Angesichts dem offensichtlichen Interesse, welches das Volk der Weltabrüstung entgegenbringt, ist es vielleicht ratsam einige der metaphysischen Tatsachen, die diesem wichtigen Thema unterliegen, näher zu betrachten. Ein sorgfältiges Studium der wahren Bedeutung von dem was man Abrüstung nennt, in Verbindung mit der allgemein angenommenen Auslegung derselben, erhellt die Tatsache, daß, wie beinahe alle wichtigen Fragen, auch Abrüstung nachgeahmt ist in dem sogenannten sterblichen Gemüt.
Das Wort Abrüstung wird von dem Tätigkeitswort “abrüsten“ abgeleitet, das wieder aus zwei Silben zusammengesetzt ist: ab, Trennung oder Verneinung andeutend, und rüsten, welches bewaffnen bedeutet, entweder zur Verteidigung oder zum Angriff. Abrüstung wäre demnach Trennung oder Verneinung von Verteidigungsoder Angriffswaffen. Es gibt aber nichts Angreifendes, nichts das der Verteidigung bedarf, außer dem sogenannten sterblichen Gemüt und seiner Annahme von Leben, Substanz und Intelligenz in der Materie. Darum muß eine jede Abrüstung vorerst in diesem Gemüt stattfinden, und dies geschieht durch das Ablegen oder die Verneinung der Waffen, die es zur Verteidigung oder zur Förderung seiner eigenen Lüge schwingt. Diese Waffen sind von diesem niedrigen Fälscher selbst entworfen und erzeugt worden, und drücken sich als Furcht, Mangel, Mißtrauen, Unehrlichkeit, Begierde, Haß, Rachsucht und dergleichen aus. Eine jede Abrüstung, die sich nur mit den materiellen, bei der Kriegsführung angewandten, Waffen befaßt, ist tatsächlich eine offene Anerkennung, daß dieses sogenannte Gemüt die Macht der Erzeugung von etwas so Mächtigem und Gefährlichem besitze, daß eine Verordnung zur Abrüstung notwendig ist.
Christus Jesus sah die Notwendigkeit der Abrüstung der angenommenen Annahmen und Mächte dieses sogenannten Gemütes deutlich, als er, im Evangelium Matthäi, sagte: „Wie kann jemand in eines Starken Haus gehen und ihm seinen Hausrat rauben, es sei denn, daß er zuvor den Starken binde?“ Unsere Führerin, Mary Baker Eddy, hat in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 399) die Bedeutung dieses Textes unumwunden mit folgenden Worten dargelegt: „Unser Meister fragte:, Wie kann jemand in eines Starken Haus gehen, und ihm seinen Hausrat rauben, es sei denn, daß er zuvor den Starken binde‘? Mit anderen Worten: Wie kann ich den Körper heilen, ohne mit dem sogenannten sterblichen Gemüt zu beginnen, welches den Körper unmittelbar beherrscht?“ Und auf Seite 400 sagt sie: „Das sterbliche Gemüt ist, der Starke‘, der in Unterwerfung gehalten werden muß, ehe sein Einfluß auf Gesundheit und Moral beseitigt werden kann. Ist dieser Irrtum besiegt, so können wir den, Starken‘ seines Hausrats — nämlich der Sünde und der Krankheit — berauben.“
Das also scheint die richtige Bedeutung von Abrüstung zu sein,— nämlich, die Vernichtung, oder besser die Verneinung alles Bösen; es ist das eine viel weiter gehende Anwendung des Ausdruckes als die gewöhnliche Ansicht darüber; diese Vernichtung oder Verneinung geschieht dadurch, daß die wahre geistige Idee den Platz jedes irrtümlichen, materiellen Begriffes des sterblichen Gemütes einnimmt. Eine solche Abrüstung, während sie von allgemeiner Anwendbarkeit ist, muß notwendigerweise im Denken jedes einzelnen vor sich gehen.
Wahre Abrüstung, durch die das sterbliche Gemüt von allem entblößt wird, was die uralte Lüge von Leben oder Substanz oder Intelligenz in der Materie hegt und fördert, findet immerwährend statt. Die Annahme, daß die Materie Substanz sei, im Besitze des Menschen, und seiner Herrschaft untertan, ist die einzige Entschuldigung für die Aufrechterhaltung eines Kriegsheeres und einer Kriegsflotte; wenn diese Annahme einmal zerstört ist, werden Kämpfe und Kriege und Mißverständnisse jeder Art aufhören, und es bliebe keine Ursache übrig für das Bestehen bewaffneter Streitkräfte irgendwelcher Beschreibung.
In der wissenschaftlichen Erklärung des Seins sagt Mrs. Eddy (Wissenschaft und Gesundheit, S. 468): „Es ist kein Leben, keine Wahrheit, keine Intelligenz und keine Substanz in der Materie. Alles ist unendliches Gemüt und seine unendliche Offenbarwerdung, denn Gott ist Alles-in-allem. Geist ist unsterbliche Wahrheit; Materie ist sterblicher Irrtum. Geist ist das Wirkliche und Ewige; Materie ist das Unwirkliche und Zeitliche. Geist ist Gott, und der Mensch ist Sein Bild und Gleichnis. Folglich ist der Mensch nicht materiell; er ist geistig.“ Diese Erklärung, wenn sie allgemein angenommen und verstanden würde, brächte das tausendjährige Reich herbei; der Mensch würde als Kind Gottes erkannt, vollkommen und unsterblich, kein eigenes Gemüt besitzend, aber in jeder Einzelheit Zugang zu dem einen Eltern-Gemüt habend und unter Seiner Regierung stehend; dadurch würde die ganze Familie der Menschheit zu einer harmonischen Brüderschaft, ewig in der geistigen Atmosphäre des Guten weilend.
Daraus kann man deutlich ersehen, daß, da das göttliche Gemüt alles Wirkliche erschaffen hat und es regiert, es nichts gibt was sich anmaßen kann die Offensive zu ergreifen, denn das Gute ist selbstbestehend und bedarf weder des Schutzes noch der Förderung. Die ganze Angelegenheit ist, kurz gesagt, daß die Abrüstung der Annahme des Daseins eines sogenannten sterblichen Gemütes, einschließlich all seiner Lehrweisen, Annahmen und Meinungen, das Wünschenswerteste ist. Das ist wahre Abrüstung; es ist ein ganz mentaler Vorgang, der überall und jederzeit und für jedermann, der sich geneigt fühlt sich darum zu bemühen, erreichbar ist, sie begrenzt sich nicht auf Lokalität, noch wird sie durch irgendwelche formelle Abhandlungen am Konferenztisch festgesetzt. Diese Abrüstung hängt für ihre Erfüllung nicht von der Zeit ab; sondern sie kann augenblicklich verwirklicht werden. Ungeachtet, was das sterbliche Gemüt über die bestehende Lage zu sagen hat, noch wie bedenklich oder gefährlich dies einem vorkommt, die wahre geistige Idee, harmlos und ewig in dem göttlichen Gemüt bestehend, ist immer gegenwärtig, ja, sie ist gerade da wo die Disharmonie am wirklichsten und am verderblichsten zu sein scheint. Wie wichtig ist es darum, daß wir in all unserem Denken und Tun Pauli's Ermahnung an die Philipper gedenken: „Ein jeglicher sei gesinnet, wie Jesus Christus auch war.“