In unseren Tagen wird durch das ganze Feld der christlich-wissenschaftlichen Bewegung aufs eifrigste eine irrige Ansicht verbreitet, derzufolge Mrs. Eddy erwartete und wünschte, daß die gegenwärtige Organisation Der Mutter-Kirche aufgelöst werden sollte, falls sie ihren Posten als Haupt der christlich-wissenschaftlichen Kirche je aufgeben würde; und zur Förderung dieser Streitbewegung wird eine Erklärung, die unsere Führerin vor dreißig Jahren geschrieben hat, aus ihrem Zusammenhang herausgegriffen und als Beweis des Wunsches unserer Führerin, daß die Kirche aufgelöst werden soll, benützt. Dieser Satz lautet:
„Trotz des Gedeihens meiner Kirche wurde erkannt, daß eine materielle Organisation ihren Nutzen und ihre Gefahr hat, und daß eine Organisation nur in den ersten Anfängen der christlichen Geschichte notwendig ist” (Retrospection and Introspection, S. 45).
Diese Erklärung bezog sich auf die Begebenheit von 1889, als unsere Führerin die materielle Organisation Der Mutter-Kirche tatsächlich auflöste. Nach diesem Zeitpunkt gestaltete sie ihre Kirche von neuem auf einer mehr geistigen Grundlage aber ohne die Notwendigkeit einer staatlichen Genehmigung, um die zuerst nachgesucht worden war. Über diese Auflösung hat sich Mrs. Eddy mit folgenden Worten ausgesprochen:
„Damals empfahl ich die Auflösung der Kirche. Kaum waren meine Ansichten bekannt geworden, als die geeigneten Maßnahmen zu ihrer Ausführung getroffen wurden, nachdem ein einstimmiger Beschluß zustande gekommen war. Diesem Schritt folgte sogleich ein großes Wiederaufleben gegenseitiger Liebe, des Gedeihens und geistiger Kraft. Die Geschichte jener Stunde ist der Inhalt dieser wahren Aufzeichnung. Diese geistig organisierte Kirche Christi, Wissenschafter, in Boston, nimmt an Umfang und Einfluß zu und besteht heute noch weiter. Ein neues Licht brach an über ihr, und immer prächtiger wurden die Gewänder von ihr, ‚die da Frieden verkündiget, Gutes prediget‘. Trotz des Gedeihens meiner Kirche wurde erkannt, daß eine materielle Organisation ihren Nutzen und ihre Gefahr hat, und daß eine Organisation nur in den ersten Anfängen der christlichen Geschichte notwendig ist” (Retrospection and Introspection, S. 44 u. 45).
Solange Die Mutter-Kirche unter staatlicher Aufsicht, also mit staatlicher Genehmigung sich betätigte,war sie nach dem Wortlaut der Genehmigung den „Begrenzungen, Pflichten und Einschränkungen unterworfen, die ihr gesetzlich auferlegt waren”. Jeder Christliche Wissenschafter weiß, daß es unmöglich wäre, mit gesetzlicher Genehmigung oder als gesetzlich anerkannte Einrichtung, die durch ein Staatsgesetz jederzeit geändert oder aufgehoben werden könnte, eine „geistig organisierte” Kirche, was Die Mutter-Kirche Christi, Wissenschafter, ist aufrecht zu erhalten. In Übereinstimmung mit der Leitung durch die unendliche Weisheit löste daher unsere göttlich erleuchtete Führerin die materielle Organisation auf und organisierte später ihre Kirche von neuem auf einer geistigen Grundlage als eine freiwillige religiöse Vereinigung, wodurch sie sie dem Eingreifen des sterblichen Gemüts entzog und sie in die Hände Gottes legte.
Nun kommt aber der Feind der Christlichen Wissenschaft und will geltend machen: Wir sind der Organisation entwachsen,es ist Zeit, daß die Kirchenorganisation aufhöre. Und um sich in dieser falschen Stellungnahme zu behaupten, mißbraucht er die Erklärung unserer Führerin, „daß eine Organisation nur in den ersten Anfängen der christlichen Geschichte notwendig ist”. Der Irrtum verlangt nun, daß wir die Satzungen und die besondere Regierung Der Mutter-Kirche aufgeben, weil doch die Satzungen nicht mehr wirksam sein können, da Mrs. Eddy ja nicht mehr unter uns weile!
Im Jahre 1889 vergewisserte sich unsere Führerin durch Demonstration, daß es für ihre Kirche viel besser wäre, „geistig organisiert” zu sein als von einem gesetzlichen Vorgang abzuhängen. Daher vollzog sie damals im Gehorsam gegen Gott, was nach der heutigen Forderung noch einmal geschehen soll, nämlich, die Auflösung der materiellen Organisation ihrer Kirche. Wie sinnlos ist es doch, daß heute der Irrtum die Suggestion verbreitet,wir müßten etwas unternehmen, war Mrs. Eddy selbst vor mehr als dreißig Jahren bereits getan hat!
