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„Des Christen Lebensodem”

Aus der Mai 1916-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Nirgends findet sich eine bestimmtere Widerlegung der vielfach geäußerten Behauptung, daß die Christlichen Wissenschafter nicht beteten, als auf Seite 133 von „Miscellaneous Writings,“ wo Mrs. Eddy in einem Brief an einen Herrn, der die Christlichen Wissenschafter angegriffen und unsre Führerin „die gebetlose Mrs. Eddy” genannt hatte, die Aussagen dieses Beurteilers als falsch zurückwies und ihren Nachfolgern die Versicherung gab, daß sie täglich in Gebets- gemeinschaft mit Gott stehe. „Dreimal täglich,” schreibt sie, „ziehe ich mich zurück, um für die Kranken und Bekümmerten den Segen Gottes zu erflehen, das Antlitz nach dem Jerusalem der Wahrheit und Liebe gerichtet, in stillem Gebet zu dem Vater, ‚der in das Verborgene siehet,‘ mit dem kindlichen Vertrauen, daß Er es vergelten wird ‚öffentlich.‘ Inmitten der drückenden Sorgen und schweren Arbeit wende ich mich fortwährend um Führung an die göttliche Liebe, und finde Ruhe.”

Zum weiteren Beleg dafür, daß die Christlichen Wissenschafter keine gebetlosen Menschen sind, diene Artikel VIII, Abschnitt 4 unsres Kirchenhandbuchs, wo unsre Führerin uns ein Gebet zum täglichen Gebrauch vorschreibt. Wir lesen da: „Es ist die Pflicht eines jeden Mitglieds dieser Kirche, täglich zu beten: ‚Dein Reich komme;‘ laß die Herrschaft der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe in mir aufgerichtet werden und alle Sünde aus mir entfernen; und möge Dein Wort die Liebe der ganzen Menschheit bereichern und sie beherrschen!” Und im ersten Abschnitt des gleichen Artikels ermahnt sie zu täglichem Wachen und Beten, „um von allem Übel erlöst zu werden.” Sodann erwähnt sie in Wissenschaft und Gesundheit aus Seite 442, Zeile 35–37, einen sehr wichtigen Gebetsgegenstand, über den sie dann im Kirchenhandbuch, Artikel VIII, Abschnitt 6, weitere eindringliche Worte redet. Das Kapitel über das Gebet in Wissenschaft und Gesundheit ist eins der herrlichsten und für Anfänger wohl das ansprechendste im ganzen Buch. Es weist fortwährend auf die biblische Ermahnung hin: „Betet ohne Unterlaß,” und am Schluß findet sich jene herrliche geistige Auslegung des Gebets des Herrn, die schon so manchem traurigen Herzen Trost und Heilung gebracht hat.

Wer in Mrs. Eddys Schriften die vielen Stellen über das Beten nachschlägt, muß zu der Überzeugung kommen, daß das Gebet für sie „des Christen Lebensodem” war, wie ein Dichter es nennt. In ihrer Botschaft von 1901 an Die Mutter-Kirche schreibt sie auf Seite 19: „Ich weiß, daß das Gebet den Suchenden der göttlichen Liebe näher bringt;” und auf Seite 28: „Nur dadurch, daß wir um das Himmelreich In uns und auf Erden beten, es erwarten und es herbeiführen helfen, betreten wir den geraden und schmalen Weg, von dem der Meister sagt: ‚Wenige sind ihrer, die ihn finden‘.”

Viele wohlmeinende Christen (und darunter auch manche Christliche Wissenschafter) meinen, neben den Pflichten des Alltagslebens und den vielerlei weltlichen Vergnügungen keine Zeit fürs tägliche Gebet übrig zu haben, und es kommt bei ihnen höchstens zu einem oberflächlichen Hersagen von Worten, denen der Geist des selbstlosen, aufwärts gerichteten Verlangens und Strebens fehlt und die daher nichts weiter sind als „ein tönend Erz oder eine klingende Schelle.”

Unser Meister sagte nicht, das Reich Gottes würde uns dann zufallen, wenn wir zuerst nach allen andern Dingen getrachtet hätten, sondern, wir sollten „am ersten” nach dem Reich Gottes trachten, und als Ergebnis dieses selbstlosen Trachtens würde unsern Bedürfnissen abgeholfen werden. Das Gebet des Christlichen Wissenschafters besteht in diesem selbstlosen Trachten nach dem Reich Gottes, und nicht in dem Wunsch, etwas Materielles zu gewinnen, noch in den pharisäischen Worten: „Ich danke dir Gott, daß ich nicht bin wie andre Leute.”

Das erste Kapitel von Wissenschaft und Gesundheit beginnt mit den Worten: „Das Gebet, das die Sünder umwandelt und die Kranken heilt, ist ein absoluter Glaube, daß bei Gott alle Dinge möglich sind — ein geistiges Verständnis vom Ihm, eine selbstlose Liebe.” Diese Worte beschreiben genau das Gebet der Christlichen Wissenschaft. Dem Beispiel Mrs. Eddys, dreimal täglich um den göttlichen Segen für die ganze Menschheit zu bitten, können wir alle folgen. Wenn unsre Gebete aufrichtig und uneigennützig sind, so dürfen wir gewiß sein, daß sie Erhörung finden. Unser Denken und Streben wird durch das Gebet geläutert, und wir erlangen die Erkenntnis, daß Gottes Wille auf Erden wie im Himmel geschieht, und daß Gott unser Helfer, Führer und Freund ist.

Wer will behaupten, er habe keine Zeit zu solch inniger Gemeinschaft mit dem Vater? Wenn wir das Gebet zur Hauptaufgabe des Tages machen, lernen wir das Reich Gottes „inwendig in [uns]” erkennen; es wird uns offenbar, daß Gott nicht eine weitentfernte Begriffsbildung ist, sondern der allmächtige, allweise, allgegenwärtige Schöpfer und Erhalter aller Dinge — derselbe „gestern und heute und ... in Ewigkeit.”

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