In seinen Briefen an Timotheus, seinen „rechtschaffnen Sohn im Glauben”, gibt Paulus sehr viel überaus wertvollen Rat. Der treue Apostel der Heiden hatte den Samen der Wahrheit in weit umher zerstreute Felder gesät, und er war zärtlich um sein Wachstum besorgt. Er erkannte gut die Notwendigkeit, daß diejenigen, die sich zum christlichen Glauben bekannten, sich ihres hohen Berufs würdig erweisen sollten, wenn jener Glaube stärker werden und Frucht tragen sollte. Seine Worte an Timotheus waren der natürliche Ausdruck seines Wunsches, daß das Christentum der ungläubigen Welt durch Männer von bewährtem Charakter dargeboten werden möge. Daher schrieb er: „Befleißige dich, dich Gott als bewährt zu erzeigen (engl. Bibel), als einen rechtschaffnen und unsträflichen Arbeiter, der da recht teile das Wort der Wahrheit”, und wiederum: „Du, Gottesmensch, ... jage aber nach — der Gerechtigkeit, der Gottseligkeit, dem Glauben, der Liebe, der Geduld, der Sanftmut”.
Was für eine mächtige Aufforderung richten doch die Worte des Paulus an die Schüler der Christlichen Wissenschaft, besonders an diejenigen unter ihnen, die in der christlich-wissenschaftlichen Bewegung amtliche Stellungen bekleiden! Dies ist nicht schwer zu verstehen. Denn sind die Praktiker und die Beamten der christlich-wissenschaftlichen Kirchen und Vereinigungen in den Augen der Welt nicht die Vertreter des Christentums Christi, wie es durch die Christliche Wissenschaft wissenschaftlich dargeboten wird? Mrs. Eddy erklärt die Stellung genau in einem kurzen aber bündigen Satze auf Seite 450 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”, der lautet: „Der Christliche Wissenschafter hat sich in den Dienst der Verminderung des Bösen, der Krankheit und des Todes gestellt und wird sie durch das Verständnis ihrer Nichtsheit und der Allheit Gottes oder des Guten überwinden”. Gab es je eine so wichtige Pflicht wie diese? Könnte je die Erfüllung einer Aufgabe so viel für die Welt bedeuten? Doch was für eine Heiligung des Denkens, was für eine Reinheit des Beweggrundes, was für eine Beständigkeit, Geduld, Demut, Treue und geistige Erkenntnis ist erforderlich, um sie auszuführen!
Jeder Christliche Wissenschafter weiß nun, wie notwendig es ist, bei seinen Bestrebungen, die errettende Wahrheit der Christlichen Wissenschaft seinen Mitmenschen zu bringen, mit Gott verbunden zu sein, d. h., jeder Christliche Wissenschafter ist sich bewußt, daß es ihm in auffallender Weise nicht gelingen wird, seine Pflicht zu erfüllen, wenn sein Denken die Eigenschaften Gottes, des Guten, nicht widerspiegelt, wenn sein Leben demjenigen des großen Beispielgebers Christus Jesus nicht ähnlich ist. Die Welt braucht nicht viel Zeit, um Weltlichkeit aufzudecken; andererseits aber stellen diejenigen, die ihrem lähmenden Einfluß entrinnen möchten, schnell ihre Betrügereien bloß. Und diejenigen, die reuigen Herzens sind, antworten gern auf den Gedanken, der viel von seiner Materialität verloren hat, indem sie eifrig die Wahrheit, die ihnen das vergeistigte Bewußtsein bietet, ergreifen. Unsere geliebte Führerin verstand so gut, was die irregeführte Menschheit braucht und wie ihre Bedürfnisse am besten befriedigt werden können. Einer ihrer Briefe an einen ersten Leser, den wir auf Seite 247 in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” lesen, ist ein treffendes Zeugnis hierfür. Sie beginnt ihren Brief mit den Worten: „Christus ist die auf den Thron erhobene Sanftmut und Wahrheit. Ziehe die Kleider Christi an, und du wirst erhöht werden und wirst alle Menschen zu dir ziehen”. Und im dritten Abschnitt schreibt sie: „Kommst du zu deiner kleinen Herde so voll göttlicher Speise, daß du dein Brot übers Wasser sendest? Dann sei versichert, daß du es nach vielen oder wenigen Tagen wieder finden wirst”. Schöne, einfache Worte freundlicher Ermahnung und Ermutigung!
Mancher Christliche Wissenschafter hat die Erfahrung gemacht, daß mit der Übernahme eines Amtes, das ihm die anderen Mitglieder übertragen hatten, eine Prüfungszeit an ihn herantrat; denn nun erkannte er seine Verantwortlichkeiten besser als je zuvor, und nun hatte er sich „Gott als bewährt” zu erzeigen. Dann fand vielleicht ein Kampf in ihm statt, welche Haltung er der Welt gegenüber einnehmen soll. Und es erhob sich die Frage: Kann er ihren Oberflächlichkeiten, ihren Alltäglichkeiten noch länger frönen, ganz zu schweigen von ihren — manchmal sehr tückischen — Verfahren, die die Sitten zu lockern trachten? In seiner Ratlosigkeit kamen ihm wahrscheinlich die Worte der Mrs. Eddy (Wissenschaft und Gesundheit, S. 451) in den Sinn, zeigten ihm klar den Weg und führten ihn zur Sicherheit und Standhaftigkeit: „Die Christlichen Wissenschafter müssen unter dem beständigen Druck des apostolischen Gebotes leben, aus der materiellen Welt herauszugehen und sich abzusondern. Sie müssen auf Übergriffe, auf Unterdrückung und auf den Stolz der Macht verzichten. Das Christentum, mit der Krone der Liebe auf dem Haupte, muß ihre Königin des Lebens sein”.
Niemand weiß besser als der Christliche Wissenschafter, wie hinterhältig die Versuchungen des Bösen sind; doch gleichzeitig weiß auch niemand besser als er, wie man diesen Versuchungen entgegentreten muß. Die Christliche Wissenschaft hat ihm geoffenbart, daß das Böse unwirklich ist, da Gott das unendlich Gute ist, und hat ihn gelehrt, daß kein Glaube an Böses eine Wohnstätte in seinen Gedanken finden kann, wenn diese mit Wahrheit und Liebe erfüllt sind. Und so ist er unterrichtet worden, wie er die Versuche des Bösen, die Ausführung seiner großen Mission der Verminderung der Sünde, der Krankheit und des Todes in der Welt zu verhindern, vollständig vereiteln kann. Um gegen die ihm auferlegte Pflicht treu zu sein, befleißigt er sich, sich Gott als bewährt zu erzeigen, als ein mit den Waffen der geistigen Wahrheit bewanderter Arbeiter, fähig und willig, diese Wahrheit in dem von ihm bekleideten Amte, ja, bei jeder Forderung des Lebens, zu beweisen.