Die Mutter-Kirche besteht jetzt als eine der staatlichen Aufsicht nicht unterstellte religiöse Gemeinschaft mit eigenen Regeln und Satzungen, die unsere geliebte Führerin unter der unfehlbaren Leitung der göttlichen Weisheit ausgearbeitet hat. Hierüber sagt sie in dem Aufsatz Mental Digestion auf Seite 230 von The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany:
„Trotz der Zeit, dieser entheiligenden Motte,ist die Ewigkeit unserem Kirchenhandbuch beschieden, das wie in der Vergangenheit seine Stellung inmitten feindseliger Angriffe und Umtriebe behaupten und weiterbehalten wird, wenn diese zur Ruhe gekommen sind”.
Die Errichtung ihrer Kirche ohne gesetzliche Genehmigung bereitete unserer Führerin große Mühe und viel gerichtlichen Widerstand. Daß sie weise gehandelt hat,ist vor kurzem bewiesen worden durch die vom Obersten Gerichtshof des Staates Massachusetts im Falle Eustace contra Dickey ausgesprochene Entscheidung, in der ihr Kirchenhandbuch und ihre Form der Kirchenregierung aufrecht erhalten wird. Wir bringen hier einen Auszug aus einem Urteil dieses Gerichtshofes in einem andern mit Christian Society contra Macomber 5 Met. at 158 betitelten Fall:
„Im Falle einer der staatlichen Aufsicht nicht unterstellten Gemeinschaft, deren öffentliches Bestehen für gewisse Zwecke anerkannt ist, ist nur das Sichbekennen zu ihren Einrichtungen und Gebräuchen irgend welcher Art erforderlich, wenn sie der Verfassung und den Gesetzen des Staates nicht widersprechen. ... es besteht kein Zweifel, daß eine Gemeinschaft, die den Einrichtungen und Gebräuchen ihrer Anschauung und ihres Bekenntnisses gemäß organisiert und ins Leben gerufen ist, nicht einfach eine Kirche oder eine kirchliche Vereinigung wird, sondern eine der staatlichen Aufsicht nicht unterstellte religiöse Gemeinschaft im Sinne des Paragraphen S — 1811 C. 6, ...”
Zur Unterstützung der Gründe, warum unsere Führerin die materielle Organisation ihrer Kirche auflöste, sei hier folgender Auszug aus einem Aufsatz von Mrs. Eddy wiedergegeben, der in The Christian Science Journal für Oktober 1892 (Jahrgang X), Seite 275 und 276 erschienen ist:
„Vor ungefähr sechs Wochen wandte ich mich um Rechtsbelehrung an zwei tüchtige Anwälte meines Heimatsstaates. Von der göttlichen Liebe geführt fanden sie in den Gesetzen des Staates Massachusetts den in nachfolgender Urkunde erwähnten (und hiermit veröffentlichten) Paragraphen betreffend die Verleihung der Körperschaftsrechte an Beschenkte, die sich nicht als eine Kirche organisieren. Alle treuen und anhänglichen Christlichen Wissenschafter werden sich freuen zu vernehmen, daß wir Kircheneigentum besitzen und behalten können, ohne zu Kirchenorganisationsformen zurückzukehren, denen wir entwachsen sind.”
Sieht dies so aus, als ob unsere Führerin erwartete, daß Die Mutter-Kirche, die „geistig organisierte Kirche Christi, Wissenschafter, in Boston”, die „immer noch weiter besteht”, durch einen künftigen schlecht beratenen Christlichen Wissenschafter aufgelöst und ihr Lebenswerk aufgegeben und beiseite geworfen werden sollte? Daß unsere Führerin nicht handelte, ohne der Frage der Aufhebung ihrer materiellen Kirche und ihrer Wiedererrichtung auf einer mehr geistigen Grundlage die ihr gebührende, sorgfältige Aufmerksamkeit zu schenken, geht aus einer weiteren Stelle auf Seite 371 und 372 von The Christian Science Journal für November 1892 (Jahrgang X) hervor:
„Die ordentliche Versammlung der Vereinigung der ehemaligen Schüler der Metaphysischen Lehranstalt von Massachusetts fand am 5. Oktober in Steinert Hall, Boylston Str. 62, Boston statt. Sie war ungewöhnlich stark besucht, viele waren von weit entfernten Orten im Westen und in Kanada gekommen. ... Für die weise und befriedigende Art, in der die Führerin ihren Schülern wiederum über eine scheinbar schwierige Stelle hinweg geholfen hatte, wurde ihr einstimmig gedankt. Es wurde allgemein dem Gefühl Ausdruck gegeben, daß das Prinzip sie geleitet hatte, und daß eine materielle Organisation in Wahrheit keine Notwendigkeit ist, daß vielmehr ein Festhalten daran in der Tat dem Wachstum und der Demonstration hinderlich ist”.
