Wir leben in einer Gedankenwelt. Dem Materialisten, der das Zeugnis der materiellen Sinne als endgültigen Beweis des Seins annimmt, und, solange der Sinnentraum angenehm ist, kein Verlangen hat seinen Gesichtspunkt zu ändern, erscheint diese Behauptung überraschend. Er ist sogleich bereit mit allerhand sogenannten Gründen, die, wie er annimmt, seine Ansichten unterstützen, zu widersprechen; und nicht nur er, sondern auch der physisch Leidende klammert sich fest an das Zeugnis der Sinne, bis er, durch die Christian Science, von der Wahrheit des Seins unterrichtet wird. Fühle ich denn den Schmerz nicht? fragt derjenige, der zu leiden scheint. Der Versuch den Materialisten, und den an Krankheit und Sünde Glaubenden, von der Nichtsheit des Irrtums überzeugen zu wollen, ist eine ganz und gar nutzlose, hoffnungslose und auch unmögliche Aufgabe; denn das, was in Wirklichkeit keine Grundlage, keine Ursache, hat, kann nicht erklärt werden. Was, aber, ist wahr über diese materiellen Sinne, und wie können wir wissen, daß die Materie, die zu sein scheint, nur ein verkörpertes Gedankenbild ist?
Jedermann muß zugeben, daß Schmerz oder Freude gedacht werden müssen ehe man sie fühlen kann. Der Leidende erkennt das zwar nur mit Widerstreben an, da er, wie er vielleicht sagen mag, nie an den Schmerz und an die Krankheit dachte, sie kamen einfach. Es mag ganz wahr sein, daß er nie willkürlich daran gedacht, noch sich in Gedanken die besondere Krankheit oder die Form der Beschwerden, unter denen er zu leiden scheint, ausgemalt hat. Aber hat er nicht immer die Existenz von Schmerz und Krankheit zugegeben und, während er sich des Wohlseins in den Sinnen erfreute, es zugleich auch für möglich gehalten, daß andere in ebendenselben Sinnen an Krankheit leiden mögen? Gedanken des Wohlseins in der Materie, sowohl wie Gedanken der Krankheit, sind beides Früchte vom Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen, und die Bibel sagt uns: „Von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon issest, wirst du des Todes sterben.“
Wenn einem Menschen diese fünf Sinne weggenommen würden, würde er doch noch sein. Ein Mensch ist nicht weniger Mensch, infolge seiner Annahme von, vielleicht, Blindheit; es ist zwar wahr, daß ihn eine solche Annahme in dem Verhältnis seines Glaubens an ihren Einfluß hindern kann; umgekehrt aber wissen wir von solchen die große Dinge vollbracht haben, obschon ihnen gerade die Sinne zu fehlen schienen, die, menschlich gesprochen, zur Erfüllung dessen, was sie taten, äußerst wesentlich waren. Man denke zum Beispiel an den tauben Beethoven als Komponist und Dirigent seines Orchesters, oder, in unseren Tagen, an Helene Keller, deren Errungenschaften eine Inspiration geworden sind, die das Bestreben Begrenzungen zu überwinden, begeistern. Daneben gibt es Unzählige, im vollen Besitze dieser so sehr geschätzten Sinne, die sich bei jeder Gelegenheit von dem, was sie Umstände nennen, regieren und begrenzen lassen, nur weil widerwärtige Zustände den physischen Sinnen wirklich und machtvoll erscheinen. Und doch hat Gott, das göttliche Prinzip, dem Menschen Herrschaft über die Erde gegeben, wie die Bibel sagt.
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