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Die Tadelhaftigkeit der Scheinarmut

Aus der Januar 1917-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Jesus fühlte sich einstmals veranlaßt, zu seinen Jüngern zu sagen: „Ihr habt allezeit Arme bei euch; mich aber habt ihr nicht allezeit.” Sie hatten nämlich ihren Unwillen darüber ausgesprochen, daß ein Weib „ein Glas mit köstlichem Wasser” auf sein Haupt goß. „Wozu dienet diese Vergeudung?” sagten sie. „Dieses Wasser hätte mögen teuer verkauft und den Armen gegeben werden.” Es liegt in der Art der Sterblichen, auf dem Gegenstand der vermeintlichen Armut herumzureiten, wo doch der unerschöpfliche Reichtum Gottes stets vorhanden und stets erreichbar ist. Sie gehen trotz der Gegenwart des Christus, der Wahrheit, sehr gerne Armutsgedanken nach. Es ist bedeutsam, daß dem Evangelium des Matthäus zufolge Judas, der am meisten gegen die angebliche „Vergeudung” protestiert hatte, gleich auf den von Jesus ihm erteilten Verweis hin die Pharisäer aufsuchte und seinen Meister verriet. Wie reich war doch das Weib mit ihrem leeren Glas, und wie erbärmlich arm der verräterische Jünger mit seinen dreißig Silberlingen!

Die Christliche Wissenschaft ersetzt die Physik durch die Metaphysik und tut somit dar, daß die Begriffe reich und arm mental und nicht materiell ausgelegt werden müssen. Auf Seite 33 und 34 von Wissenschaft und Gesundheit beschreibt Mrs. Eddy die Armen als solche, „die sanftmütigen Herzens sind,” als den „empfänglichen Gedanken.” Dieses entscheidet die Frage hinsichtlich echter Armut, denn es ist ein mentaler Zustand gemeint, in dem man das Bedürfnis geistiger Nahrung fühlt. Umgekehrt erzeugt das Verlangen nach materiellen Dingen eine Scheinarmut, einen mentalen Zustand, in dem man nach dem trachtet, was unwirklich ist und die Wahrheit zurückweist. Diese Art der Armut muß bloßgestellt und berichtigt werden, damit wahre Reichtümer ans Licht kommen können.

Der Mensch ist tatsächlich in dem Maße reich, wie er sich seiner gottverliehenen Herrschaft über alle Dinge bewußt wird. In ein solches Bewußtsein ergießt Gott Seinen unschätzbaren Reichtum. Jesus war unvergleichbar reich, denn er erwies sich stets für die unendlichen Schätze des Guten empfänglich. Er, der fähig war, Wasser in Wein zu verwandeln, Geld in dem Maul des Fisches zu finden, seinen Bedürfnissen entsprechend sich „einen großen Saal” zu verschaffen, „der mit Polstern versehen” war, und die Fünftausend mit einem scheinbar kleinen Vorrat zu speisen, wußte sicherlich, worin wahrer Reichtum besteht. Das Gefühl der Armut, welches Jesus tadelte, ist sehr oft mit Selbstgerechtigkeit vermischt. Es veranlaßt die Erklärung: „Ich will nicht reich sein, verlange aber, daß meinen einfachen Bedürfnissen abgeholfen werde.” Hinter diesen Worten verbirgt sich jedoch das Gebet des Pharisäers an einen unbekannten Gott: „Ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Ungerechte.” Wer stets an Armut denkt, hat lieber ein sicheres Einkommen, sei es noch so gering, als genötigt zu sein, von Tag zu Tag durch Demonstration zu leben —„von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes gehet.”

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