heute stehen die Christlichen Wissenschafter vor der gleichen Schwierigkeit. Wie können sie in der Welt leben, ohne sich dieser Welt gleichzustellen? Wie müssen sie ausgerüstet sein, um den Kampf zu gewinnen, den die Nachfolger der andern Systeme verloren haben? Um über diesen wie über viele andre Gegenstände Aufschluß zu erlangen, wendet sich der Christliche Wissenschafter an die Bibel, besonders an die Lehren Jesu; und da muß es ihm auffallen, daß der Meister fast gar nichts Bestimmtes über die Trennung von der Welt gesagt hat. Wohl die einzige Ausnahme bilden die Worte im siebzehnten Kapitel des Johannes-Evangeliums: „Ich bitte nicht, daß du sie von der Welt nehmest, sondern daß du sie bewahrest vor dem Übel.” Und doch ist aus den Bedingungen, die Jesus an diejenigen stellte, die seine Jünger sein wollten, klar ersichtlich, daß er nichts Geringeres als vollständige Selbstverleugnung gegenüber der Welt verlangte. Obgleich er aber zur Erwerbung des Eintrittsrechtes in sein Reich die größten Anforderungen stellte, so lebte er doch wie andre Menschen. Er nahm an ihren Festen und Mahlzeiten teil, wohnte in ihren Häusern, sprach mit ihnen und besuchte ihre Synagogen — kurz, er war einer der Ihrigen.

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