Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Die Werke des Teufels

Aus der Mai 1916-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In der ersten Epistel des Johannes lesen wir: „Wer Sünde tut, der ist vom Teufel; denn der Teufel sündiget von Anfang. Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, daß er die Werke des Teufels zerstöre.” Jesus selbst nannte die sündigen Menschen Kinder des Teufels. Es ist interessant, daß in diesen Aussprüchen das Böse nicht als im Menschen liegend betrachtet wird, sondern als vom Teufel kommend, als ein falscher Anspruch, also etwas, was die Menschheit annimmt. Die Sterblichen haben von alters her an die Macht des Bösen geglaubt, an eine Macht, die den Menschen zu besitzen versucht und ihn dann der Qual überliefert. Berechtigen uns nun die Aussprüche des Meisters über den Teufel zu der Annahme, daß er wirklich an eine böse Macht geglaubt hat, und daß er als Bote Gottes kam, diese Macht als etwas Wirkliches zu zerstören? Gewiß nicht! Die Lehren des Meisters stützen sich ganz und gar auf die Allmacht Gottes, geben also keine andre Macht zu.

Jesus sprach öfters vom Teufel, und bei einer Gelegenheit sagte er, der Teufel sei „nicht bestanden in der Wahrheit,” denn die Wahrheit sei „nicht in ihm.” Wenn nun in der Macht des Bösen keine Wahrheit ist, so ist sie auch nicht wirklich, denn Wahrheit und Wirklichkeit sind identisch. Jesus entlarvte somit den Teufel und erklärte, daß Lügen von Lügen, Illusionen von Illusionen herstammen. Aber er rechnete trotzdem mit der scheinbaren Wirksamkeit der Lüge, denn er wußte, daß jede Illusion für uns wirklich ist, solange wir sie für etwas Wirkliches halten, und daß die Wahrheit erkannt werden muß, bevor wir die Illusion loswerden können. Er forderte nicht zu einen: Kampf gegen das Böse auf, sondern erklärte: „Die Wahrheit wird euch freimachen.”

Jesus bewies seine Lehre durch seine Werke. Seine Erkenntnis der Wahrheit genügte, die Tätigkeit des Bösen vollkommen lahm zu legen, ihre Folgen augenblicklich aufzuheben. Und uns sagt er, daß wir das auch tun können, wenn wir die Wahrheit von ihm annehmen, sie gebrauchen wie er. Die Christliche Wissenschaft rechnet auf Jesu Weise mit dem Bösen, d. h. sie lehrt, daß das Böse eine Lüge, eine Illusion ist, von der wir uns frei machen können. Jesus lehrte die Unwirklichkeit des Bösen, und diese Lehre verstand und lehrte auch Mrs. Eddy, wodurch sie der Menschheit wiederum die wunderbare Botschaft Jesu brachte, die Botschaft, daß wir Freiheit erlangen können und werden, und daß die Wahrheit uns frei machen wird.

Zu Jesu Zeiten personifizierte man das Böse und nannte es Teufel, Widersacher, Verkläger, Versucher. Heutzutage tun wir das nicht mehr. Aber wundern kann man sich nicht über die damalige Personifizierung, denn die Tätigkeit des Bösen ist ganz wie die Tätigkeit einer Persönlichkeit, weil es durch das sterbliche Gemüt Resultate erzielt. Es ist nur zu oft, als stände der Versucher neben uns und spräche ganz deutlich mit uns. Jesus sagte von dem guten Hirten: „Demselbigen tut der Türhüter auf, und die Schafe hören seine Stimme.” Diese Stimme ist es, auf die wir horchen müssen.

Mrs. Eddy spricht in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (S. 211) von den stillen Argumenten des tierischen Magnetismus, mit denen er „sein Opfer verführt,” indem er es verleitet, Dinge zu tun, die seiner Natur durchaus fremd sind, so daß es seine Individualität aus den Augen verliert. Sie vergleicht den Zustand, der durch diesen geheimen Einfluß entsteht, mit Trunkenheit. Sodann weist sie darauf hin, daß wir wach sein müssen, denn wenn wir die geheime Tätigkeit des tierischen Magnetismus nicht durchschauen, halten wir dessen Suggestionen für unsre eignen Gedanken und lassen uns in die falsche Richtung treiben, ohne es zu wissen. Selbst den Meister erreichten diese Suggestionen des sterblichen Gemüts und versuchten ihn zu hypnotisieren mit der Behauptung, daß Leben materiell sei und daß es eine Macht neben Gott gebe. Jesus widerlegte die Begründungen des Teufels und gebot ihm zuletzt: „Heb dich weg von mir!” und zwar sprach er mit solchem Verständnis und solcher Entschiedenheit, daß die Suggestionen nicht mehr an ihn herankonnten.

