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Immerwährende Freude

Aus der Mai 1916-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Weg zur Arbeit führte mich täglich über einen kleinen Fluß, der an und für sich nichts weniger als interessant war. Auf beiden Seiten seines Laufes erstreckten sich Flächen von Sumpfland, die mit dem Schutt und Abfall der nahegelegenen Stadt ausgefüllt wurden, was keineswegs zur Verschönerung der Gegend beitrug. „Kaum ein Ort, der eine gehobene Stimmung hervorrufen könnte,” wird der Leser sagen. Aber Morgen für Morgen konnte ich auf einem niedrigen Baum ein Graukehlchen beobachten, das so lustig und begeistert drauf los sang, daß es schien, als wolle sein Kröpfchen zerspringen. Jeden Morgen der gleiche Baum, das gleiche Lied, das gleiche Nichtbeachten der Umgebung.

Unwillkürlich drängte sich mir der Vergleich auf zwischen diesem Bild und dem Gedanken, welcher so oft gehegt und ausgesprochen wird — daß einerseits eine angenehme äußere Umgebung zum Glück und zur Erzielung der höchsten Leistungen notwendig sei, und daß andrerseits eine unangenehme oder ungünstige Umgebung nur einen nachteiligen Einfluß ausüben könne. Ein wenig Nachdenken läßt erkennen, wie fruchtlos es ist, solchen Gründen des sterblichen Gemüts Gehör zu schenken. Um sie zu widerlegen, brauchen wir uns nur an die Lehren der Bibel und der Christlichen Wissenschaft zu wenden. Der Meister wartete mit seinen Heilungswerken nicht, bis die Umstände günstiger waren. Im Gegenteil, er war stets bemüht, seinen Nachfolgern klar zu machen, daß „das Reich Gottes ... inwendig in euch” ist. Das sterbliche Gemüt behauptet das Gegenteil, und nur allzuoft lernt man erst durch Erfahrung das Unvermögen der Materie erkennen, auch nur das Geringste zu unserm Glück beizutragen. Früher oder später müssen wir alle einsehen lernen, daß wahres Glück von innen kommt, daß es durch eine materielle Umgebung weder erhöht noch verringert werden kann, und daß wir es uns in dem Maße aneignen, wie wir Gott als den Urheber alles Guten anerkennen.

Das sterbliche Gemüt ist stets zur Hand, um die Anerkennung seiner eignen grundlosen Behauptungen zu befürworten, und nirgends ist es so notwendig, beständig auf der Hut zu sein, wie in den sogenannten „Kleinigkeiten,” aus denen das tägliche Leben zusammengesetzt ist. Es ist leicht, unharmonische Zustände als außerhalb des eignen Bewußtseins bestehend zu sehen, und scheinbar so schwer, die einfache Wahrheit zu erkennen, daß solche Zustände ebensowenig Wesenheit besitzen als eine Fata Morgana, welche den Wanderer in der Wüste mit der Vorspiegelung eines Sees oder einer Oase täuscht. Es ist so leicht, Pflichten als Bürden anstatt als Vergnügen anzusehen und den Blick sehnsüchtig auf wünschenswerte Zustände zu richten, die wir uns in den angenehmsten Farben ausgemalt haben; so leicht, sich einzureden, daß der Mangel an passendem Anschluß an andre Wissenschafter schuld sei an dem langsamen Fortschritt im Verständnis der Wahrheit und an der Unfähigkeit, die eignen Probleme zu lösen. Unzählige andre Einflüsterungen des sterblichen Gemüts trachten danach, uns zu überlisten. Wenn sie uns von außen nichts anhaben können, so versuchen sie, die Festung von innen zu Falle zu bringen, indem sie die verzehrenden Feuer der Entmutigung entfachen.

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