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Gott erhält den Menschen

Aus der Februar 1923-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Sobald das menschliche Bewußtsein anfängt sich zu vergeistigen, fängt der Mensch auch an zu verstehen, daß er unter göttlichem Schutz steht und von dem Höchsten Wesen unterstützt und erhalten wird, das die Menschen Gott nennen. Die Bibel enthält zahlreiche Beispiele, die diese Tatsache veranschaulichen. Die Patriarchen, die in gewissem Grade aus dem Traum erwacht waren, daß Leben in der Materie sei, und die ihr Denken auf den lebendigen und wahren Gott gerichtet hielten, fühlten die göttliche Gegenwart, erkannten, in welchem Verhältnis sie zu ihr standen, und fanden dadurch bei mancher Gelegenheit Halt und Stütze.

In den Psalmen, wo das Auf und Ab des geistigen Lebens des hebräischen Volkes so lebhaft beschrieben wird, finden wir zahlreiche Aussprüche, die von dem Gefühl der Geborgenheit zeugen, das einige von den Hebräern in der göttlichen Gegenwart empfanden. So heißt es z. B. im zweiundsechzigsten Psalm: „Bei Gott ist mein Heil, meine Ehre, der Fels meiner Stärke; meine Zuversicht ist auf Gott. Hoffet auf ihn allezeit, liebe Leute, schüttet euer Herz vor ihm aus; Gott ist unsre Zuversicht.” Und ist nicht der einundneunzigste Psalm von der ersten bis zur letzten Zeile eine Kundgebung der Zuversicht zu „dem Herrn”? Der neunte und zehnte Vers, der als Leitmotiv des ganzen Psalms betrachtet werden kann, lautet: „Denn der Herr ist deine Zuversicht; der Höchste ist deine Zuflucht. Es wird dir kein Übel begegnen, und keine Plage wird zu deiner Hütte sich nahen.” Dasselbe finden wir bei einer Betrachtung des Neuen Testaments. In den Evangelien treffen wir Christus Jesus oft dabei an, seinen Zuhörern die liebevolle Vaterschaft Gottes klarzumachen und des Vaters Fürsorge für Seine Kinder durch manche schönen und herrlichen Vergleiche zu veranschaulichen. Als er z. B. seine Jünger ermahnte, in bezug auf irdische Dinge nicht allzu ängstlich zu sein, sagte er: „Nehmet wahr die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch aber, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht ist bekleidet gewesen als deren eines.” Bei einer andern Gelegenheit sagte er zu ihnen: „Kauft man nicht zwei Sperlinge um einen Pfennig? Dennoch fällt deren keiner auf die Erde ohne euren Vater.” Jesus wußte mehr über Gott und über des Menschen Beziehung zu Ihm als irgend jemand anders, und die Offenbarung, die er der Menschheit brachte, war eine Festlegung der Tatsache, daß diese Beziehung so unzweifelhaft ist, daß sie durch nichts gestört werden kann. Hatte Gott nicht die Lilien in all ihrer Einfachheit so geschmückt, daß sie die Pracht des Salomo übertrafen? Und galt Seine Wachsamkeit nicht sogar dem bescheidenen Sperling?

Nun liegt aber die Bedeutung dieser Veranschaulichungen nicht auf der Oberfläche. Der oberflächliche Denker mag darin wohl die Unterlage zu einem Glauben finden, der ihm in gewissem Maße hilft, einigen Stürmen des Lebens standzuhalten; aber daneben gibt es viele Menschen, die mit einem blinden Glauben an Gott nicht zufrieden sind, sondern Aufschluß haben möchten über das Wesen Gottes, über das Verhältnis, das zwischen Gott und Seiner Schöpfung besteht, und mit welcher Genauigkeit diesem feststehenden Verhältnis der göttliche Schutz folgt, der Seiner Schöpfung, einschließlich des einzelnen Menschen, zugesichert ist. Es ist nur vernünftig, daß die Menschen diese Dinge wissen möchten. Ja es gehört sich, daß sie sie wissen. Und es entsteht die Frage: Können sie sie denn wissen? Die Christliche Wissenschaft antwortet: Ja! Alle diese Dinge sind geoffenbart worden: Das Wesen Gottes und Seiner geistigen Schöpfung, das richtige Verhältnis, das zwischen ihnen besteht, und auch, wie dieses durch das geistige Gesetz geschaffene und aufrecht erhaltene Verhältnis den Menschen erhält. Die Offenbarung der Christlichen Wissenschaft ist höchst wunderbar und doch sehr einfach.

