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Die Brüderschaft der Menschen

Aus der November 1923-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es gibt wohl kaum ein Thema, das in der heutigen Zeit häufiger betrachtet und besprochen wird als die Brüderschaft der Menschen. Alle Welt nimmt an, daß diese Brüderschaft Tatsache ist, und die Mehrzahl der Menschen gibt willig zu, daß die meisten Probleme dieser Welt bald glücklich gelost werden konnten, wenn diese Brüderschaft vom Standpunkt der allumfassenden Liebe aus richtig verstanden und bewiesen würde. Doch trotz dieser allgemeinen Ansicht wird die Möglichkeit, die wahre Brüderschaft je vollkommen beweisen zu können, immer noch mehr oder weniger angezweifelt. Anders jedoch verhält es sich mit den Christlichen Wissenschaftern. Sie erblicken in ihrer Kirchenorganisation nicht nur die offene Tür zur Vergegenwärtigung des Himmels, wo jeder seinen Mitbruder lieben wird wie sich selbst, sondern betrachten sie auch als das Mittel, durch dessen Anwendung alle in den Himmel eingehen können.

Mrs. Eddy gibt uns die Versicherung, daß dem so ist, wenn sie in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 467) schreibt: „Man sollte es von Grund aus verstehen, daß alle Menschen ein Gemüt, einen Gott und Vater, ein Leben, eine Wahrheit und eine Liebe haben. Die Menschheit wird in dem Maße vollkommen werden, wie diese Tatsache sichtbar wird, der Krieg wird aufhören, und die wahre Brüderschaft der Menschen wird begründet werden;” während sie in Miscellaneous Writings (S. 318) dieser Versicherung besonderen Nachdruck verleiht, wenn sie sagt: „Mein und dein sind veraltete Ausdrücke in der absoluten Christlichen Wissenschaft, in welcher und durch welche die weltweite Brüderschaft dargelegt ist und bewiesen zu werden verlangt.”

Mit der Erklärung, daß „alle Menschen ein Gemüt” haben, weist unsre Führerin deutlich auf die Grundlage der weltweiten Brüderschaft hin. Wenn sie ferner hervorhebt, daß es in der Christlichen Wissenschaft weder „mein” noch „dein” gibt, so zeigt sie ebenso deutlich, was von uns allen verlangt wird, wenn wir die Brüderschaft der Menschen im täglichen Leben beweisen wollen. In unsrer Kirchenorganisation besitzt jeder das große Vorrecht, bei dieser Arbeit mitzuwirken. Hier kann jeder unter den günstigsten Umständen lernen, wie man alle Vorstellungen von „mein und dein” ausmerzt und alles völlig und unbedingt Gott anvertraut. Das ist unser aller Aufgabe. Einmal muß jeder von uns lernen, sich selbst und alle andern der Regierung des einen vollkommenen Gemüts anzuvertrauen. Jeder muß zu der Einsicht kommen, daß Gott allein die Weisheit besitzt, ihn und alle seine Mitbrüder zu regieren.

Es ist der sehnlichste Herzenswunsch aller Mitglieder dieser Bewegung, daß die Sache der Christlichen Wissenschaft gedeihen soll. In der Ausarbeitung der Kirchenprobleme nun treten ihnen mancherlei Erscheinungsformen der menschlichen Annahme entgegen. Hier bietet sich ihnen Gelegenheit, in ihrem eignen Denken und Leben die verschiedenen Formen des Irrtums zu überwinden, die da aufzutreten scheinen, wo die Menschen das Problem des Zusammenlebens auszuarbeiten bestrebt sind. In dieser Bewegung — wie in keiner andern, die die Welt je gekannt hat — kann jeder einzelne beweisen lernen, was wahre Brüderschaft ist; denn unter dem Schutz und der Leitung der Satzungen des Kirchenhandbuchs kann jeder auf vollkommene Weise lernen, andern zu tun, wie er möchte, „daß ... [ihm] die Leute tun sollen.”

Mitglieder einer Zweig-Kirche bilden sich vielleicht ein, wenn sie zum erstenmal an einer Geschäftssitzung ihrer Kirche teilnehmen, daß sie da Menschen finden werden, die alle gleich denken. Hier ist der Ort, glauben sie, wo die Brüderschaft der Menschen zum Ausdruck gebracht, wo sie mit all ihrer göttlichen Gesinnung betätigt wird. Hier, erwarten sie, werden sich alle über alle Fragen einig sein. Wie könnte es anders sein, sagen sie sich, wenn es nur ein Gemüt gibt und wenn alle das wissen? Die Schwierigkeit liegt darin, daß die Christlichen Wissenschafter das göttliche Gemüt nur in dem Maße kennen, wie sie ihre Einheit mit ihm bewiesen haben; und mit dieser Beweisführung ist heutzutage, man möchte sagen, eben erst der Anfang gemacht worden.

Wie sollen sich nun solche Mitglieder verhalten, wenn sie an Geschäftssitzungen teilnehmen, wo es in bezug auf die Forderungen des Prinzips ebenso viele Ansichten gibt wie Menschen, die sie zum Ausdruck bringen? In erster Linie wird der kluge Christliche Wissenschafter sein Rüstzeug sorgfältig geprüft haben, ehe er in die Sitzung ging. Er wird sehr ernsthaft darum gebetet haben, daß sein Vertrauen auf die Allgegenwart und Allmacht des göttlichen Gemüts nicht schwankend werde, welcher Schein sich auch geltend machen möge. Mit andern Worten, man kann in solchen Sitzungen nur eine richtige Gesinnung walten lassen, und das ist das christlich-wissenschaftliche Verständnis, das viele Meinungen anhören, ja auch die seinige abgeben und doch völlig ungestört, ruhig, gelassen und voller Überzeugung in der Wahrheit verharren kann, daß allein der göttliche Wille geschehen wird. Eine solche Gesinnung läßt keinen Raum für die Annahme von persönlichem Vorzug, persönlichem Willen oder persönlicher Politik und schließt jede Geltendmachung solcher Annahmen aus.

Hier ist die herrliche Gelegenheit, ein solches Vertrauen auf Gott, das göttliche Gemüt, zu beweisen, daß man trotz der Falschheit der vorgeschlagenen Verfahren, trotz der zum Ausdruck kommenden menschlichen Absichten, trotz des scheinbaren Eigenwillens und der Eigenliebe ruhig in der beseligenden Gewißheit verharrt, daß die göttliche Liebe allein Macht hat und daß ihre Intelligenz allein zu regieren vermag. Das heißt die Brüderschaft der Menschen beweisen; ist es doch das stille Vertrauen, welches weiß und beweisen wird, daß alles unter der Herrschaft unsres Vaters steht, der im Himmel ist.

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