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Die Geduld des Prinzips

Aus der Februar 1922-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Zuflucht zum Kriege, zur Entscheidung menschlicher Zwistigkeiten, ist in den hauptsächlichsten Leidenschaften des sterblichen Gemütes festgewurzelt. Für den primitiven Menschen war das Kämpfen so natürlich wie schlafen und essen. Er hat zwar, es ist wahr, seine Methoden geändert als er zivilisierter wurde, aber der Instinkt ist ungehemmt geblieben. Wenn sich nun in der Folge Friedensbewegungen entwickelten, das Haager Friedensgericht gegründet und Konferenzen zur Begrenzung der Kriegsrüstung zusammenberufen worden sind, ist das ein Beweis, daß die Macht des Prinzips über das menschliche Gemüt auf dem Punkte angelangt ist, wo es möglich ist, das Böse noch mehr zu beherrschen. Dies, wenn verstanden, ist die Erklärung des mosaischen Gesetzes, diesem merkwürdigen Gemisch von Grausamkeit und Schutz, die im Namen des Prinzips geltend gemacht wurden, und doch, oberflächlich betrachtet, so gegenteilig sind vom Prinzip. Moses, der tief über das Schauspiel der verhältnismäßig so ungezügelten Freiheit des menschlichen Gedankens nachdachte, ging, um den Ansprüchen des Bösen zu entfliehen, wieder zu seinem Verständnis des Prinzips zurück. Nach reichlicher Überlegung der Frage, im Lichte dieses Verständnisses, gelangte er zu einer Reihenfolge von Schlüssen, die er seinen Gesetzen einverleibte. Diese Schlüsse waren jedoch nicht das Ergebnis intellektuellen Schlußfolgerns, sondern das Resultat seiner Treue gegen die Befehle des Prinzips, in anderen Worten, gegen das Gesetz Gottes. Das mosaische Gesetz wurde darum direkt von Gott, dem Prinzip, empfangen; und der Bericht in der Bibel: „Und der Herr rief Mose und redete mit ihm aus der Hütte des Stifts“ ist nur des Schreibers Art, in der bildlichen Ausdrucksweise des Morgenlandes, die Tatsache auszudrücken, daß die Gebete des Gesetzgebers erhört wurden.

Wenn nun, in der eigentlichen Notwendigkeit der Dinge, die Welt die Bibel verstehen soll, muß sie über diese Frage des Gebetes aufgeklärt werden. „Verlangen ist Gebet;“ schreibt Mrs. Eddy in einem Abschnitt, dessen Tiefen nicht leicht sondiert werden können, auf der allerersten Seite von Wissenschaft und Gesundheit, „und kein Verlust kann uns daraus erwachsen, daß wir Gott unsre Wünsche anheimstellen, damit sie gemodelt und geläutert werden möchten, ehe sie in Worten und Taten Gestalt annehmen.“ In der Bemühung eine Lösung für die Probleme zu finden, die durch die Leidenschaften der Israeliten, auf dem Wege von Ägypten nach dem verheißenen Lande, verursacht wurden, prüfte Moses die ganze Frage vom Standpunkte des Prinzips aus. Um das tun zu können mußte er alle seine Ideen dem Prinzip unterordnen, was, in der Ausdrucksweise seiner Zeit, nur ein anderer Weg ist, zu sagen: Er betete zu Gott, zu dem Prinzip. Der Erfolg dieser aufrichtigen Bemühung die Wahrheit zu erkennen zeigte sich in der Beantwortung seines Gebetes, und diese Antwort wird vom Schreiber des dritten Buches Mose,— der, was für ihn selbstverständlich war, Wahrheit als Gott personifizierte,— in den schon zitierten Worten verkündet: „Und der Herr rief Mose und redete mit ihm aus der Hütte seines Stifts.“ So war das mosaische Gesetz, trotz seiner Derbheiten und scheinbaren Grausamkeiten, eine Antwort auf ein Gebet, eine Wiederspiegelung des Prinzips, wie es der Fall ist mit allem Gesetz.

Da Verlangen aber des Menschen zunehmender Wahrnehmung der Wahrheit unterstellt ist, mußte das Verlangen oder Gebet Moses sich mit den Jahrhunderten unbedingt entwickeln. Der Ton zwingender Zurückhaltung ist allmählich durch einen von liebevollerer Fürsorge ersetzt worden; der Befehl: „Laß dich nicht gelüsten deines Nächsten Hauses,“ durch den Befehl: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Diese Änderung zeigt sich schon in den ersten Stellen von Jesaja's Prophezeiungen. Der Prophet beschäftigt sich, sozusagen, damit, die veralteten Befehle des mosaischen Gesetzes über Bord zu werfen. „Die Zeiten ändern sich,“ hat der römische Weise geschrieben, „und wir mit ihnen,“ und eine unbekannte Hand fügte hinzu: „Die Sterne regieren uns, aber Gott regiert die Sterne.“ Die Zeiten hatten sich verändert und im Lichte des klareren Verständnisses des Prinzips, das Israel erlangt hatte, verdammte Jesaja das Opfern von Vögeln und Tieren und verlangte stattdessen ein Opfer des Tieres im Menschen, in zwei Worten: seiner Begierden und Leidenschaften. Jesajas Verlangen wurde, mit noch größerem Nachdruck, von Johannes dem Täufer, dem letzten Propheten der alten Dispensation, wiederholt. „Waschet, reiniget euch,“ rief Jesaja, „tut euer böses Wesen von meinen Augen, laßt ab vom Bösen; lernet Gutes tun.“ Und dann kam der Täufer mit dem weiteren Ruf, der Ermahnung an die Sucher, daß sie des Goldschmiedes Feuer anzünden: „Ich taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mit kommt, ist stärker denn ich, dem ich auch nicht genugsam bin, seine Schuhe zu tragen; der wird euch mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen.“

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