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Sein — nicht scheinen

Aus der März 1923-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als Jesus zu seinen Jüngern sagte: „Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer,” warnte er sie damit vor einer der listigsten Versuchungen, die das sterbliche Dasein bedrängen, vor der Versuchung nämlich, nur echt und wahr zu scheinen als vielmehr echt und wahr zu sein. Der Grund dafür, daß diese Versuchung so weitverbreitet ist und daß es den meisten so schwer vorkommt zu wissen, ob sie nur wahr zu sein scheinen oder ob sie wirklich wahr sind, liegt darin, daß sie den Unterschied zwischen dem materiellen Sinn und dem geistigen Sinn nicht kennen. Der materielle Sinn ist immer ein Heuchler. Da er selbst eine Nachahmung ist, ahmt auch er nur nach; daher scheint er nur gut zu sein und wird zum Heuchler, während andrerseits der geistige Sinn unbedingt wahrhaftig ist. Der geistige Sinn kennt in jedem Falle die Wahrheit und lebt die Wahrheit, daher herrscht völlige Übereinstimmung zwischen dem reinen Beweggrund und der richtigen Darstellung.

Die Pharisäer versuchten, in Befolgung ihrer Kirchenvorschriften wohl das zu tun, was alle tun sollten, nämlich Gott anzubeten; doch der Irrtum, der sie bedrängte, war der materielle Sinn, der alles in den Staub zieht. Sie versuchten, ihre Aufgaben in materieller Weise auszuarbeiten, daher blieb die wirkliche Aufgabe — das geistige Dasein, gerade das, was sie eigentlich hätten erkennen sollen — unberührt, und die ursprüngliche Bedeutung des Daseins ging ihnen verloren. Verblendet durch ihre eignen Irrtümer, konnten sie also das Licht der Wahrheit nicht sehen, und anstatt daß es ihnen ein Führer gewesen wäre, wurde es zum „Ärgernis.” Christus Jesus dagegen wählte den besseren Weg. Nicht genug, daß sein Ziel das geistige Dasein war, auch seine Art zu arbeiten war die richtige geistige Art. Die Folge davon war, daß er den Erfolg errang, den die Pharisäer nicht erringen konnten, und daß er auch das sah, was ihre verblendeten Blicke nicht sehen konnten. Er sah den „Weg und die Wahrheit und das Leben,” was sie in entgegengesetzter Richtung suchten, weil sie nur auf ihren eignen persönlichen Erfolg bedacht waren, den „Stolz des Priestertums,” von dem Mrs. Eddy auf Seite 270 von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” sagt, er „ist der Fürst dieser Welt. Er hat keinen Teil an Christus.”

Der Pharisäer, den also die Verschiedenheit zwischen dem „Stolz des Priestertums” und dem Verständnis des Christus ins Straucheln brachte, hielt strenge und genau den Sabbat inne. Er hielt nicht nur streng daran fest, daß er selbst an diesem Tage keine Arbeit verrichtete, sondern nörgelte auch an den geringfügigsten Abweichungen herum, wo es sich um die Arbeit andrer handelte. Jesus sah vom Fleisch hinweg. Er sah die Herrlichkeit Gottes sich wie Sonnenschein in mildem Segen über und auf alles ergießen. Sein Sabbat war eine gute Gelegenheit, den aufdringlichen Irrtum — eben gerade das ermüdende Umgehen der Wahrheit, das aus den Spitzfindigkeiten der Pharisäer entstand — zu vergessen, und gab ihm Anlaß, sich der Fülle der göttlichen Barmherzigkeit zu erfreuen.

Zweimal am Tage wiederholte der Pharisäer die großen Gebote: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, liebhaben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allem Vermögen,” und „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst;” und doch hielt er stets einen Stein bereit, um ihn auf diejenigen zu werfen, die er für weniger gerecht hielt als sich selbst. Jesus dagegen sah voll Erbarmen auf die Menge, die sich zu ihm drängte, und heilte sie liebevoll. Der Pharisäer verband sich die Augen, um sich nicht durch den Anblick der Sünden andrer zu verunreinigen; Jesus dagegen blickte den sündigen Annahmen der Welt furchtlos ins Auge und nahm, da er ihre Nichtigkeit kannte, in der strahlenden Wirklichkeit Gottes den gottähnlichen Menschen wahr, der vom sterblichen Schein nicht berührt wird, und so wurde für ihn der Sinnentraum — ob Sünde, Krankheit oder Tod genannt — zu dem, was er tatsächlich ist: zu einem Nichts. Weiter ging der Pharisäer geduckt durch die Straßen, um seine Demut zu zeigen, während Jesus in dem Gedanken an die Herrlichkeit und Erhabenheit Gottes und über dem Wunder dieses Schauens sich selbst vergaß und in wahrer Demut die Herrlichkeit von Gottes Gegenwart anerkannte. In diesen weltweiten Gegensätzen in der Auffassung von Frömmigkeit haben wir den Unterschied zwischen Scheinen und Sein; das eine ist Nachahmung, das andre ist wirklich; das eine ist kleinlich und engherzig, das andre voll unendlicher Erhabenheit und Güte; das eine ist vergänglich, das andre ewig. Indem wir so unsern Blick auf den „Wunderbar, Rat,” den „Friedefürst” gerichtet halten, können wir Mrs. Eddy ewig dankbar sein dafür, daß sie uns in „Wissenschaft und Gesundheit” (S. 468) die „wissenschaftliche Erklärung des Seins” gegeben hat, deren Verständnis von materiellem Schein erlöst. In den Worten des Apostels Paulus: „Darum lasset uns Ostern halten nicht im alten Sauerteig, auch nicht im Sauerteig der Bosheit und Schalkheit, sondern in dem Süßteig der Lauterkeit und der Wahrheit.”


Irret euch nicht! Gott läßt sich nicht spotten. Denn was der Mensch säet, das wird er ernten. Lasset uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten ohne Aufhören.— Gal. 6:7, 9.

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