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Stärke und Demut

Aus der Januar 1917-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ehe die Lehre der Christlichen Wissenschaft anfing, das Denken der Welt zu durchsäuern, wurde der sittliche Wert eines Menschen oft nach dem Grad des Leides bemessen, das er durchgemacht oder über sich hat ergehen lassen, sowie auch nach seiner Bereitwilligkeit, sich in den Hintergrund zu stellen. Es wurde als ein Zeichen großer Demut angesehen, wenn man sich nicht geltend machte, sondern in allen Dingen zurücktrat, und je geduldiger man Elend, Krankheit und Kummer ertrug, desto größer, so glaubte manch einer, war die Demut. Viele hatten den Sinn des Ausspruchs: „Dein Wille geschehe,” mißverstanden, schrieben das Leid aller Zeiten Gott zu und glaubten, durch ein williges Sichfügen dem Himmel, wie sie sich ihn vorstellten, näherzukommen.

Nun soll aber nicht gesagt sein, daß die christlich-wissenschaftliche Auffassung von Demut sich von echter Demut entferne. Nur die dumpfe Ergebung in ein vermeintlich böses Schicksal verwirft die Christliche Wissenschaft. Wahre Demut läßt das sterbliche Selbst zurücktreten und überwindet dadurch dessen Eifersucht, Haß, Neid, Krankheiten und Leiden — das ganze Heer menschlicher Übel, so daß das wahre, zum Bilde Gottes geschaffene Selbst offenbar werden kann. In dem Maße wie der Christliche Wissenschafter des Menschen gottverliehenes Wesen und seine Fähigkeiten erkennen lernt, schwindet bei ihm das Gefühl der Furcht; er wird wachsamer, mutiger, und macht sich im rechten Sinne geltend. Je mehr er sich auf Gott als auf sein leitendes Prinzip stützt, desto mehr streift er das sterbliche Selbst mit seiner Schwäche ab und nimmt jene Demut an, die es wagt, in Christi Namen zu handeln. Diese Art der Demut ist stark und kräftig in Zeiten der Not. Sie tritt nicht in den Hintergrund, wenn es Zeit zum Handeln ist. Jesus brachte mehr Demut zum Ausdruck als irgendein andrer Mensch, und dennoch hatte alles, was er lehrte und ausübte, Gewicht, und es stellten sich Ergebnisse ein, weil er die Erkenntnis besaß, daß Gott die Kraft war, die hinter ihm und seinem ganzen Wirken stand.

Mrs. Eddy sagt in ihrer Erklärung der christlich-wissenschaftlichen Auffassung vom Beten, Jesu Gebete seien „tiefe und gewissenhafte Bezeugungen der Wahrheit” gewesen (Wissenschaft und Gesundheit, S. 12). Jesus flehte nicht einen widerstrebenden Vater an, Seine Pläne bezüglich Seiner Kinder zu ändern, sondern er vertrat den Standpunkt, daß der Mensch in seiner Beziehung zu Gott jederzeit vollkommen und völlig zum Ausdruck kommt. Mit Demut protestierte er dagegen, daß Krankheit und Leiden einen Teil des göttlichen Planes bildeten, und durch seine klare, mutige und beharrliche Erkenntnis dieser Tatsache wurden die Kranken geheilt. Seine Lehren brachten Licht und Erkenntnis die Fülle, und oft heilte ein Wort aus seinem Munde die scheinbar hartnäckigsten Krankheiten. Wir sehen jedoch, daß er bei all seiner Demut diejenigen scharf rügte, die der Religion ein materialistisches Gepräge zu geben suchten, und seine Demut vermochte sehr wohl, den Irrtum die Kraft der Wahrheit fühlen zu lassen, die alles falsche Wesen vernichtet.

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