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Das neunte Gebot

Aus der März 1923-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


„Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.” So lautet das neunte Gebot. Und es ist ein bedeutungsvolles Gebot, denn es verlangt mit eindringlicher Schärfe von allen Menschen, daß sie über ihren Nächsten die Wahrheit denken und reden sollen. Die Zehn Gebote sind während der langen vergangenen Zeitalter erprobt worden und werden noch immer erprobt; und ihre Weisheit wird von jedem Menschen anerkannt und gepriesen, der sich ihren Wert als Schutz und als Mittel, das Beste in den menschlichen Beziehungen zu fördern, selbst bewiesen hat. Das moralische Gesetz ist sozusagen das Rückgrat der modernen Gesittung. In weit größerem Maße als man gewöhnlich glaubt, gründen sich die internationalen und bürgerlichen Gesetze auf die Zehn Gebote, und es unterliegt keinem Zweifel, daß diese Zehn Gebote nächst dem erleuchteten geistigen Verständnis bei der Förderung der Gerechtigkeit in der Welt die wirksamste Kraft sind.

Das neunte Gebot beschäftigt sich hauptsächlich mit unsern Beziehungen zu den Menschen, wie das Erste Gebot in der Hauptsache auf unsre Beziehung zu Gott hinweist. In einfachen und unverhüllten Worten verlangt es von uns, daß wir kein falsches Zeugnis über unsern Nächsten ablegen sollen. „Ein treuer Zeuge lügt nicht; aber ein falscher Zeuge redet frech Lügen” ist ein altes Sprichwort. Und wenn man darüber nachdenkt: wie erbärmlich ist doch ein Mensch, der über seinen Nächsten falsch denkt und spricht oder falsch gegen ihn handelt, entweder um ihn herabzuwürdigen oder um sich selbst zu erhöhen! Außer andern schlechten Folgen, die man erntet, wenn man falsches Zeugnis wider seinen Nächsten ablegt, gibt es noch eine, auf die Mrs. Eddy in Miscellaneous Writings (S. 226) hinweist: „Als Aristoteles gefragt wurde, was das Lügen einem Menschen nützen könne, antwortete er, ‚Keinen Glauben zu finden, wenn er die Wahrheit spricht.‘ ” Das wäre in der Tat ein Zustand, um den ihn niemand beneiden würde. Aber Aristoteles hatte recht. Genau das tritt ein, wenn es bemerkt wird, daß man gegen seinen Nächsten falsches Zeugnis redet. Das Vertrauen zu solchem Menschen wird stark erschüttert, wenn es nicht völlig verloren geht, und in manchen Fällen bedarf es großer Beweise der Treue und Wahrhaftigkeit von seiner Seite, um das so leichtfertig verscherzte Vertrauen wiederzugewinnen.

Es braucht wohl kaum betont zu werden, daß in der heutigen Welt das neunte Gebot arg vernachlässigt wird. Überall geben ehrbare Menschen dies zu, und oft fragen sie: Wie kann das verhindert werden? Der erste Schritt zur Berichtigung eines jeglichen Fehltritts ist die Erkenntnis desselben, und der nächste Schritt ist der Wunsch, das Heilmittel dafür kennen zu lernen und es anzuwenden. So verhält es sich mit allen Irrtümern, mag es sich nun um Krankheit, Sünde oder eine andre irrtümliche Annahme des menschlichen Gemüts handeln. Hier tritt die Christliche Wissenschaft ein; durch sie kann das geistige Verständnis von Gott und dem Menschen erlangt und demonstriert werden. Denn nichts ist so sicher wie das: in dem Maße, wie die Christliche Wissenschaft verstanden und aufrichtig ausgeübt wird, werden die Menschen rücksichtsvoller gegeneinander, ehrlicher in ihrer Handlungsweise, liebreicher und gerechter in allen menschlichen Beziehungen, mit andern Worten, die Christliche Wissenschaft ermöglicht es den Menschen, wahre Zeugen zu sein.

Wie nun ermöglicht es die Christliche Wissenschaft zum Beispiel den Menschen, in ihrem Verkehr miteinander ehrlicher zu werden? Indem sie ihnen die Kraft gibt, den falschen materiellen Sinn zu überwinden. Die Christliche Wissenschaft macht klar, was Gott oder die Wahrheit ist und was der wirkliche Mensch ist, und mit dieser Belehrung sind die Menschen imstande, zwischen Wahrem und Falschem zu unterscheiden und so für die Wahrheit zu zeugen. Mit dem Erfassen der Wahrheit über den geistigen Menschen lernt man einsehen, daß all die niedrigen Versuchungen zu lügen und zu betrügen — ja, alle unehrlichen Neigungen — dem sogenannten fleischlichen oder sterblichen Gemüt entspringen. Aber das sterbliche Gemüt ist nur eine falsche Annahme, ein Blendwerk der materiellen Sinne, das weder Wirklichkeit noch Macht hat. Darum wird jemand, der in der göttlichen Wissenschaft unterrichtet ist, sich von diesem Trug in keiner Weise irreführen lassen. Er bestreitet die Wirklichkeit des materiellen oder persönlichen Sinnes, denn er weiß, daß der geistige Sinn allein wirklich und zuverlässig ist. In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 298) schreibt Mrs. Eddy: „Das, was materieller Sinn genannt wird, kann nur über einen sterblichen, zeitlichen Sinn der Dinge berichten, wohingegen der geistige Sinn allein für die Wahrheit Zeugnis ablegen kann. Für den materiellen Sinn ist das Unwirkliche das Wirkliche, bis dieser Sinn durch die Christliche Wissenschaft berichtigt wird.” Der Christliche Wissenschafter bestätigt daher in seiner Betätigung der Wahrheit stets die geistigen Tatsachen des Seins. Dadurch legt er ein wahres Zeugnis ab für das wirklich Bestehende und wird somit gewissenhafter im Befolgen des neunten Gebotes.

In dem Aufsatz „Verrat und Verleumdung” in Miscellaneous Writings, erteilt unsre Führerin den Schülern der Christlichen Wissenschaft einen sehr passenden Rat. Auf Seite 228 schreibt sie: „Wir sollten den flüchtigen Erfolg der Niederträchtigkeit, des zügellosen Ehrgeizes und der gemeinen Rache mit mitleidigem Auge betrachten. Das wird uns auch befähigen, einen freundlichen, wahren und gerechten Menschen, der seinem Gewissen treu und der untadelhaft ehrlich ist, als den einzig brauchbaren Stoff zu erkennen, aus dem ein für die Erde und den Himmel sich eignendes Dasein gewoben werden kann.” Mrs. Eddy war stets praktisch. Und so ist die wunderbare Wissenschaft, die sie der Welt gab, auch überaus praktisch. Sie bezieht sich auf die ewigen Wahrheiten des Seins, aber in einer Weise, daß die Menschheit diese ewigen Wahrheiten leicht auf jedes menschliche Problem anwenden kann. Wenn wir verstehen, daß die Zehn Gebote, einschließlich des neunten, ihre Grundlage in der absoluten Wissenschaft haben, wird es uns bedeutend leichter, sie zu erfüllen.

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