Seit vielen Jahrhunderten haben die geistig Sehenden sehnsüchtigen Blicks den Tag erwartet, wo dank einer allgemeinen Erkenntnis der Allmacht Gottes der Hader aufhören würde, wo die Völker ihre Schwerter ungefährdet zu Pflugscharen und Sicheln machen und ohne Gefahr abrüsten könnten. Ihnen ist das Gesicht des Jesaja nicht idealistisch und phantastisch vorgekommen, sondern wirklich und erreichbar; denn sie glaubten unentwegt an die Erfüllung der göttlichen Verheißungen. Man wird sich erinnern, daß während des Weltkrieges der Ruf erhoben wurde: „Ein Krieg zur Beendigung der Kriege” und daß dieser Ruf zu neuen und größeren Heldentaten und zu größeren Opfern anspornte. Beinahe zahllose junge Männer, die diesen Ruf hörten und ihm folgten, zogen aus in der festen Überzeugung, daß es sich um den wichtigsten Kampf aller Zeiten handle, um ein wahres Harmagedon, um den letzten Krieg, da der Krieg in Zukunft unmöglich gemacht werden sollte.
Trotzdem vier Jahre verflossen sind, erschallt die Welt immer noch von Kriegslärm, und es scheint, daß die gleiche Saat, aus welcher der letzte, wie alle früheren Kriege entsprungen, noch immer im menschlichen Denken ruht und sich von neuem zu der herkömmlichen Ernte von Hader und all seinen schlimmen Folgen zu entwickeln droht. Ohne den geistigen Einblick derer, die mit einem Verständnis von der Gegenwart und Macht Gottes, wie die Christliche Wissenschaft sie offenbart, gesegnet sind, würde die Lage in der Tat erschreckend scheinen, denn nach welcher Richtung hin man sich wenden mag, der sterbliche Gedanke findet im menschlichen Leben keinen Ruheplatz, wo er sich mit dem sicheren Gefühl niederlassen kann: Hier habe ich Frieden. Die von Christus Jesus vorausgesagten Ereignisse sind mit erstaunlicher Genauigkeit eingetroffen. Als weitblickender Ausleger der Zeichen der Zeit las er im sterblichen Denken die Irrtümer, die auch weiterhin in Unruhe, Streit und Zügellosigkeit zum Ausdruck kommen würden bis zu ihrer endlichen Zerstörung; daher seine Worte: „Ihr werdet hören Kriege und Geschrei von Kriegen; sehet zu und erschrecket nicht. Das muß zum ersten alles geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da.” Er sah Streit zwischen Völkern und zwischen Königreichen voraus, Erdbeben, Hungersnot und Pestilenz und erklärte: „Da wird sich allererst die Not anheben.”
Auf welch erstaunliche Weise haben sich seine Prophezeiungen erfüllt! Und es ist klar, daß „noch nicht das Ende. da” ist. Aber der Nazarener, der der Menschheit die Christus-Botschaft, den göttlichen Tröster, überbrachte, erfüllte seine heilige Mission nicht dadurch, daß er einfach Bilder des bevorstehenden Elends entwarf, die geradezu erschreckend waren. Seine Mission war, den Weg zur Erlösung von dem Elend zu weisen, das der Welt so überaus grauenhaft vorkam, und von dem sie durch das Wirken des Christus geheilt werden konnte; und er bot das Heilmittel in den überaus sanften Worten dar: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.” Welch unaussprechliche Gewißheit des Friedens kommt in diesen einfachen und doch so bedeutungsvollen Worten zum Ausdruck! Er führt uns damit das Mittel vor Augen, durch das die Menschen entweder als Einzelwesen oder als Nationen das Verständnis erlangen können, das zu unendlicher Fülle, unendlichem Frieden und Segen, ja zum ewigen Leben führt. Es besteht darin, daß man zu ihm kommt und sich das Gemüt Christi aneignet. Und weil Jesu Aufforderung nicht viel allgemeiner Folge geleistet wurde, herrscht jetzt in gewissen Teilen der Welt eine Verwirrung, die fast heillos scheint.
Durch die Offenbarung der Christlichen Wissenschaft hat Mrs. Eddy der Menschheit den unermeßlichen Segen eines Heilmittels für alle ihre Übel gegeben, ein vollkommenes Gegenmittel für alle ihre Leiden. Sie schreibt auf Seite 279 von The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany: „Gott ist der unendliche Vater, und wenn diese große Wahrheit göttlich-metaphysisch verstanden wird, führt sie die Brüderschaft der Menschen herbei, beendet Kriege und demonstriert, Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.‘” An diesen Segen knüpft sich jedoch für den Empfänger eine überaus wichtige Verpflichtung. Diejenigen, die Teilhaber der geistigen Wahrheit geworden sind, haben die unabwendbare Pflicht, deren vollkommenes Prinzip in ihren Handlungen zu demonstrieren; denn allein auf diese Weise wird die heilende Macht offenbar. Die Christlichen Wissenschafter sind vor Probleme gestellt, die für den einzelnen sowohl wie für die Menschheit als ganzes von größter Wichtigkeit sind; aber es steht ihnen ein Mittel zur Verfügung, das keine Niederlage kennt, denn die Wahrheit versagt nie und kann nie versagen. Wohl mag der einzelne aus Mangel an Verständnis scheinbar Mißerfolg haben; aber die Wahrheit selber hat nie Mißerfolg, sonst würde sich ja Gott in gewissem Grade entfernen von der Allmacht, Allwissenheit und Allgegenwart, die Ihn als den einen unendlichen Gott kennzeichnen. Richtiges Denken, das Sichvergegenwärtigen der Wahrheit über Gott, den Menschen und das Weltall und die beständige Erklärung dieser Tatsachen werden stets dazu beitragen, die Forderungen des Irrtums aufzuheben. Die Wahrheit ist nicht weniger mächtig, Nationen oder Völker zu heilen, in denen scheinbar die unheilvolle Begierde nach Macht, nach größerem Besitztum und Rache entfacht ist, als einzelne Menschen, die unter der Annahme von Krankheit oder Sünde leiden. Die Wahrheit ist das vollkommene Heilmittel, das unbeschränkt ist in seiner Macht und Anwendbarkeit.
Handle es sich nun darum, daß kriegführende Völker kein Verlangen nach Frieden und Einigkeit bekunden, handle es sich um Streit und Hader zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern, oder um Furcht vor Mangel an Nahrungsmitteln, Heizmaterial und andern sogenannten unentbehrlichen Lebensbedürfnissen, der Zustand muß stets durch geistiges Verständnis überwunden werden; denn Geist, Gott, ist der große Schlichter menschlichen Zwistes sowohl als der Heiler menschlicher Leiden und die Quelle alles Guten. Es sind Anzeichen vorhanden, daß die Menschheit anfängt, diese Wahrheit zu erkennen, und das Erwachen erstreckt sich über die ganze Welt. Christus Jesus war der Wegweiser. Unsre Führerin folgte ihm und lernte dadurch seine Methode kennen, die sie der ganzen Welt übermittelte. Der Christus ist der einzige Weg zur Linderung der Not, zur Beendigung der Kriege, zur Erlösung des Sünders. Mrs. Eddy sagt treffend auf Seite 279 von Miscellany: „Das Prinzip der Christlichen Wissenschaft demonstriert Frieden.” Es gehört also zu den Pflichten der Christlichen Wissenschafter, die vom Geist des Christentums durchdrungen sind und seinen Buchstaben beherrschen, Ruhe und Frieden in der Welt zu demonstrieren.