Jesus lehrte, daß es nur eine Lebensquelle gibt und daß diese geistig ist — der Vater. Also besteht der Mensch nicht ohne den Vater, er kann nichts denken, nichts tun, als was der Vater denkt und tut. Daraus ergibt sich, daß der Mensch das Bewußtsein Gottes wiederspiegelt, daß Gottes Gedanken beständig im Menschen und durch den Menschen zum Ausdruck kommen. Der Mensch ist kein selbständiger Denker, er kann keine Geistestätigkeit erzeugen, keine Wahrheit schaffen, spiegelt aber die Gedanken der Wahrheit wieder. Könnte der Mensch unwahre Gedanken hegen, so wäre er in einem Zustand der Täuschung, von dem Mrs. Eddy sagt: „Das sterbliche Dasein ist ein Traum; das sterbliche Dasein hat keine wirkliche Wesenheit” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 250). In diesem Traum erscheint die Wahrheit umgekehrt, und böse Gedanken scheinen uns ohne unser Zutun zu erreichen, wie die Gedanken Gottes dem Menschen ohne dessen Zutun zuteil werden. Als Jesus den Teufel zurückgewiesen hatte, traten Engel zu ihm und dieneten ihm. Das waren die Gedanken Gottes, die ihn ganz natürlich erreichten, sobald die Suggestionen des Bösen zum Schweigen gebracht worden waren.

Johannes sagt: „Im Anfang war das Wort.” Das „Wort” ist der ausgedrückte Gedanke. Und im weiteren lesen wir: „Und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. ... Alle Dinge sind durch dasselbige gemacht, und ohne dasselbige ist nichts gemacht, was gemacht ist.” Man könnte dies so ausdrücken: Das Bewußtsein, die mentale Tätigkeit, war bei Gott, und das Bewußtsein war Gott. Alles was besteht, ist aus diesem Bewußtsein hervorgegangen. Das Weltall ist daher kein materielles Gebäude, welches das göttliche Gemüt vorfand oder welches es schuf und gebrauchte. Der Mensch ist keine materielle, fein organisierte Maschine, in der eine Seele eine Zeitlang wohnen darf. Das vollkommene Universum und der vollkommene Mensch können nur das Resultat einer vollkommenen, absolut harmonischen Tätigkeit des göttlichen Gemüts sein. Dieses vollkommene Universal-Gemüt kommt also in der unaufhörlichen Schöpfung eines von unendlichen Ideen erfüllten Weltalls zum Ausdruck. „Alles wirklich Bestehende ist das göttliche Gemüt und seine Idee, und in diesem Gemüt wird das ganze Sein als harmonisch und ewig erfunden” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 151). Der Mensch als Gottes Ebenbild spiegelt das göttliche Bewußtsein wieder. Wenn der Mensch richtig denkt, so tritt dadurch für ihn das Universum in die Erscheinung, wie Gott es sieht, und er sieht sich selbst als Gottes Ebenbild. Dies ist der Himmel, das vollkommene Bewußtsein, das Sichbewußtwerden der Vollkommenheit oder Wirklichkeit.

In dem Traumzustand, in dem wir uns befinden, horchen wir aus böse Suggestionen und kommen dadurch in einen Bewußtseinszustand der Disharmonie, und dieses unharmonische Bewußtsein, diese falsche mentale Tätigkeit schafft sich eine Welt, die böse, unharmonisch und unvollkommen ist und nicht unabhängig von dem Bewußtsein besteht, welches es erbaut hat. Das ist die Welt, die Jesus überwunden und dadurch als unwirklich bewiesen hat.

Jesus kam, um die Sinnengebilde zu zerstören, die uns das Böse fortwährend suggeriert. Die Sterblichen haben es mit einer Existenzfälschung zu tun. Die physische Welt, wie sie sich einem jeden Sterblichen darstellt, ist das Ergebnis seines eignen Denkens. Der Mensch ist nicht der Urheber dieses Denkens, sondern der menschliche Sinn ist das Opfer der falschen Vorstellungen, die einen mesmerischen Einfluß ausüben. Wir treten unter dem täuschenden Einfluß des Irrtums auf diese Bewußtseinsstufe, denn die materielle Geburt ist nichts weiter als das Resultat der allgemein geglaubten Lüge, daß die Materie der Träger des Lebens sei.

Wenn wir erwacht sind und die Wahrheit des Seins erkannt haben, werden wir nicht länger falsche Vorstellungen für wahr halten. Die Wahrheit hypnotisiert uns nicht, sondern es liegt in ihrem Wesen, uns zu regieren. Wer beispielsweise eine mathematische Wahrheit annimmt, ist nicht hypnotisiert, sondern er hat in gewisser Richtung Freiheit und Herrschaft erlangt, wohingegen einer, der an einen Irrtum glaubt, dessen Sklave wird und irgendwelcher Erscheinungsform des menschlichen Willens zum Opfer fallen kann. „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen,” sagte der Meister, und mit diesen Worten wies er uns die einzig richtige Art, wie man das Wahre vom Falschen unterscheiden kann. Das, was uns harmonisch, frei und glücklich macht, kann nicht die Frucht von Falschheit, Unwahrheit und Schlechtigkeit sein, sondern ist sicherlich das Erzeugnis des Guten, des Wahren — dessen, mit dem unser wahres Wesen übereinstimmt.

