Anfänger im Studium der Christlichen Wissenschaft haben oft einen etwas unklaren Begriff von der wahren Aufgabe eines christlich-wissenschaftlichen Praktikers. Die alten Ansichten über die Arzneimittellehre und die Ärzte bieten keinen Ausgangspunkt zur richtigen Beurteilung des Metaphysikers und seiner Arbeit, denn medizinische Theorien und Verfahrungsarten stellen sich bei der Heilung und Verhütung von Krankheit offen auf die Seite der Materie. Dem Gemüt schenken sie keine Achtung, außer insoweit es ihnen vom Körper abhängig zu sein scheint. Die Metaphysik nun, mit der Lehre Jesu übereinstimmend, sorgt nicht für den Körper, sondern befaßt sich mit dem Gemütszustand, der die Krankheit erzeugt, und wendet sich um Verhütung sowohl wie um Heilung an das göttliche Gemüt. Dem gegenüber ist die Arzneimittellehre ausgesprochen irreligiös, denn ihre Ausübung verlangt keine christlichen Eigenschaften.
Sowohl der Ausgangspunkt als die Verfahrungsart dieser beiden Systeme ist grundverschieden. Während der Mediziner mit der scheinbaren Wiederherstellung des normalen Zustandes des Körpers zufrieden ist und es dabei bewenden läßt, erblickt derjenige, der sich der metaphysischen Methode bedient, im Gesunden des Körpers das Ergebnis eines mentalen Wechsels. Er sucht jene sittliche Besserung herbeizuführen, ohne die es keinen wahren metaphysischen Erfolg gibt. Daraus ist ersichtlich, daß keine Verwandtschaft besteht zwischen dem Praktiker der Christlichen Wissenschaft und dem Mediziner, und es dürfte deshalb für den Anfänger im Studium der Christlichen Wissenschaft von Nutzen sein, ihm die Tätigkeit des Praktikers, sein Verhältnis zum Patienten und des Patienten Verhältnis zu ihm in etwas auseinanderzusetzen.
Im sechzehnten Kapitel der Apostelgeschichte lesen wir von einem bemerkenswerten Vorfall während der Amtstätigkeit des Apostels Paulus. Es heißt da: „Paulus erschien ein Gesicht bei der Nacht; das war ein Mann aus Mazedonien, der stund und bat ihn und sprach: Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!” Paulus gehorchte diesem Ruf sofort, denn er war „gewiß, daß [ihn] der Herr dahin berufen hätte.” Er ging hin, erfüllte seine Aufgabe als Helfer und hinterließ unverwischbare Spuren christlichen Heilens von Sünde, Krankheit und Tod. Gerade wie damals ist auch heute der mazedonische Hilferuf aus dem Chaos des menschlichen Lebens zu vernehmen. In den Worten des Dichters:
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