Die Christliche Wissenschaft erklärt, daß Gott Gemüt ist. Wie bringt nun das Gemüt sich selber zum Ausdruck? Nur auf eine Weise, nämlich durch geistige Ideen. Folglich besteht das Weltall aus geistigen Ideen. Es ist undenkbar, daß diese geistigen Ideen ein vom Gemüt getrenntes Dasein haben können. Beide sind untrennbar voneinander, denn Ideen sind die Gedanken des Gemüts. Der Umstand, daß Gott sich Seiner Ideen bewußt ist, bedeutet notwendigerweise, daß Er sie erhält. Die Heilige Schrift spricht vom Menschen als dem Bild oder dem Gleichnis Gottes. Das bedeutet nichts andres, als wenn wir vom Menschen als von der geistigen Idee Gottes sprechen. Und da das Gemüt von seiner Idee untrennbar ist, so wird der Mensch vom Gemüt regiert, beschützt und erhalten. Unsre Führerin, Mrs. Eddy, schreibt auf Seite 151 von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”: „Jede Funktion des wirklichen Menschen wird von dem göttlichen Gemüt regiert.” Und sie fährt fort: „Das menschliche Gemüt hat keine Macht zu töten oder zu heilen, auch hat es keine Gewalt über den Gottes-Menschen. Das göttliche Gemüt, das den Menschen geschaffen hat, erhält auch Sein Ebenbild und Gleichnis.”

In den eben angeführten Sätzen macht Mrs. Eddy einen klaren Unterschied zwischen dem göttlichen Gemüt und dem sogenannten menschlichen Gemüt. Sie warnt ausdrücklich vor der falschen Annahme, daß dieses sogenannte Gemüt etwas in Wirklichkeit Bestehendes töten oder heilen kann. Die Christliche Wissenschaft zieht die deutlichste Scheidelinie zwischen dem göttlichen Gemüt, in dem der wirkliche Mensch lebt, webt und auf ewig sein Dasein hat, und dem sterblichen Gemüt, jenem gefälschten Bild, das das wirkliche, geistige Bewußtsein nachahmt und in seiner falschen Selbstheit alle irrigen Annahmen des Bösen enthält — Sünde, Krankheit, Furcht und Tod. Die praktische Aufgabe, die vor der Menschheit liegt, ist nun, die Erkenntnis oder das geistige Verständnis vom göttlichen Gemüt und vom wirklichen Menschen zu erlangen, wodurch die falsche Annahme verdrängt und der Sieg über menschliche Trugschlüsse gewonnen wird. Das ist eine äußerst wichtige Aufgabe. Das Christentum hat sie der Menschheit stets vor Augen gehalten, und in einigen Einzelfällen ist sie in Angriff genommen und in gewissem Grade auch gelöst worden. Wie Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 387): „Die Geschichte des Christentums liefert erhabene Beweise von dem erhaltenden Einfluß und der beschützenden Macht, die dem Menschen von seinem himmlischen Vater, dem allmächtigen Gemüt, verliehen worden ist, welcher dem Menschen Glauben und Verständnis gibt, mit denen er sich nicht nur gegen Versuchung, sondern auch gegen körperliche Leiden verteidigen kann.”

Der Glaube an das Gute hat die Menschen oft von Sünde und Versuchung erlöst, und der Glaube an das Gute hat sie auch vor körperlichen Leiden beschützt. Was der Welt jedoch Not tat, war die göttliche Wissenschaft, ein Verständnis von Gott als dem Prinzip des Seins, um den Glauben aus dem Gebiet des Zweifelhaften heraus in das Reich unbedingter Gewißheit zu erheben. Ein also gefestigter Glaube, ein Glaube, der auf reiner Gotteserkenntnis beruht, hat unbeschränkte Macht, vor dem Bösen zu schirmen und vor Krankheit zu beschützen. Und das heißt, daß der Mensch harmonisch und vor den falschen Annahmen des sterblichen Gemüts beschützt ist im Verhältnis zu seinem Verständnis vom göttlichen Prinzip oder in dem Maße, wie er von der göttlichen Intelligenz oder dem göttlichen Gemüt regiert wird. In dem gleichen Maße erkennt er auch des Menschen harmonisches und ewiges Sein. „Der Mensch, der von der göttlichen Intelligenz beherrscht wird, ist harmonisch und ewig,” schreibt Mrs. Eddy auf Seite 184 von „Wissenschaft und Gesundheit.”

Die Menschen müssen Gott erkennen — nicht nur an Ihn glauben — und Ihn lieben lernen; denn „der Herr behütet alle, die ihn lieben.” Gott ist Liebe. Und eine Erkenntnis Gottes als Liebe zeigt, wie innig und zärtlich das Verhältnis zwischen Gott und dem Menschen ist. Worte sind außerstande, dieses Verhältnis auszudrücken. Nur in dem Maße, wie das menschliche Bewußtsein geistig erleuchtet und der materielle Sinn überwunden wird, kann man etwas von dem Wesen dieses innigen Verhältnisses erkennen, das den Menschen erhält und das über das menschliche Verständnis hinausgeht. „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.”

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