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Das göttliche Gegenmittel

Aus der Januar 1917-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In der Chemie wird gelehrt, daß es unter den Elementen solche gibt, die gegenteilige Eigenschaften besitzen und gegenteilige Wirkungen erzeugen; ferner, daß manche dieser Elemente, wie z. B. die Säuren und Alkalien, bei der Analyse oft zum Zweck der gegenseitigen Neutralisierung angewendet werden. Die Medizin macht umfangreichen Gebrauch von dieser Erscheinung. Es werden gewisse Mittel verabfolgt, um einem gegenteiligen Stoff, der sich im menschlichen Körper befinden soll, entgegenzuwirken. Mit andern Worten, eine Art Materie wird angewendet, um eine andre Art zu verwandeln oder zu zerstören.

Es ist klar, daß die Materie als solche, unabhängig von der Denktätigkeit, keine ursächliche Kraft besitzen kann, denn alle Tätigkeit gründet sich auf die Wirksamkeit irgendeines Gesetzes; und damit ein Gesetz wirksam sei, bedarf es des Geistes oder des Denkens. Daher ist die Wirkung, die wir bei den materiellen Elementen beobachten, in erster Linie auf die Tätigkeit mentaler Kräfte zurückzuführen. Könnten wir den mentalen Vorgang, durch den die Materie diese Eigenschaften erhält, feststellen und analysieren, so wäre es möglich, die Wirkung ohne die Hilfe des materiellen Elementes zu erzeugen. Es ist eine anerkannte Tatsache, daß gewisse materielle Wirkungen ohne den Einfluß der Materie hervorgerufen werden können, also gänzlich auf mentalem Wege. So geben z. B. die Ärzte zu, daß Zorn und große Erregung eine giftige Säure erzeugen. Wie sonderbar, daß man dieser giftigen Säure, die doch auf mentalem Wege verursacht worden ist, durch die Verabfolgung eines materiellen Alkalis entgegenzuwirken sucht! Und doch ist dies das Verfahren in der medizinischen Praxis.

Wenn auch die Säure im Magen durch ein materielles Mittel neutralisiert worden ist, so bleibt doch der mentale Zustand, der sie erzeugt hat, unverändert oder unbeseitigt, und es ist klar, daß das Übel nicht geheilt ist. Die mentale Ursache muß behandelt werden. Nun entsteht die Frage: Welcher Medizin bedarf es, um üble Laune zu heilen: einer Säure oder eines Alkalis? Es liegt auf der Hand, daß ein mentales und nicht ein materielles Gegenmittel notwendig ist, um eine kranke Mentalität in Ordnung zu bringen. Weil die Christliche Wissenschaft das richtige Gegenmittel liefert, hat sie sich in der Behandlung physischer Übel und Disharmonien jeder Art als allen andern Verfahrungsarten überlegen erwiesen. Sie lehrt, daß der störende Faktor mental ist, nicht nur in einigen Fällen, sondern in allen. Daher wendet sie mentale oder geistige Mittel an. Unser Meister wußte, daß es für jedes menschliche Übel ein geistiges Heilmittel gibt; darum sagte er: „Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: in meinem Namen werden sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden, Schlangen vertreiben; und so sie etwas Tödliches trinken, wird’s ihnen nicht schaden; auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird’s besser mit ihnen werden.”

Hier entsteht nun die Frage: Welches Gemüt ist an dem Übel schuld, und soll man sich wegen Heilung an das Gemüt wenden, welches das Übel verursacht hat? Mit andern Worten, sollen wir das Gegenmittel in der Ursache der Disharmonie suchen? Tun wir das, so wenden wir entweder das bereits erwähnte Verfahren an, nämlich das Heilen mentaler Wirkungen durch materielle Mittel; oder es bleibt uns das noch schlimmere Mittel übrig, eine schlechte Neigung dadurch zu beschwichtigen, daß man sie befriedigt, nach dem Grundsatz der homöopathischen Schule: Similia similibus curantur. Wenn z. B. jemand zornig ist, so möchte das sterbliche Gemüt ihn dadurch beschwichtigen, daß es seinem Zorn und seiner Neigung zur Rache freien Lauf läßt. Ist jemand habgierig, so gibt man ihm, wonach er verlangt, wenn auch auf Kosten seines Nächsten. Ist jemand ehrsüchtig und geizig, so läßt man ihm Reichtum und Ruhm zuteil werden. Die Erfahrung zeigt jedoch, daß sich der gestörte gedankliche Zustand durch solche Verfahrungsarten nicht bessert sondern nur verschlimmert.