Dies war ein Teil der Besprechung, die dem Lesen des oben erwähnten Aufsatzes aus dem Oktober-Journal folgte, worin unsere Führerin ankündigte:
„Wir können Kircheneigentum besitzen und behalten ohne zu Kirchenorganisationsformen zurückzukehren, denen wir entwachsen sind”.
Für denjenigen, der unserer Führerin in der Christlichen Wissenschaft getreulich nachzufolgen wünscht, gibt es keine irrigere Stellungnahme als auch nur einen Augenblick anzunehmen, daß sie je daran gedacht hat, Die Mutter-Kirche würde wieder aufgelöst werden. Daß das gerade Gegenteil ihre Erwartung und Absicht war, geht deutlich erkennbar aus folgender Stelle in einem Briefe hervor, den sie am 27. Februar 1903 an den Vorstand der Kirche der Christlichen Wissenschaft sandte, und der im Christian Science Sentinel vom 22. August 1914 veröffentlicht wurde:
„In einem Punkte fühle ich mich indessen befugt, Rat zu erteilen; ich ermahne euch: Gebt nie die Satzungen und die besondere Regierung Der Mutter-Kirche auf. Wenn ich nicht persönlich bei euch bin, so haben euch doch bis jetzt das Wort Gottes und meine Unterweisungen in den Satzungen geführt und werden euch auch fernerhin sicher führen; und die Lehren des Apostels Paulus sind heute ebenso nützlich wie zu der Zeit, als sie zuerst niedergeschrieben wurden”.
Wenn die Worte des Apostels Paulus durch die Jahrhunderte hindurch nicht veraltet sind, was für ein Recht hat dann jemand anzunehmen, daß die Satzungen und Anweisungen, die unsere Führerin für die ununterbrochen fortdauernde Regierung Der Mutter-Kirche ausgearbeitet hat, ihre Bedeutung verlieren sollen, nur weil ein paar Jahre verstrichen sind? Indem so unsere Führerin bestimmt für die ununterbrochene, ewige Fortdauer Der Mutter-Kirche, — die in sich einzigartig ist und daher von Zweig-Kirchen nicht nachgeahmt werden soll — gesorgt hat, hat sie um übereifrige Christliche Wissenschafter vor dem Versuch, die Organisation der Zweig-Kirchen aufzulösen, zu bewahren, dieser Möglichkeit durch Artikel XXIII, Abschnitt 6, des Handbuchs Der Mutter-Kirche über Kirchenorganisation vorgebeugt, worin es heißt:
„Sollte die Pastorin Emerita, Mrs. Eddy, ihren Posten als das Haupt oder die Führerin Der Mutter-Kirche Christi, Wissenschafter, aufgeben, so soll jede Zweig-Kirche ihre gegenwärtige Regierungsform in Übereinstimmung mit dem Handbuch Der Mutter-Kirche fortsetzen”.
Man sieht mit Bedauern die Versuche, die einige wohlmeinende aber auf Abwegen befindliche Christliche Wissenschafter machen, um Mrs. Eddy Pläne für die Leitung ihrer Kirche Zu verbessern. Man lese die folgenden göttlich eingegebenen Worte unserer Führerin, die der Verfasser dieser Betrachtung in dem Augenblick, wo sie gesprochen wurden, wörtlich niederschrieb:
„Ich betete Tag und Nacht zu Gott, daß Er mir zeigte, wie ich meine Kirche gestalten und sie weiterführen soll. Ich weiß, daß Er es mir gezeigt hat, so gewiß wie ich weiß, daß Er mir die Christliche Wissenschaft gezeigt hat; und kein menschliches Wesen hat mir je die Christliche Wissenschaft gezeigt. Daher habe ich weder das Recht noch den Wunsch, zu ändern, was Gott mich angewiesen hat zu tun; und es ist Pflicht der Kirche, es zu befolgen. Was diese Kirche dreißig Jahre lang gesegnet hat, wird sie auch beständig aufrecht erhalten”.
Man sollte auch eingedenk sein, daß Mrs. Eddy in ihrem Testament die künftige Verwaltung ihres Eigentums dem Vorstand der Kirche der Christlichen Wissenschaft anvertraut hat, der die Christliche Wissenschaft, so wie sie sie gelehrt hat, fördern und ausbreiten soll. Dieser Schritt wäre von unserer Führerin sicher nie unternommen worden, wenn sie nicht das Fortbestehen ihrer Kirche erwartet hätte. Die Christlichen Wissenschafter sollten sich vor der Falle hüten, die das sterbliche Gemüt in dieser Zeit stellt, um die Unbedachtsamen in eine Gelegenheit der Untreue und des Ungehorsams gegen die teuersten Wünsche unserer verehrten Führerin zu verlocken.
