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Deutliche Rede

Aus der Januar 1917-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Von denen, die sich der Christlichen Wissenschaft zugewandt haben, glauben manche, sie würden durch diesen Schritt sozusagen auf einen Teppich des Aladdin versetzt, der sie dann ohne ihre eigne Anstrengung ins Himmelreich tragen werde. Solch eine Ansicht stimmt aber keineswegs mit den Lehren Jesu überein, auch wird sie nicht durch die Erfahrung Mrs. Eddys bestätigt. Wer ihre langjährigen Kämpfe und Anstrengungen kennt, weiß, daß sie aus eigner Erfahrung spricht, wenn sie von Jesus sagt: „Er erfüllte sein Lebenswerk in der rechten Weise, nicht nur, um sich selbst gerecht zu werden, sondern auch aus Erbarmen mit den Sterblichen — um ihnen zu zeigen, wie sie ihr Lebenswerk zu erfüllen hätten, nicht aber, um dasselbe für sie zu tun oder sie einer einzigen Verantwortlichkeit zu entheben.” Und an andrer Stelle erklärt sie: „Die Gott-inspirierten wandern ruhig weiter, sei es auch mit blutenden Fußtapfen, und im Jenseits werden sie ernten, was sie jetzt säen” (Wissenschaft und Gesundheit, SS. 18, 41).

Jeder aufmerksame Bibelforscher weiß, daß der Meister denen, die seiner Lehre bloß beistimmten, keinen mühelosen Weg zum Himmel in Aussicht stellte. Im Gegenteil, seine Versprechungen waren mit Bedingungen verknüpft, die seine Nachfolger erfüllen müssen, um das Versprochene beanspruchen zu können. Im achten Kapitel des Johannes-Evangeliums haben wir ein Beispiel dafür. Wir lesen da, wie Jesus zu den Juden sagte, die an ihn glaubten: „So ihr bleiben werdet an meiner Rede, so seid ihr meine rechten Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen.” An der Rede Jesu bleiben heißt, seiner Lehre und seinem Beispiel folgen. Nur so kann man die befreiende Wahrheit erkennen.

Jesus wußte gar wohl, daß der nach dem Bilde Gottes, des göttlichen Gemüts, geschaffene Mensch tatsächlich die Wahrheit erkennt und frei ist; daher war es der menschliche Sinn, an den er sich wandte. Er bediente sich der relativen Ausdrucksweise, weil er innerhalb der Grenzen des menschlichen Begriffsvermögens bleiben mußte, um verstanden zu werden, und weil er wußte, daß ein jeder von seinen Zuhörern sein Heil selber auszuarbeiten hatte. Auch in den Aussprüchen Mrs. Eddys sind die Verheißungen von der Erfüllung gewisser Bedingungen abhängig. So heißt es zum Beispiel auf Seite 144 von Wissenschaft und Gesundheit: „Wenn die Wissenschaft des Seins allgemein verstanden wird, dann wird jeder Mensch sein eigner Arzt, und Wahrheit das allgemeine Heilmittel der Welt sein.” Es handelt sich hier also nicht um ein bloßes Versprechen; die Bedingung ist deutlich genannt, und sie muß erfüllt werden, ehe das Versprechen in Kraft tritt. Als unsre Führerin diese Worte schrieb, war es ihr klar, daß „die Wissenschaft des Seins allgemein verstanden wird,” und daß die Wahrheit tatsächlich „das allgemeine Heilmittel der Welt” ist. Zugleich aber wußte sie, daß dies dem menschlichen Bewußtsein nur teilweise offenbar ist. Dieses Bewußtsein aus sich selber heraus- und in die absolute Wahrheit hineinzuführen, war Mrs. Eddys Bestreben, und sie mußte sich dabei der Sprache dieses Bewußtseins bedienen, wie ja auch Jesus zuweilen das Laß-es-jetzt-also-sein für berechtigt fand, damit alle Gerechtigkeit erfüllt werde.

Christliche Wissenschafter müssen nicht nur ihr Seelenheil selber ausarbeiten, sondern es ist auch erforderlich, daß sie ihre Darlegungen der Christlichen Wissenschaft dem Fassungsvermögen ihrer Zuhörer anpassen, wofern sie der hungernden Welt, die nach einer besseren Erkenntnis Gottes und der Beziehung des Menschen zu Ihm verlangt, wahrhaft dienen wollen — wofern es ihr ernster Wunsch ist, die Mitmenschen der Erfüllung der Verheißungen unsres Meisters näher zu bringen. Man achte darauf, daß die Lehrmethode Christi Jesu höchst klar und einfach war. Oft redete er in Gleichnissen, d. h. in Bildern aus dem täglichen Leben, aber stets so, daß diejenigen, die ein empfängliches Gemüt hatten, seine Lehre erfassen konnten. In diesem Punkte wie überhaupt hinsichtlich all der Grundwahrheiten des Christentums war Mrs. Eddy eine aufmerksame Schülerin des Meisters. Sie bediente sich, wie er, einer Darlegungsweise, die jedem, der ein offenes Ohr hat, verständlich ist.

Sollten nun nicht alle Christlichen Wissenschafter daran ein Beispiel nehmen? Sollten sie nicht darauf sehen, daß sie bei der Darlegung der Segnungen, die die Christliche Wissenschaft mit sich bringt, sich in einer Weise ausdrücken, die von denen verstanden wird, die ein offenes Ohr und ein empfängliches Herz haben? Sich wissenschaftlich ausdrücken heißt nicht, sich in unverständlichen Auseinandersetzungen ergehen. Über die Köpfe der Leute hinwegzureden, ist sehr bedauerlich. Wir sagen dies deshalb, weil bisweilen Christliche Wissenschafter in ihrem Bestreben, absolut wissenschaftlich zu erscheinen, in den Mittwochabend-Versammlungen und im Privatgespräch solch rätselhafte Aussagen machen, daß ihre Zuhörer ganz verwirrt werden, und das Gute, das ihr Zeugnis bewirken sollte, geht größtenteils verloren. Diesen Fehler weist Mrs. Eddy in dem Artikel „Inconsistency“ (Inkonsequenz) auf Seite 235 von „Miscellaneous Writings“ in gebührender Weise zurück, wenn sie sagt:

„Die Wahrheit über das Leben zu lehren, ohne das Wort Tod, das vermeintliche Gegenteil vom Leben, zu gebrauchen, wäre ebenso unmöglich als Wahrheit zu bestimmen, ohne ihr Gegenteil zu nennen. Wer Mücken seiht, verschluckt leicht Kamele.

„Die zärtliche Mutter, die sich von Liebe leiten läßt, ihrem natürlichen Trieb treu bleibt und den zwingenden Regeln der Wissenschaft Gehorsam leistet, fragt sich: ‚Kann ich mein Kind rechnen lehren, ohne eine Null zu nennen?‘ Da sie weiß, daß sie dies in der Mathematik nicht kann, so sollte es ihr klar sin, daß es auch in der Metaphysik unmöglich ist. Sie sollte also den Irrtum deutlich nennen, ihn aufdecken und die Wahrheit wissenschaftlich lehren.”

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