Das Heilmittel liegt weder in diesen noch in andern Verfahren, die das sterbliche Gemüt zur Grundlage haben; denn dieses enthält nichts, womit die Krankheit besiegt werden könnte. Mit andern Worten, die sterbliche Disharmonie bedarf eines geistigen Gegenmittels, das außerhalb des sterblichen Bewußtseins sein muß. Jesus fragte: „Kann man auch Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln? ... Ein guter Baum kann nicht arge Früchte bringen, und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen.” Gleiches kann nicht durch Gleiches aufgehoben werden, sondern das Mittel muß das Gegenteil von dem sein, was es zerstören soll.

Das berichtigende Denkverfahren muß jedoch mit Verständnis und Sorgfalt angewendet werden. Es darf nicht bloß eine Änderung der Vorstellung sein. Jene sogenannte „mentale Wissenschaft,” die einen falschen oder unharmonischen Zustand durch entgegengesetztes menschliches Denken zu überwinden sucht und eine sterbliche Vorstellung durch eine andre ersetzen will, hat mit der Christlichen Wissenschaft nichts gemein. Wer Traurigkeit dadurch zu überwinden sucht, daß er Freude denkt, Niedergeschlagenheit dadurch, daß er Hoffnung denkt, Furcht und Entmutigung dadurch, daß er Mut denkt, Schwachheit dadurch, daß er Kraft denkt usw., wird den Anforderungen der Wissenschaft des Gemüts nicht gerecht. Die menschliche Nachbildung der göttlichen Eigenschaften mag echt erscheinen, mag das beängstigte Bewußtsein eine Zeitlang beschwichtigen, bringt uns aber nicht die geistige Erkenntnis des göttlichen Gemüts samt seiner Idee, das den Menschen erhält und den Geist als die einzige heilende und erneuernde Kraft anerkennt. „Der Geist ist’s, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze,” sagte Jesus, und auf Seite 33 von „Miscellaneous Writings“ schreibt Mrs. Eddy: „Das Mittel gegen Krankheit sowohl wie Sünde kann und muß im Gegenteil des sterblichen Gemüts gefunden werden — im göttlichen Gemüt.”

Die Christliche Wissenschaft lehrt ferner, wie das Gegenmittel, das sie uns bietet, praktisch angewendet wird. Seien wir uns erst darüber klar, daß die wahre Schöpfung, die ewige Wirklichkeit des Daseins, vollkommen ist (und das muß sie sein, denn sonst wäre sie nicht ewig), dann brauchen wir die falsche, unvollkommene Vorstellung, die sich dem sterblichen Bewußtsein darbietet, nur zu leugnen und an der Wahrheit festzuhalten. In einem Krankheitsfall ist das Heilmittel die Erkenntnis und das klare Sichbewußtwerden, daß vollkommene, geistige Gesundheit allein tatsächlich ist. Fürchtet ein Geschäftsmann Betrug, Unehrlichkeit oder irgendein andres Übel, so vergegenwärtige er sich, daß diese Dinge keine Macht haben, ihn zu schädigen, weil sie nicht der Wirklichkeit entsprechen; denn „alles, was wahr ist, ist recht und ewig. Daher das unveränderliche und gerechte Gesetz der Wissenschaft, daß Gott nur gut ist, und daß Er dem Menschen und dem Weltall nichts Böses oder Ihm Unähnliches übermitteln kann” („Miscellaneous Writings,” S. 71).

Auf diese Weise können auf allen Wegen dieses Erdendaseins die großen Tatsachen hinsichtlich der wahren Beziehung zwischen Gott und dem Menschen aufrechterhalten werden, bis zuletzt all die scheinbaren Übel angesichts des ewig Rechten verschwunden sind und Gott als unendlich und erhaben anerkannt wird.


Mach meine Bitte freudig, rein,
So wird’s auch erhörlich sein.

Copyright, 1917, by The Christian Science Publishing Society
Verlagsrecht, 1917, von The Christian Science Publishing Society

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