Weil die Welt, in der wir leben, das Resultat unsres Denkens, unsres Bewußtseins ist, sagte Jesus: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.” „Trachtet am ersten” heißt eigentlich, trachtet einzig und allein — laßt es euer einziges Ziel sein. Unsre einzige Aufgabe ist also, in das Bewußtsein der Wahrheit einzutreten; dann sind wir im Reiche Gottes, nach welchem uns alle so ernstlich verlangt. Wir können uns nicht plötzlich frei machen von den falschen Suggestionen, aber durch die Christliche Wissenschaft wissen wir, daß das menschliche Leben für uns schöner und harmonischer wird, je mehr wir göttlich denken lernen.

Mrs. Eddy schreibt: „Das physische Weltall bringt die bewußten und unbewußten Gedanken der Sterblichen zum Ausdruck” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 484). Wir denken entweder Gedanken der Wahrheit oder Gedanken der Unwahrheit, und letztere erreichen uns nicht bloß indirekt durch andre Menschen, sondern auch direkt als Suggestionen des Bösen, des falschen materiellen Sinnes, die wir energisch abweisen müssen. Wir müssen einsehen lernen, daß Suggestionen an und für sich nicht die geringste Macht haben. Nur wenn wir sie annehmen, können sie uns beeinflussen; in keiner andern Weise kann der Irrtum seine scheinbare Macht geltend machen. Eine Suggestion, die wir abgewiesen haben, hat ihre Macht über uns verloren.

Kommt uns z. B. die Suggestion, daß wir der Ansteckungsgefahr oder einer Erkältung ausgesetzt sind, so werden wir nicht krank werden, wenn wir uns weigern, die Suggestion in unser Bewußtsein eindringen und ihr böses Werk treiben zu lassen. Wenn wir uns vergegenwärtigen, daß Gott allein herrscht, und daß unter der göttlichen Herrschaft das Leben harmonisch ist, dann sind die Anschläge des Irrtums umsonst.

Ebenso verhält es sich, wenn uns das Böse einflüstert, es gäbe viele schlechte Menschen in der Welt, Menschen, die uns schaden wollen, wir hätten Feinde, usw. Nehmen wir diese Suggestionen in uns auf und lassen wir uns von ihnen erschrecken, so treten uns sicher über kurz oder lang Menschen entgegen, die so handeln, wie es uns der Irrtum gesagt hat. Weisen wir die Suggestionen aber ab, und erkennen wir den Schutz und die Führung der göttlichen Liebe, dann machen wir die Erfahrung, daß solche, die sich feindselig gegen uns benommen haben, nun freundlich gegen uns sind. Die Person, die uns als Feind entgegentrat, war eben nichts als ein falscher Begriff vom Menschen, ein vom sterblichen Gemüt dargebotenes Bild, das uns als wirklich erschien und ein Teil unsrer Erfahrung wurde, weil wir die Lüge glaubten, die unserm Bewußtsein eine falsche Persönlichkeit darstellte. Und wiederum hören wir die gute Botschaft: „Und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen.” Darüber freuen wir uns und preisen Gott. Das Himmelreich ist offen für uns. Kant sagt: „Die andre Welt ist nicht ein andrer Ort, sondern nur eine andre Anschauung.” Wir müssen materielle Anschauungen aufgeben und geistige Erkenntnis erlangen. Das Wunderbarste an der ganzen Sache ist, daß jetzt die Zeit ist; daß das wahre Leben sich uns in dem Maße auftut, wie wir die Wirklichkeit, die göttliche Wahrheit erkennen. Johannes sah bereits auf dieser Daseinsstufe „einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde verging.” Der Meister sagte: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch.” Wir dürfen nicht erwarten, in eine harmonische Außenwelt verpflanzt zu werden und durch die Vervollkommnung dieser äußeren Welt harmonisch und glücklich zu werden, sondern es muß uns klar werden, daß die Außenwelt das Resultat unsres Bewußtseinszustandes ist, der durch das Erscheinen des Christus, der Wahrheit, berichtigt werden muß. Wenn wir denken wie Gott denkt, vollkommen sind, wie Er vollkommen ist, werden die Werke des Teufels aus ihr ursprüngliches Nichts zurückgeführt, und dann sind wir im Himmel, im Reich Gottes.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Mai 1916

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.